Bei der WM streikt beim Herrmann Radteam der Körper

29.8.2018, 12:39 Uhr
Im Nationaltrikot: Peter Renner (links) und Tim Kleinwächter.

Im Nationaltrikot: Peter Renner (links) und Tim Kleinwächter.

Und plötzlich ging nichts mehr. Die Sonne brannte vom Himmel, das Thermometer zeigte Temperaturen jenseits der 40 Grad, die Strecke war unbarmherzig. Mit großen Erwartungen waren Peter Renner und Tim Kleinwächter nach Italien gereist. Die Weltmeisterschaft in Maniago war ihr großes Ziel gewesen. Vor allem, nachdem das Tandem die WM im Vorjahr verpasst hatte. Doch als sich die Rennradler auf die Strecke am Fuße der südlichen Dolomiten machten, streikte der Körper.

Peter Renner, der Pilot des Tandems, bekam Probleme mit dem Kreislauf. "Es war unglaublich heiß", sagt der 29-Jährige, der auch Vorsitzender des Baiersdorfer Radteams ist. "Wir waren eigentlich gut vorbereitet, konnten unsere Leistung aber nicht abrufen." Bei dieser "extremen Hitze ging das nicht". Das, sagt Renner, ein erfahrener Rennradler, "kannte ich so von mir nicht".

Viele Radkilometer haben Renner und sein sehbehinderter Partner auf dem Tandem verbracht. Ziel war eine Platzierung unter den Top Ten. "Wir wussten, was wir können, und kannten die Gegner. Es war kein vermessenes Ziel", sagt Renner, "auf die vorderen Plätze zu schielen". Mit Rang elf im Zeitfahren und Rang 13 im Straßenrennen blieben die Baiersdorfer jedoch hinter den persönlichen Erwartungen zurück.

"Nach dem Wettkampf waren wir sehr enttäuscht", sagt Renner. Mit ein wenig Abstand aber meint er: "Unter dem Strich ist die Saison gut verlaufen." Das Duo wollte ein festes Mitglied der Deutschen Nationalauswahl werden. Das ist gelungen, auch den Paralympischen Spielen sind die Baiersdorfer einen großen Schritt näher. Und die WM an sich war dennoch ein beeindruckendes Erlebnis gewesen.

"Es war eine ganz andere Stimmung als bei den Weltcups", sagt Renner, auch unter den Fahrern, die um das Regenbogen-Trikot des Weltmeisters kämpften. "In Italien war es eine tolle Kulisse", die Zuschauer jubelten den Tandems zu. Dabei war der italienische Weltmeister Alessandro Zanardi, der frühere Formel-1-Pilot und Paralympics-Sieger. Und natürlich war es für Renner und Kleinwächter eine Ehre, im Nationaltrikot zu fahren. Zum abschließenden Weltcup-Rennen in Kanada sind die Baiersdorfer dennoch "mit hängenden Köpfen" gereist, wie Renner sagt. In Baie-Comeau fuhr das Duo daher auch mit einer Portion Wut im Bauch.

"Wir wussten, wir bekommen noch eine Chance. Wir wollten zeigen, dass wir es können." Zwar waren zahlenmäßig weniger Tandems am Start als noch bei der WM, dennoch waren die neuen und alten Weltmeister sowie viele Spitzenteams dabei. Nicht angetreten waren Fahrer aus entfernten Ländern wie beispielsweise Malaysia, die nach der WM zurück in die Heimat gereist sind. "Es war also genauso anspruchsvoll."

Renner und Kleinwächter erwischten zwei fast perfekte Wettkampftage, Platz sechs im Zeitfahren und Platz vier im Straßenrennen bedeuteten die bislang besten Weltcup-Ergebnisse. Im Straßenrennen schnupperten die Beiden über 104 Kilometer auf einem anspruchsvollen Kurs zwischenzeitlich sogar an einer Medaille. Doch fürs Podest reichte es nicht ganz.

Trotzdem sammelten die Baiersdorfer wichtige Qualifikationspunkte für die Paralympischen Spiele. "2019 müssen wir den Grundstein für Tokio legen", sagt Renner. Die Leistungen im vor-olympischen Jahr sind entscheidend, ehe der Verband die endgültige Nominierung erst 2020 ausspricht. Das Fernziel ist klar. Auch wenn immer etwas dazwischenkommen kann.

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