Bergkirchweih-Gelände in Erlangen: Jetzt ist der Westausgang im Visier

15.3.2021, 20:00 Uhr
Bergkirchweih-Gelände in Erlangen: Jetzt ist der Westausgang im Visier

© Harald Sippel

Grauer Himmel, sieben Grad, Pressetermin am "Berg", von Kirchweihstimmung ganz weit weg. Aber genau um die Bergkirchweih geht es, und zwar um eine eventuelle Wegeverbreiterung "zur Entfluchtung" am Westausgang des Bergkirchweihgeländes. Vor knapp drei Wochen wurde das Thema in der Sitzung des Umwelt-, Verkehrs- und Planungsausschusses (UVPA) des Stadtrats vertagt – an dem Tag, an dem die Stadtspitze entschied, dass die diesjährige Bergkirchweih abgesagt wird.

In weite Ferne rückte in diesem Moment das Fest, für das die Herzen vieler Kirchweihbegeisterter schlägt. In die Ferne, so schien es,

war damit auch die Notwendigkeit einer schnellen Entscheidung zur Umgestaltung des westlichen Ausgangs gerückt. Doch weit gefehlt, bereits drei Wochen später, und zwar am Dienstag, 16. März,  kehrt im nächsten Ausschuss das Thema auf die Tagesordnung zurück.

Bisher noch standfest

Auch um ihn wird es dann gehen: den mächtigen Baum, der direkt am Wegesrand steht, wenn man "An den Kellern" hinabläuft in Richtung Bayreuther Straße. Jedes Jahr werden an ihm Zugversuche unternommen, um festzustellen, ob seine Wurzeln noch fest im Erdreich verankert sind. Er hat eine Pilzkrankheit, noch zehn Jahre Lebensdauer attestiert ihm das Amt für Stadtgrün. Bisher zeigt er sich standfest, doch es kann sein, dass er keine zehn Jahre lang mehr lebt, weil er zuvor gefällt wird, ebenso wie drei weitere, kleinere, gesunde Bäume in seiner Nachbarschaft. Denn genau das sieht der Plan vor, der den Stadträten nächste Woche nahe gelegt werden wird.

In der Nähe, an einem der Tische des Entla’s Kellers, entrollt Thomas Kohlmann vom Bamberger Ingenieurbüro Höhnen und Partner beim Pressetermin – zu dem auch Tiefbauamtschef Andreas Pfeil, Feuerwehrchef Friedhelm Weidinger, Tanja Schertel vom Liegenschaftsamt und Alexander Kießling vom Amt für Stadtentwicklung und Stadtplanung gekommen sind – mehrere Pläne.

Sie zeigen vier Varianten einer Wegeverbreiterung, die das Büro ausgearbeitet hat. Die Problematik: Es handelt sich um einen recht steilen Hang mit einer in sich leicht verschobenen Kreuzung zweier Wege beziehungsweise kleiner Straßen. Es sei ein wichtiges Anliegen der Planung, so wenig Baumbestand wie möglich zu roden, sagt Kohlmann.

Fünf Meter breiter Fluchtweg

Die Vorgabe war, im Westbereich des Kirchweihgeländes einen fünf Meter breiten Fluchtweg für die Bergkirchweihbesucher zu planen. Die Notwendigkeit wird auf eine Personenstromanalyse aus dem Jahr 2012 zurückgeführt. Angeführt wird hier auch das Sicherheitskonzept, das erstmals 2013 aufgelegt wurde.

Bergkirchweih-Gelände in Erlangen: Jetzt ist der Westausgang im Visier

© Harald Sippel

Außerdem sollte bei der Planung eine breitere Zufahrt für Rettungskräfte auf das Berggelände von der Westseite her entstehen – bisher gibt es breite Zufahrten in der Mitte über die Bergstraße und im östlichen Berg-Bereich. Und zudem möchte die Feuerwehr für den Brandfall auch eine breitere Zufahrt zu den beiden Villen, die am Böttigersteig unweit des Bergkirchweihgeländes gebaut wurden. Eine weitere Anforderung an die Planer war, dass während der Kirchweih auch wieder WC-Container am Westausgang aufgestellt werden können.

Mehrere Varianten

Um all dies unter einen Hut zu bringen, hat das Ingenieurbüro zwar mehrere Varianten, unter anderem auch mit einer Kombination von Weg und Treppen, erarbeitet, doch bis auf eine alle selbst wieder verworfen. Die "Vorschlagsvariante", die das Büro empfiehlt, sieht keine Treppen vor, aber eben die Verbreiterung des Wegs "An den Kellern" von etwas über drei auf fünf Meter. Die Kostenschätzung liegt bei 263.000 Euro.

Die Feuerwehr habe "ein großes Interesse, dass die Befahrbarkeit verbessert wird", sagt Friedhelm Weidinger. Nicht nur an die Zufahrt zu den Häusern denkt er dabei, sondern insbesondere an die Bergkirchweih. Bei einer Veranstaltung dieser Größe sei es nötig, dass man – falls es zu einem Schadensereignis käme – von allen Seiten auf das Gelände fahren kann.

Grüne fordern Transparenz

Nicht nur an die Bergkirchweih, sondern an das Bergkirchweihgelände an sich denken wiederum die Grünen im Stadtrat. 2019 hatten sie den Antrag gestellt, dass ein "Gesamtkonzept Bergkirchweihgelände" erstellt wird, im April letzten Jahres stimmte der gesamte Stadtrat dafür. "Wir beobachten nun mit Sorge, dass es nach und nach eine Umgestaltung des Geländes gibt, noch bevor dieses Konzept vorliegt", sagte Grünen-Stadträtin Kerstin Heuer im jüngsten Bauausschuss. Es handele sich hier schließlich um die Seele der Stadt.

"Wir dürfen nicht mit vielen Einzelmaßnahmen Fakten schaffen, sondern brauchen eine öffentliche und transparente Diskussion zur Zukunft des Geländes", fordert Tina Prietz, grüne Sprecherin für Klimaschutz und Partizipation. „Dabei müssen neben der Sicherheit auch Denkmalschutz, Baumschutz, Ökologie und die besondere Bedeutung des Bergs für die Menschen in der Stadt eine Rolle spielen“, so Prietz weiter.

"Erste Projektskizze"

Eine Nachfrage ein paar Tage später beim für das Gesamtkonzept zuständigen Referenten für Wirtschaft und Finanzen, Konrad Beugel, ergibt, dass mit dem fertigen Konzept nicht so bald zu rechnen ist. Doch im zweiten Quartal dieses Jahres soll den Stadträten "eine erste Projektskizze" vorgestellt werden. Und nicht nur diesen, sondern auch allen Beteiligten. Dazu zählen auch die Wirte, Schausteller, Anwohner. Es soll, kurz gesagt, eine Öffentlichkeitsbeteiligung geben.

Die wünscht sich auch jetzt schon mancher Bürger, wie in einem Schreiben an dieses Medienhaus und an mehrere Stadträte bereits vor drei Wochen zum Ausdruck gebracht wurde.

Damals teilte SPD-Stadtrat Andreas Richter diesem Bürger mit, dass seine Fraktion eine Vertagung des Themas "Wegeverbreiterung am Westausgang" beantragt habe, da hier die Bürgerbeteiligung fehle. Durch die Vertagung könnten auch noch weitere Vorschläge geprüft werden.

Austausch der Geländer

Der Pressetermin am Berg endet im östlichen Bereich des Kirchweihgeländes. Hier sollen noch dieses Jahr alte gegen neue Geländer ausgetauscht werden, um die Sicherheit zu erhöhen – der Beschluss dazu fiel im Bauausschuss am letzten Dienstag. Wie sich vor Ort herausstellt, ist eines der Geländer an einem Weg, der während der Kirchweih ohnehin für die Besucher gesperrt ist.

Im Ausschuss hatten sich dafür, dass das Gesamtkonzept vorgelegt werden soll, neben den Grünen-Stadträten auch ÖDP-Stadträtin Barbara Grille und CSU-Stadträtin Rosi Egelseer-Thurek ausgesprochen. "Wir sollten uns grundsätzlich überlegen, wie wir das Konzept haben wollen", sagte Egelseer-Thurek. Die Bergkirchweih, meinte sie dann noch, "das ist uns entglitten".

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