Den Franzosen unterstellen zu wollen, sie seien keine Autonarren, wäre grob ungerecht. Das Land ist fast doppelt so groß wie die Bundesrepublik und hat nur etwas mehr als die Hälfte der Einwohner ihres Nachbarn östlich des Rheins - da ist nicht nur Platz für lange Straßenalleen, sondern sie werden auch noch befahren. Trotzdem ist einiges anders, sieht man einmal davon ab, dass es den als ausgesprochen individualistisch und eigensinnig beschriebenen Franzosen offenbar nichts ausmacht, auf Autobahnen strikt 130 zu fahren, obwohl sie Autos bauen, die auch schneller fahren könnten. Der größte Unterschied aber ist heute in den Städten zu besichtigen. Die Franzosen (nicht nur der Staat und seine Administration, sondern vor allem die Bürger, die dort nicht Bourgeois, sondern Citoyen sind) sind es nämlich leid, ihre Städte mit Blechkutschen zu überschwemmen und setzen konsequent auf Nahverkehrslösungen. Anders ausgedrückt: Die Wiedergeburt der Straßenbahn ist eine französische Idee. Das den Deutschen nächste Beispiel der Renaissance dieses Verkehrsmittels ist im immer noch ziemlich deutschen Straßburg zu besichtigen, wenngleich die vor 15 Jahren wiederbelebte Straßenbahn eindeutig eine Angelegenheit der französischen Stadt Strasbourg ist - eine deutsche Verwaltung hätte es bestenfalls zu einigen neuen Ampelanlagen gebracht, um des Autoverkehrs Herr zu werden. So aber ist die erste, vor 15 Jahren gebaute Straßenbahnlinie durch drei weitere ergänzt worden - und dass die Straßburger Bürger damit schlecht fahren würden, kann man nicht sagen. Mit 1,20 Euro pro Innenstadtfahrt ist sie ausgesprochen preiswert, eine dichte Taktfolge verringert Wartezeiten, die Bahn fährt bis spät in die Nacht und macht alle Alters- und Bildungsschichten mobil. Und die historische Altstadt zwischen den Armen des Flusses Ill wird durch die Bahn keineswegs gestört. Der deutsche Besucher denkt sich: Na also, geht doch! - und fährt frustriert wieder heim.
Der Erlanger Oberbürgermeister Siegfried Balleis macht in der überregionalen Presse weiter Schlagzeilen - allerdings nicht mehr als eine der zentralen Figuren im Ringen um ein Amt im Sparkassenverband (das ist zu seinen Ungunsten entschieden), sondern «perspektivisch». Die Meldungen, wonach Balleis dem Chamer CSU-Landrat Theo Zellner bei der Besetzung des Amtes als geschäftsführender Präsident sozusagen nur den Vortritt gelassen habe, um selbst 2014 nachzufolgen, entbehren offenbar einer Geschäftsgrundlage. Wie Bayerische Staatszeitung und Süddeutsche Zeitung erfahren haben wollen, handelt es sich bei diesem Handel um einen mit der Kuh und ist weder mit dem bayerischen Gemeindetag noch vom Landkreistag abgesegnet. Und vor allem letzterer hatte Balleis gerade noch verhindert. Es bleibt spannend. PETER MILLIAN