Der zweite Sieg: TV 48 Erlangen im Abstiegskampf

15.1.2019, 17:04 Uhr
Der zweite Sieg: TV 48 Erlangen im Abstiegskampf

© Foto: Harald Sippel

Zuschauertribünen sucht man vergebens. In der Heinrich-Kirchner-Halle tragen die Fans die Bauteile des Gerätekastens, auf denen sie die Ballwechsel verfolgen, selbst von einer Seite auf die andere – um trotz Seitenwechsels bei jedem Satz auch immer hinter der Erlanger Bank sitzen zu können. Für einen gewissen Lärmpegel sorgen die Anhänger auch. Zwei Frauen schlagen unermüdlich auf eine große Trommel ein. Daneben turnt ein kleiner Junge mit Ohrenschützern herum. Wie üblich im Volleyball feuern sich auch die Mannschaften gegenseitig an.

Auf Erlanger Seite aber könnte es noch lauter sein. Meint zumindest Andreas Metzner. Dem Trainer ist es eindeutig zu ruhig in seiner Mannschaft. "Mir ist das manchmal zu brav." Dem Coach fehlt ein Lautsprecher, jemand, der mal Verantwortung übernimmt, seine Teamkollegen emotional mitzieht. Das war schon in der Vorsaison so. "Ich habe dann extra ein paar Spieler geholt, die lauter sind." Tino Zepeck zum Beispiel kam aus der Regionalliga, hatte anfangs jedoch mit Rückenproblemen zu kämpfen. "Er ist ein Motivator, ist laut, er will." Insgesamt aber lief alles noch zu schleppend.

"Manche begreifen nicht, dass man aggressiv sein muss", meint der Trainer. In dieser Liga, da ist sich Metzner sicher, kann man mit einem starken Angriff viel erreichen. "Das üben wir im Training. Im Männer-Volleyball erwarte ich auch, dass die Spieler den Ball ins Feld betonieren wollen. Wir haben ein Problem im Angriff", sagt Metzner. "Die Jungs sind super in der Abwehr, doch dann belohnen sie sich nicht. Das hat man auch in der Schwächephase ganz gut gesehen."

Die gab es im zweiten Satz gegen Haßfurt, nachdem der erste souverän mit 25:8 an Erlangen gegangen war. Danach aber war die Mannschaft nicht wiederzuerkennen, dabei standen die gleichen sechs, mit Libero im Wechsel sieben, Spieler in blauen und roten Trikots auf dem Feld. Erlangen kam schnell in Rückstand und hatte lange keine Chance, diesen aufzuholen. Vor allem weil kaum ein eigener Angriff mehr zum Punkt führte. Erst beim 17:17 waren die Hausherren wieder dran — dank der starken Aufschläge von Valentin Pöhlein.

Immer weiter ging das, jeder Ballwechsel klappte nun auf Erlanger Seite. Dem Gegner hingegen misslangen die einfachsten Dinge. Bei 23:17 war Schluss, Haßfurt kam zu ersten Punkt seit mehr als zehn Ballwechseln. Wenig später hatte der Turnverein trotzdem Satz zwei für sich entschieden (25:21). Und auch der dritte Durchgang, diesmal wieder sehr eindeutig, ging an Erlangen (25:16).

Zuvor hatten die Hausherren gegen den Tabellenersten, die Bundesliga-Reserve VC Eltmann, mit 1:3 verloren. Vor allem im ersten Satz war es überraschend knapp (26:28). "Wir haben zwei Satzbälle nicht gemacht", sagt Metzner. Der zweite Durchgang ging ebenfalls an die Gäste (18:25), den dritten Satz gewann der TVE mit 25:19. "Im vierten Satz lagen wir 14:7 vorne und dann machen wir es nicht. Wir hatten es auf der Platte, doch die Durchschlagskraft hat gefehlt." Wieder einmal. Das 21:25 besiegelte die Niederlage gegen den Spitzenreiter.

Damit könnte man sich in einer durchschnittlichen Saison zufrieden geben. Aktuell aber kämpft der Turnverein in der Landesliga Nord-West um den Klassenverbleib. Nach der Hinserie keine leichte Aufgabe. Vor der Weihnachtspause hat der TVE nur ein Spiel gewonnen — 3:2 in Haßfurt — und 21 Sätze verloren. "Die Hälfte davon mega knapp, mit nur zwei, drei Punkten Rückstand", sagt Metzner. "In der Crunchtime machen wir die Punkte nicht." Der Mannschaft ist das anzumerken. "Die Spieler sind frustriert", sagt ihr Coach, der sich eigentlich vor eineinhalb Jahren dem Verein angeschlossen hat, um das Herren-Team in die Bayernliga zu führen. "Die Jungs wollten oben mit spielen." Jetzt muss sich Erlangen nach unten orientieren.

"Das Ziel ist, in jedem Spiel einen Punkt zu holen." Dafür muss man zwei Sätze gewinnen, gewinnt man mehr, gibt es zwei oder — bei einem 3:0- oder 3:1-Sieg — drei Punkte. Das ist dem Turnverein erst einmal gelungen, jetzt, am Sonntag gegen Haßfurt. "Das war ungemein wichtig", sagt Metzner, dessen Team damit in der Tabelle vom letzten auf den vorletzten Platz klettert. Der Turnverein will sich möglichst die Relegation gegen den Abstieg sparen, zur Not aber eben auch dort den Klassenverbleib schaffen. Die Zuschauer werden sie lautstark unterstützen.

Einen Audiobeitrag auch zum Volleyball finden Sie im Lokalsportcast, dem wöchentlichen Lokalsport-Podcast der Erlanger Nachrichten.

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