Erlangen: Bayerns ältestes Irish Pub steht vor dem Aus

30.10.2020, 10:30 Uhr
Erlangen: Bayerns ältestes Irish Pub steht vor dem Aus

© Harald Sippel

Ein Post eines Erlanger Pubs in den sozialen Netzwerken sorgt derzeit für Bestürzung: "Das ist so unfassbar traurig!!! Ich kann es nicht fassen gerade. Es waren so tolle Abende bei euch, ich kann nicht glauben, dass es das gewesen sein soll!", schreibt sich da eine Frau den Frust vom Leib. Und kurz darauf folgt: "Oh nein, das ist so furchtbar traurig. So viele legendäre Abende, so viele Erinnerungen."

Erlangen: Bayerns ältestes Irish Pub steht vor dem Aus

© Klaus-Dieter Schreiter

Gerade erst hatte Ines Boubaker "We are back" auf die Tafel am Eingang geschrieben. Doch nun zerläuft nicht nur die Kreideschrift im Regen. Die Betreiberin des "Irish Pub Goldener Mond" an der Ecke Innere Brucker Straße/Goethestraße musste mit ihrem Team auf Facebook das Aus für dieses Traditions-Pub bekannt geben, in dem seit Jahrzehnten viele Erlanger unbeschwerte Nächte erlebten.

Auslöser ist die neuerliche Zwangspause für die Kneipen: "Wir haben in den letzten Monaten gekämpft und alles versucht, aber nach insgesamt sechseinhalb Monaten ohne Umsatz und mit der Aussicht, jetzt mindestens einen weiteren Monat geschlossen zu bleiben, sind unsere Reserven leider am Ende." Boubaker ergänzt: "Ich habe die Reißleine gezogen. Für die Corona-Maßnahmen hatte ich immer Verständis. Mit der neuerlichen Schließung ab Montag und Schwierigkeiten mit dem Vermieter kommt nun aber einfach zu viel zusammen." Dass sie nach dem Ende des Teil-Lockdowns wieder aufsperren wird, kann sie sich in der aktuellen Situation nicht mehr vorstellen: "Da müsste schon noch ein Wunder geschehen."

1978 gegründet

Blicken wir in die Vergangenheit zurück: Das Irish Pub Goldener Mond war in seinem Gründungsjahr 1978 das erste seiner Art in Bayern und (nach Berlin und Frankfurt) das dritte in Deutschland überhaupt. Von Erlangen aus starteten "Irish-Pub-Pioniere" wie Barney Rushe, Peter Murphy und Paul Daly ihre Karrieren als Besitzer, Geschäftsführer und Musiker eines schnell dicht verzweigten Netzes von Irish Pubs in Bayern.

Die Sympathie deutscher Irland-Urlauber für die irische Geselligkeit gab nicht zuletzt den Ausschlag für Barney Rushe, sein "home away from home"-Konzept in Deutschland umzusetzen. Seine Wahl fiel Ende der 70er Jahre auf Erlangen, da ihm die Stadt durch persönliche Kontakte und als Siemens-Standort mit internationalem Flair bekannt war.

Ein letzte Guinness

Die von dem Betreiber-Trio damals mitinitiierte Pub-Bewegung erlebte in den Neunzigern noch einmal einen kräftigen Boom, so dass es mittlerweile in beinahe jeder deutschen Stadt ein Irish Pub gibt.

Wohl nur noch am 30. Oktober und 31. Oktober fließt ein letztes Mal im Goldenen Mond das Guinness aus dem Zapfhahn. "Sláinte!" und "Slán leat!"

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