Erlangen bietet Bestattung zwischen Obstbäumen an

3.11.2019, 06:00 Uhr
Erlangen bietet Bestattung zwischen Obstbäumen an

© Archivfoto: Friedrich Stark/epd

"Ursprünglich wollten wir eine Geburtswiese anlegen, auf der ein Baum nach der Geburt eines Kindes gepflanzt wird. Später sollte er dann auch bei der Beerdigung genutzt werden. Aber da das zu lange dauern würde, haben wir uns dann doch für eine Bestattungswiese entschieden",sagte Weise.


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Im Frühjahr wurden 42 Bäume sechs verschiedener Bio-Obstbaumsorten wie Kirsche, Apfel, Birne, Quitte und Pflaume angepflanzt. Nun ist die Wiese freigegeben. Pro Baum könne man bis zu acht Bestattungen zulassen, so Griesmann.

"Diese naturnahe und pflegefreie Bestattungsart ist in der jetzigen Zeit sehr gewünscht. Angehörige leben oft woanders und können sich nicht mehr um die Grabpflege kümmern. Wir wollen dem Rückgang der Erdgräber Rechnung tragen", sagte Petri.

Es ist möglich einen ganzen oder auch einen halben Familienbaum zu pachten. Ein ganzer Baum kostet 220 Euro pro Jahr und es gibt eine Ruhefrist von zehn Jahren. Die Früchte dürfen von den Angehörigen gepflückt werden. "Es müssen umweltverträgliche Urnen aus abbaubarem Material verwendet werden. Nach spätestens zehn Jahren sind die Urnen abgebaut", so Bernhard Griesmann weiter.

"Die neue Idee sind Familien- oder Freundesbäume. Nur der Erstbestattete muss einen Bezug zu Erlangen haben", sagte Petri. Danach könne man sich den Baum auch mit Angehörigen und Freunden von außerhalb teilen.


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Schon lange habe man sich in der "Arbeitsgemeinschaft Friedhöfe" Gedanken über zukunftsorientierte Möglichkeiten der Bestattung gemacht, sagt Stadtrat Jörg Volleth (CSU), der gerne noch mehr solcher Plätze anbieten würde. "Wir schauen auf immer mehr Friedhöfe. Es ist nicht einfach, Plätze umzustrukturieren".

Auch Bianca Fuchs (GL) und Jürgen Zeus (FDP) sind absolute Befürworter des Angebots. "Es gibt eine große Nachfrage bei naturnahen Bestattungen und der Platz ist knapp. Ich finde Obstbäume sind eine sehr kreative Idee, die für das Leben stehen", so Fuchs.

"In meinem Bekanntenkreis besteht ein Bedürfnis in der Natur bestattet zu werden. Die Pflege der klassischen Gräber wird immer kostspieliger und durch die Globalisierung leben die Kinder inzwischen weit weg. Somit sind sie dann eine Sorge los", so Zeus. Aber nicht nur der finanzielle und zeitliche Aspekt stehen für ihn im Vordergrund, sondern auch die friedhofsferne Atmosphäre in der die Bestattungen stattfinden. "Die Nähe zur Natur nimmt viel von der Traurigkeit. Warum sollen die Menschen dafür bis nach Schwanberg fahren und ihre Angehörigen im Friedwald bestatten."

Erlangen bietet Bestattung zwischen Obstbäumen an

© Foto: Feliz Mailhammer

Das Areal soll naturbelassen bleiben und eine Art Bienenwiese werden. Es werden nur Teilflächen für die Durchführung von Bestattungen gemäht.

Daher ist auch während und nach der Zeit der Beisetzung das Ablegen von Blumenschalen und Grabschmuck oder die Bepflanzung in Eigenregie nicht gestattet.

Platz für Namensschilder

Doch, damit es nicht ganz anonym wird, gibt es U-Steine mit Platz für ein bis zwei Namensschilder, die kostenlos montiert werden. "Ursprünglich wollten wir Schilder an den Bäumen gestatten. Aber es gefällt uns nicht, wenn da vier bis acht Schilder an jedem Baum hängen",sagte Bernhard Griesmann. Gewünscht sei aber eine sehr sparsame Beschriftung mit dem Familiennamen.

Eine Herausforderung für die tägliche Friedhofspflege sei die Anpflanzung und Überbeschmückung der Gräber. "Wir müssen dann große Schalen und Kerzen erstmal abräumen um überhaupt mähen zu können", sagte Griesmann. In Zukunft werde man diese rigoros wegräumen.

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