Erlangen: „Eine gemeinsame Bahn schweißt zusammen“

23.9.2014, 12:30 Uhr
Erlangen: „Eine gemeinsame Bahn schweißt zusammen“

© F.: Sippel

Der Herzogenauracher Bürgermeister German Hacker gehört zu den eifrigsten Verfechtern der Idee einer Stadt-Umland-Bahn: „Unsere international agierenden Firmen am Ort brauchen ein leistungsfähiges und attraktives öffentliches Verkehrsmittel“, ist er überzeugt, „vor allem junge Menschen aus anderen Ländern sind solche schon von zu Hause gewöhnt“. Und diese wollten auch gar nicht mit dem Auto fahren – „viele von ihnen haben überhaupt kein Auto, die meisten aber sehr wohl ein Fahrrad.“ Diesem Mobilitätsverhalten komme aber ein Schienenfahrzeug weit stärker entgegen als ein Bus.

So sieht es auch sein Kollege Florian Janik. Der Erlanger Oberbürgermeister weiß auch aus eigener Erfahrung, dass Fahrradfahrer aus praktischen Gründen ein Schienenfahrzeug vorziehen – das könne bei schlechtem Wetter auch einmal mit dem Rad benutzt werden.

Kien Angst vorm Bürger

Angst vor einem Bürgerentscheid zur die StUB haben weder er noch sein Herzogenauracher Kollege. „Ich bin in Erlangen als klarer Befürworter der StUB angetreten und als solcher auch mit einer überzeugenden Mehrheit gewählt worden – ich gehe davon aus, dass dies auch die Mehrheitsverhältnisse in diese Frage abbildet“, ist er überzeugt.

Und German Hacker glaubt, bei einem Kreisentscheid auch die besseren Argumente auf seiner Seite zu haben. „Kein Mensch würde in Herzogenaurach auf die Idee kommen, das Kreiskrankenhaus in Höchstadt nicht mitfinanzieren zu wollen, obwohl unsere Belegungsquote höchsten drei Prozent beträgt“, sagt er unter Verweis auf das Argument vieler Bürgermeister, ihre Gemeinden „hätten nichts von der StUB“. Außerdem stimme auch das Agument selbst nicht: „Die StUB wäre eine Stärkung des Standorts Herzogenaurach, würde die Attraktivität der Stadt steigern und damit die des ganzen Landkreiswestens“, ist er sich sicher.

Vor „provinziellem Klein-kleinDenken“ warnt Nürnbergs Planungsreferent Daniel Ulrich. „In Berlin oder München wären alle drei großen Städte nur ,Bezirke‘, die selbstverständlich untereinander mit öffentlichen Verkehrsmitteln eng verflochten sind“, gibt er zu Bedenken. Und dass Nürnbergs Straßenbahn als leistungsfähiges System bis ins fränkische Umland verlängert werden könne, stehe außer Frage.

Ulrich erinnert (sich) auch daran, dass die Straßenbahn in Nürnberg bereits als Auslaufmodell galt, bevor man die Stärken des Verkehrsmittels vor zwölf Jahren wiederentdeckt habe: schnell, leise, umweltfreundlich und sehr effizient in der Personenbeförderung. Das Ende des Wiederausbaus in Nürnberg sei auch nicht abzusehen, die Verlängerung nach Erlangen zwischen Universitätsstandorten in beiden Städten nur konsequent. Dazu gehöre es auch, den Flughafen Nürnberg – „ein nicht zu unterschätzender Standortfaktor für unsere internationalen Großbetriebe und für die Wissenschaftseinrichtungen“ – leichter erreichbar zu machen. „Ein Flughafen übrigens“, so Ulrich in Anspielung auf die Mitfinanzierungsbedenken Dritter, „den die Stadt Nürnberg unterhalten muss, und den andere Städte und Gemeinden selbstverständlich mitnutzen.“

Nürnberg sehe sich allerdings auch in der Verpflichtung, als größte Stadt in der Metropolregion diese „ein wenig zusammenzuhalten“. Eine gemeinsame Stadt-Umland-Bahn übe positiven Druck auf alle Seiten aus, das Projekt als Gemeinschaftsprojekt zu sehen. „Das schweißt zusammen.“

Unter den Gesprächspartner waren auch VGN-Verkehrsplaner Dirk Domhard („Die Kosten werden ständig falsch dargestellt“), Landratsstellvertreter Christian Pech und die Bürgermeister Birgit Herbst aus Spardorf und Georg Förster aus Buckenhof.

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