Erlangen: Fassadenkunst soll gerettet werden

5.2.2021, 18:00 Uhr
Erlangen: Fassadenkunst soll gerettet werden

© Harald Sippel

"Dass wir das Mosaik erhalten, darüber gibt es doch keine Diskussion." Und die gab es auch nicht. Die Meinung von CSU-Rat Prof. Rüdiger Schulz-Wendtland wurde von den Mitgliedern des Kultur- und Freizeitausschusses reihum geteilt. Somit ist die Rettung jenes Kunstwerks am Gebäude Schallershofer Straße 14, das inzwischen doch reichlich Menschen beschäftigt hat, wieder etwas mehr in Sichtweite gerückt. Denn eine Schenkung des Fassadenmosaiks an die Stadt steht im Raum.

Das über fünf Meter hohe Wandmosaik von Oskar Johannes Stanik stammt aus dem Jahr 1961 und gilt als ein durchaus typisches Beispiel für die "Kunst am Bau"-Projekte der 50er und frühen 60er Jahre. Die Grüne Liste und Erlanger Linke halten das Werk jedenfalls für absolut erhaltenswert und starteten unlängst einen Rettungsversuch, der inzwischen von den Rathaus-Parteien aller Farben unterstützt wird.

Das Gebäude samt Sparkassenfiliale wird voraussichtlich noch im März abgerissen. Die Sparkasse Erlangen will dort Neues schaffen. Geplant ist die Errichtung eines Wohn- und Geschäftshauses mit 23 Wohnungen, einer Sparkassenfiliale samt Tiefgarage. Die nötige Baugenehmigung dazu hat der Stadtrat in seiner Dezembersitzung erteilt.

Die Sparkasse sieht allerdings keine Möglichkeit, das Mosaik irgendwie am geplanten Neubau zu integrieren, was verschiedene Seiten gerne gesehen hätten. Offenbar stehen bauliche Gründe der gewünschten Vereinbarkeit von Alt und Neu im Weg.

Denn: "Die einzige fensterlose Fläche an unserem neuen Gebäude ist die Brandschutzwand an der Nordseite. Diese soll freigehalten werden, damit dort das Gebäude des Stadtteilzentrums angeschlossen werden kann", heißt es in einem Schreiben der Sparkasse an die Stadtoberen. Darin wird auch auf die geplante Fenster-Architektur hingewiesen sowie auf die Größe jenes Mosaiks, die die "zur Verfügung stehenden Freiflächen bei weitem übersteigt". Davon absehen sei in der Baugenehmigung auch die Auflage enthalten, "Fassadenflächen mit einer Mindestbreite von drei Meter dauerhaft zu begrünen". Kurzum: Aus all diesen Gründen bleibt letztlich "keine adäquate Fläche" für das Kunstwerk am neuen Gebäude.

Dieser planerische Stand der Dinge weckte den Unmut von Lars Kittel. Der FDP-Rat übte teils heftige Kritik am städtischen Baureferat. Dort sieht er jedenfalls eine erhebliche Verantwortung dafür, dass der so genehmigte Neubau – nach etlichen Änderungswünschen durch die Bauverwaltung – von der Sparkasse nun endlich auch gebaut werden möchte und das Geldinstitut nach "so zahlreichen Umplanungen nicht noch einmal in ein Wettbewerbsverfahren will". Aber ein solches Wettbewerbsverfahren "hätte das Baureferat von Anfang an durchführen sollen. Damals wäre auch Bereitschaft von der Sparkasse hierfür vorhanden gewesen", so Kittel. Und in diesem, von der FDP auch beantragten Wettbewerbsverfahren inklusive dem jetzt genehmigten Sparkassengebäude "wäre natürlich auch das Thema Erhalt und Umgang mit dem Stanik-Mosaik umfassend behandelt worden, bis hin dazu, dass man dieses Mosaik an dem Neubau wieder hätte integrieren können", so Lars Kittel.

Ein Schimmer Hoffnung

Einen Schimmer Hoffnung hegt er allerdings noch: "Vielleicht gibt es ja die Chance, in dem jetzt beabsichtigten kleineren Wettbewerbsumgriff dieses Mosaik fast an Ort und Stelle wieder zum Leben zu erwecken."

Die Schenkung des Fassadenmosaiks soll angenommen werden und das Werk keinesfalls auf einem "Kunstfriedhof" enden, sondern gesichert und eingelagert werden. Das haben die Mitglieder des Kulturausschusses am Ende einstimmig so beschlossen. Für Prof. Rüdiger Schulz-Wendtland klingt "Einlagerung" etwas unschön nach "Bauhof und Mülltonne". Das soll aber nicht das Schicksal des Kunstwerks sein. "Nicht einlagern, sondern so schnell wie möglich wieder anbringen", plädierte der CSU-Stadtrat. Es ist davon auszugehen, dass der Stadtrat bei der endgültigen Entscheidung darüber den Daumen wohl hoch hält.

Auf jenem Wandmosaik ist die Hugenottenkirche zu erkennen, auch die Orangerie, die Neustädter Kirche sowie ein Wasserrad – alles Motive aus der Stadtgeschichte Erlangens. 

Geschaffen hat es der 1921 geborene Künstler Oskar Johannes Stanik. Nach Kriegsende kam der Sohn einer ostpreußischen Bauernfamilie ins mittelfränkische Erlangen, wo er bis zu seinem Tod 1989 als Maler, Grafiker und Zeichner tätig war. Am 22. Mai 2021 jährt sich sein Geburtstag zum 100. Mal – vielleicht ein guter Anlass, über einen angemessenen Umgang mit seinem Werk nachzudenken, aus Anerkennung des Künstlers und zur Freude etlicher Bürgerinnen und Bürger.

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