Erlangen: Glaubwürdig und humorvoll

29.9.2016, 15:30 Uhr
Erlangen: Glaubwürdig und humorvoll

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Kochen oder Krimis lesen?

Je nachdem, wann und mit wem. Zum Entspannen vor allem im Urlaub lese ich sehr gerne, eben auch (aber nicht nur) einen guten Krimi mit aktuellen Bezügen. Und für Gäste aus dem Freundeskreis koche ich mit Begeisterung, am liebsten französisch inspiriert, und freue mich, wenn es ihnen schmeckt.

 

Rote Fliege oder Krawatte?

Wenn es sein muss und das rote Halstuch nicht ausreicht, dann nur eine rote Fliege. Mit Krawatte fühle ich mich wie verkleidet, darum habe ich auch keine in meinem Kleiderschrank.

 

Florett oder Dampfhammer?

Im politischen Alltag, wenn es heiß her geht, konnte ich auch schon aus der Haut fahren, habe aber hoffentlich nie persönlich verletzt. Viel lieber ist mir jedoch die sachbezogene Auseinandersetzung oder, um ihre Formulierung aufzugreifen, das Florett, gerne auch mit einer ironischen Zuspitzung oder mit einer humorvollen Wendung. Darum hat es mir auch besonders viel Spaß gemacht, Texte für das Landtagskabarett der SPD zu schreiben und genüsslich vorzutragen.

  

Willy Brandt oder lieber Gerhard Schröder?

Es war die Politikergeneration von Willy Brandt, die mich zum Eintritt in die SPD motiviert hat. Für mich war und ist er ein politische Vorbild mit klaren wertorientierten Zielvorstellungen, wie sie z. B. in der Ostpolitik zum Tragen gekommen sind, und für die er auch begeistern konnte. Aber mir ist auch wichtig, dass es nicht Brandt allein war: konkret bin ich in die SPD eingetreten, nachdem ich noch als Schüler den damaligen Bundesjustizminister (und späteren Bundespräsidenten) Heinemann im Redoutensaal gehört habe. Mich beeindruckt an ihm bis heute, wie er die Grundprinzipien unseres Grundgesetzes verinnerlicht und bewahrt hat und wie er damit erheblich dazu beigetragen hat, ein neues Bild von einem demokratischen Deutschland im geeinten Europa zu prägen.

Ja und Gerhard Schröder? Hier habe ich sehr widersprüchliche Gefühle. Einerseits halte ich es nach wie vor für eine große Leistung von Schröder, dass er die deutsche Beteiligung am Irak-Krieg abgelehnt hat, wie wir heute wissen (und damals geahnt haben) an einem der großen außenpolitischen Fehler der USA, der erheblich zur Destabilisierung im Mittleren und Nahen Osten beigetragen hat und sicher auch den von dort ausgehenden Terrorismus mit begünstigt hat. Andererseits haben Teile seiner Sozial- und Wirtschaftspolitik mit dazu beigetragen, dass die soziale Ungerechtigkeit in unserem Land gestiegen ist und für viele Menschen Perspektiven fehlen. Als Sozialdemokrat schmerzt mich dabei auch, dass die Glaubwürdigkeit unserer Partei  in einem Kernbereich unserer politischen Ziele zum Teil bis heute verloren gegangen ist. Dazu kommt noch, dass seine Basta-Haltung in der innerparteilichen Diskussion viele SPD-Mitglieder entmutigt hat. Bis heute hat sich die SPD davon nicht erholt.

 

Heinz Erhardt oder doch Georg Schramm?

Sowohl als auch! Anfang des Jahres habe ich in Hannover die große Heinz-Erhardt-Ausstellung besucht und wieder gemerkt, wie mich die Sprachbeherrschung dieses großartigen Künstlers beeindruckt hat. Seine Gedichte sind für mich immer wieder lesens- und auch vortragenswert. Und Georg Schramm ist für mich aktuell der wichtigste Kabarettist. Und ich bedauere es sehr, dass er seine Tätigkeit als Solokabarettist beendet hat, denn seine scharfe, fundierte politische Analyse fehlt nicht nur dem deutschen Kabarett. In seinen Solos als SPD-Stammtischler August oder als Lothar Dombrowski zeigt er mehr politischen Gehalt als mancher Leitantrag auf SPD-Parteitagen.

 

Frankreich oder Armenien?

Auch hier ein entschiedenes „sowohl als auch“! Beide Länder bereise ich sehr gerne und oft; in beiden habe ich sehr gute Freunde, und beide stehen für mich in einem besonderen Bezug zu unserer deutschen Geschichte: Ich halte die deutsch-französische Freundschaft für eine der größten Errungenschaften der Nachkriegsgeschichte, nachdem in den Generationen unserer Eltern, Großeltern und Urgroßeltern vor allem deutsche Aggression und Größenwahn unaussprechliches Leid über beide Völker gebracht hat, war ich schon als Jugendlicher begeistert und dankbar, miterleben zu dürfen, wie sich die Menschen in beiden Länder näher gekommen sind und wie gegenseitiges Vertrauen gewachsen ist. Verdun und Oradour stehen für die Grausamkeiten, die nie vergessen werden dürfen. Und ist es nicht ein Geschenk, dass heute Franzosen zu meinen besten Freunden zählen.

 Armenien und seine Nachbarn haben diesen Weg der Aussöhnung noch vor sich. Die Wunden des Völkermords sind noch lange nicht vernarbt. Und ich befürchte, dass es auf beiden Seiten noch ein langer Weg dorthin sein wird. Hier könnte die Bundesrepublik eine wichtige Vermittlerrolle spiele, zumal die Einbindung des Deutschen Reiches in die Verbrechen vor 100 Jahren auch dazu verpflichtet. Davon scheint aber die aktuelle deutsche Außenpolitik weit entfernt. Deswegen ist es wichtig, dass wir gerade auf der humanitären Ebene zeigen, wie wir nicht nur aus sozialer Verantwortung heraus dort helfen, wo es uns möglich ist, sondern auch um zu zeigen, dass die deutsche Geschichte dazu verpflichtet. Natürlich, das will ich nicht verschweigen, jenseits aller historischen und politischen Überlegungen genieße ich bei meinen Aufenthalten beide Länder: wunderschöne Landschaften, eine reichhaltige Kultur, und nicht zuletzt die Köstlichkeiten aus Küche und Keller machen jede Reise zu einem Erlebnis.

 

Florian Janik oder Siegfried Balleis?

Mit OB Dr. Balleis hat mich 18 Jahre der Wettstreit um die besten kommunalpolitischen Lösungen für unsere Stadt verbunden. Bei allen politischen Gegensätzen, es war immer fair und respektvoll, und als Abgeordneter für Erlangen im Maximilianeum habe ich mich auch immer mit ihm ausgetauscht, wie man für unsere Heimatstadt Wichtiges erreichen kann.

Weil ich aber erhebliche Defizite in der Balleis’schen Kommunalpolitik für Erlangen gesehen habe, habe ich alles mir Mögliche dafür getan, dass 2014 ein sozialdemokratischer OB die Geschicke in Erlangen bestimmen kann. Florian Janik ist nicht nur ein politischer Freund, sondern mich verbindet mit ihm und seiner Familie auch eine enge persönliche und vertrauensvolle Freundschaft.

Ich kenne ihn sehr gut, vertraue ihm und glaube deshalb, dass er und die

Ampel-Koalition auf einem guten Weg sind, dialog- und beteiligungsorientiert wichtige Aufgaben in unserer Stadt anzupacken, z. B. neue Wohnungen zu schaffen und die Stadtentwicklung voranzubringen.

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