Erlangen: Inklusiver Snackverkauf an Gymnasium

15.12.2014, 12:00 Uhr
Erlangen: Inklusiver Snackverkauf an Gymnasium

© Harald Sippel

Für die Firma Access, die Menschen mit Behinderung dabei unterstützt, einen passenden Arbeitsplatz zu finden, ist dies ein Pilotprojekt. Und eine erste Lehre hat Karl-Heinz Miederer, Geschäftsführer der Access Integrationsbegleitung GmbH, bereits gezogen. „Schulcatering ist nichts, womit man reich werden kann“, lautet seine Erfahrung.

Seit einigen Wochen läuft die Testphase eines Snackverkaufs am CEG. Angeleitet von einem Jobcoach haben sich drei Praktikanten – alle drei mit unterschiedlicher Behinderung – eingearbeitet. Sie verkaufen belegte Brötchen, Wraps und ähnliche Produkte einer regionalen Bäckerei, abwechselnd übernehmen sie die Essensausgabe. Damit schließen sie eine Versorgungslücke, die entstand, als der bisherige Caterer aufhörte. Für ein warmes Mittagessen gehen die Schüler nun in den Frankenhof – und die Snacks bekommen sie wie zuvor in der Mensa, allerdings jetzt von Access.

Ums „reich werden“ geht es dem gemeinnützigen Unternehmen dabei gar nicht. Aber eines hätte Karl-Heinz Miederer dann doch gerne: „Es soll sich rechnen“, sagt er. Zumindest draufzahlen wolle man nicht. „Ab 150 Essen wäre es kostendeckend, 200 schaffen wir bis zum Schuljahresende – und 300 wäre ein Traum, da würde es richtig Spaß machen.“

Salate gehen gar nicht

Doch der Access-Geschäftsführer bleibt lieber am Boden der Tatsachen und äußert sich erst mal vorsichtig optimistisch. Im Schnitt verkauft Access momentan 80 Essen am Tag, das Ganze ist ausbaubar, zu den Snacks soll in Kürze warmes Essen – ebenfalls von der Bäckerei – hinzukommen. „Das haben wir uns am Anfang noch nicht zugetraut“, gesteht Miederer. Überhaupt sei das alles ein Lernprozess. So musste man zum Beispiel erfahren, dass Salate bei Schülern gar nicht gut ankommen. Man sei schon froh, wenn man mehr als einen pro Tag verkaufe.

„Wenn das Pilotprojekt gut läuft, überlegen wir, ob wir es auf andere Schulen oder auch auf Firmen ausdehnen“, sagt der Access-Chef. Dann sei auch denkbar, dass eine Integrationsfirma gegründet werde – und dass dadurch feste Praktikumsplätze entstehen. Wenn es weniger gut laufe, bleibe es beim CEG. Die Schule habe aus eigenem Antrieb heraus die Möglichkeit gelebter Inklusion eröffnet – und das motiviert ganz besonders.

Seinen Ausgang genommen hatte das Ganze mit einem P-Seminar „Inklusion“. Gemeinsam mit ihren Lehrern Gabriele Kuen und Anton Schwarzmann knüpften die Schüler Kontakte zu Behinderteneinrichtungen in Erlangen. Sie stellten sich auch die Frage, welche Möglichkeiten der Inklusion es an ihrer eigenen Schule gibt.

Sich dem Thema zu öffnen, wie es die in Bayern beschlossene Umsetzung der Behindertenrechtskonvention vorsieht, betrachten sie als ureigenes Anliegen. Schnell stellten sie fest, dass es Nachbesserungsbedarf gibt — auch am CEG, das ohne Aufzug bisher nicht behindertengerecht ist. Gemeinsam mit Schulleiter Thomas Kellner setzten sie sich kürzlich im Bauausschuss dafür ein. Die Initiative zu ergreifen, hat sich gelohnt. Das CEG bekommt nun einen Aufzug. Den Snackverkauf von Access hat es schon.

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