„Erlangen ist eine Stadt, die perfekt zu uns passt“

24.10.2011, 00:00 Uhr
„Erlangen ist eine Stadt, die perfekt zu uns passt“

© Bernd Böhner

Oberbürgermeister Siegfried Balleis erinnerte daran, dass Erlangen schon früh mit Bierimporten für Furore in den USA gesorgt habe: „Ich möchte ein Erlanger“ sei in den Vereinigten Staaten im ausgehenden 19. Jahrhundert der gängige Spruch für die Bierbestellung gewesen.

Aus der Gerstensaft-Beziehung ist im 21. Jahrhundert längst ein High-Tech- und Wissenschafts-Netzwerk geworden. Die Beziehungen zwischen Amerika und Deutschland sind 66 Jahre nach dem Kriegsende sehr eng, geprägt von „Kollegialität und Freundschaft“, wie es Balleis formulierte.

Die Städtepartnerschaft zwischen Erlangen und Riverside sei ein „folgerichtiger Schritt“, meinten Balleis und sein amerikanischer Amtskollege Ronald O. Loveridge fast unisono.

Riverside ist ein für die Bildungslandschaft der USA zentraler Universitäts-Standort — wie ihn Erlangen in Deutschland darstellt. Auch den thematischen Schwerpunkt der Medizinforschung teilt die kalifornische Stadt mit ihrer neuen bayerischen Partnergemeinde.

„Es war schwierig, eine Stadt zu finden, die perfekt zu uns passt“, meinte Ronald O. Loveridge. Es sei nun „eine Zeit zu feiern, zu beginnen und zu danken“. Bis dato habe Riverside „Schwesterstädte“ unter anderem in Korea, China, Mexiko und Afrika. Die Kooperation mit Erlangen sei die Europa-Premiere.

Eine Pionierrolle hätten in diesem Zusammenhang Karin Roberts und Thomas Stockmeier gespielt, deren private Kontakte ebenso wie der von Stadträtin Felizitas Traub-Eichhorn federführend betriebene Schüleraustausch des Albert-Schweitzer-Gymnasiums mit der „Riverside Poly High“ die Idee einer offiziellen Städtepartnerschaft entscheidend befördert hätten.

Inzwischen gibt es in Riverside auch einen Partnerschaftsverein für den Austausch mit Erlangen, der von Lalit Acharya geleitet wird.

Acharya nahm zusammen mit einer Reihe von Vertretern aus Industrie und Wissenschaft — darunter die zwei Dekane der University of California Riverside (UCR) — am offiziellen Festakt teil, zu dem auch der amerikanische Generalkonsul Conrad Tribble und der bayerische Innenminister Joachim Herrmann Grußworte beisteuerten. Tribble verzichtete bei seiner Ansprache auf die Dienste der ansonsten bei dieser historischen Stunde schwer beschäftigten Simultan-Dolmetscherin Sarah Beringer und betonte in seiner kurzen zweisprachigen Rede mit fühlbarem Enthusiasmus, wie wichtig vor allem der Schüler- und Studentenaustausch für das Gedeihen der Städtepartnerschaft sei. Es gelte, „die Partnerschaft auf privater Ebene mit Leben zu füllen“, so Conrad Tribble.

Praxisnähe und Vielfalt

Einen Anfang dazu hatte die amerikanische Delegation bei der Langen Nacht der Wissenschaften gemacht, deren Praxisnähe und Vielfalt die amerikanischen Gäste sichtlich beeindruckten. Auch Joachim Herrmann hatte an dem Rundgang durch diverse Forschungsstätten teilgenommen und erklärte lediglich halb ironisch, es könne sich nur noch um eine Frage der Zeit handeln, bis OB Balleis Erlangen zur „Bundeshauptstadt der Intelligenz“ erklären lasse.

Den Beweis für das geistige Potenzial, von dem auch die Partnerschaft mit Riverside profitieren soll, lieferte Thomas A. H. Schöck, Kanzler der Friedrich-Alexander-Universität. Schöck beschwor in so flüssigem wie akzentfreiem Englisch die Synergien, welche die Kooperation zwischen Erlangen und Riverside nicht nur auf wissenschaftlicher Ebene freisetzen werde. Dass im Partnerschaftsvertrag bei der Auflistung gemeinsamer Aktivitäten an zweiter Stelle nach dem Austausch zwischen Schulen und Universitäten „Umwelt und Naturschutz“ genannt werden, kommt nicht von ungefähr: Riverside gilt in den USA als „grüne Stadt“, was mit dem starken ökologischen Engagement Erlangens gut korrespondiert.

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