Erlangen: Orgie in Beton, Asphalt und Stein

12.5.2020, 19:06 Uhr
Erlangen: Orgie in Beton, Asphalt und Stein

© Foto: Edgar Pfrogner

Und in der Tat ist das Bauprojekt Autobahnkreuz Fürth/Erlangen als Teil des sechsstreifigen Ausbaus der A 3 zwischen dem Kreuz Biebelried bei Würzburg und Fürth/Erlangen eines der größten Verkehrsprojekte in Deutschland. Bereits vor zehn Jahren hatte die Autobahndirektion Nordbayern mit ihren Verkehrsprognosen den Erweiterungsbedarf begründet – bis zum Jahr 2025 sollen rund 100 000 Fahrzeuge täglich das Kreuz passieren, allein fast 20 000 von der A 3 aus Richtung Regensburg kommend auf die Autobahn durch Erlangen geleitet werden.

Da auch in Gegenrichtung – also von der A 73 durch Erlangen Richtung Regensburg – mit fast 18 000 Fahrzeugen gerechnet wird, haben sich die Verkehrsplaner und Bauingenieure einige Neuerungen am ursprünglichen "Kleeblatt" einfallen lassen.

Wichtigste Elemente sind sogenannte Oberflys, also Fahrspuren, auf denen ein schneller Wechsel von einer auf die andere Autobahn möglich ist. Wichtigster Overfly ist dabei der von Erlangen kommende, der fast berührungslos in Richtung Regensburg einmündet und die größte technische Herausforderung darstellt. Denn dabei müssen etliche andere Fahrspuren "überführt" werden, um von Norden kommend nach Osten einbiegen zu können.

Weniger problematisch sind die zwei anderen Schnellfahrspuren, einmal die von Osten nach Erlangen und die von Würzburg Richtung Fürth abbiegende. Diese Fahrspuren machen aber aufwändige Lärmschutzmaßnahmen notwendig, die die Wohnumgebung hinter einer hohen Mauer verschwinden lassen. Die bis zu dreizehn Meter hohen Wälle und Lärmschutzwände umschließen das gesamte Autobahnkreuz sowie die A 3 und die A 73 auf einer Länge von fast sechs Kilometern, eine optische Zumutung, an der ansprechend auch eigene Architekturstudien wenig ändern dürften. Schon eher wirksam wird der "Flüsterasphalt" sein, der auf insgesamt 2,4 Kilometern aufgebracht wurde und noch wird.

 

Verzögerungen beim Bau

 

Um die Komplexität des Bauvorhabens zu begreifen – bereits in Höhe Bruck beginnt rechts die zweispurige Überleitung, die auf einer Brücke in einem eleganten Linksbogen die A 3 "überfliegt", um sogleich in den "Sinkflug" zu gehen und die A 73 in einem sogenannten "Underfly" zu unterqueren –, ist es gut zu wissen, dass die Baufirmen als "Generalunternehmer" der Baumaßnahme Zeichen der Überforderung zeigten und die Autobahndirektion um die Fertigstellung jedes Bauloses bangen muss.

Zu Verzögerungen kam es nämlich durch die Wahl einer öffentlich-privaten Partnerschaft (ÖPP), in deren Verlauf die Angebote der Bieter gravierende Mängel aufwiesen.

Deshalb hatte die Autobahndirektion Nordbayern am Ende der Vergabefrist erst einmal kein zuschlagfähiges Angebot und musste Baulose einzeln vergeben. Das verzögerte den Beginn der Bauarbeiten nicht unerheblich.

Nach den letzten Informationen der Autobahndirektion aus dem April dieses Jahres wird das Jahr 2020 wegen zahlreicher ausstehender Baumaßnahmen (unter anderem der Bau des "Underflys" unter der A 73 südlich des bestehenden Kreuzes) zahlreiche Einschränkungen im fließenden Verkehr für die Autofahrer mit sich bringen: Spurwechsel, zusammengelegte Fahrbahnen und eine gesperrte Tangente Fürth–Regensburg voraussichtlich bis Ende Juni mit komplizierter Umleitung.

Und auch die Kosten sind dementsprechend. Für Bayerns größte Autobahnbaustelle – der sechsstreifige Ausbau der A 3 zwischen den Autobahnkreuzen Fürth/Erlangen und Biebelried – sind rund 2,5 Milliarden Euro veranschlagt, wovon ein großer Teil auf Lärmschutzmaßnahmen entfällt.

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