Erlangen: Positives Resümee mit Untertönen

13.10.2019, 15:00 Uhr
Erlangen: Positives Resümee mit Untertönen

© Harald Sippel

Bei etlichen Diskussionen ging es heftig zu. Da lag ein Knistern in der Luft. Die Köpfe rauchten, und die unterschiedlichsten Meinungen prallten aufeinander. Kein einfaches Thema, dem sich auch viele Bürgerinnen und Bürger in ihrer Freizeit widmeten. Im November 2013 fand die erste Sitzung des Forums Verkehrsentwicklungsplan (VEP) statt. Dabei wurde der zunehmende Verkehr in der Innenstadt und seine Auswirkungen ins Visier genommen.

Gemeinsam machte man sich auf die Suche nach möglichen planerischen Lösungen, um das Ganze zukunftsfähiger zu gestalten — auch mit Hilfe von Gutachtern. Insgesamt sei es ein "sehr erfolgreiches Projekt" geworden, resümierte OB Florian Janik.

Jetzt, knapp sechs Jahre später, fand der Abschluss des VEP-Forums statt. Bei einem Treffen von OB Janik und Bürgermeisterin Susanne Lender-Cassens mit mehreren Forumsmitgliedern auf dem Katholischen Kirchenplatz ließ man das bisher Geleistete kurz Revue passieren. Gleichzeitig warf man einen Blick auf die verwirklichten Maßnahmen in der Neuen Straße, die den Durchgangsverkehr dort drastisch reduzieren sollen – die EN berichteten.

Anhand einer meterlangen Planskizze erläuterte Verkehrsplaner Christian Korda einige der einst angedachten Lösungswege für die Neue Straße und schließlich das Zustandekommen der jetzt realisierten Maßnahme mit jener "unechten Einbahnstraße" samt der blauen Einfärbung in Richtung Kliniken — "die Farbe sollte eine psychologische Hemmschwelle sein". Aber Farbe allein ist nicht genug.

Mit den Fahrbahneinengungen mittels eher unschönen Blumenkübeln und Fahrradständern wollte man gleichsam mehr "Rücksichtnahme" unter den Autofahrern erzwingen. Das scheint gelungen, wie überhaupt der gesamte Verkehr in der Neuen Straße deutlich weniger geworden ist — der "gewünschte Effekt ist eingetroffen, die Maßnahmen funktionieren sehr gut", so Korda.

Wohin der einstige Verkehr allerdings so plötzlich "verschwunden" ist, konnte niemand bündig erklären. Festzustellen sei lediglich, dass das Verkehrsaufkommen in der Essenbacher und Spardorfer Straße "etwas mehr" geworden ist.

Beifall kam aus den Reihen der Forumsmitglieder. Eine "geniale Idee", hieß es da unter anderem, man müsse jetzt nur noch auf den Gewöhnungseffekt bei den Autofahrern warten. Deutlich weniger euphorisch sahen das dagegen Mitarbeiter der Kliniken. Sie wiesen unter anderem auf Schwierigkeiten hin, mit denen Rettungsdienste durch die neue Regelungen in der Neuen Straße zu kämpfen hätten, ferner auf Probleme, die vor allem Auswärtige damit hätten.

Auch für Klinik-Mitarbeiter sei es schwieriger geworden, da sie nun Umwege fahren müssten. Und FDP-Stadtrat Jürgen Zeus sprach Verspätungen bei Bussen an, die, vom Waldkrankenhaus kommend, nun quasi etwas aufgehalten werden, was wiederum einige Schwierigkeiten bei den Umsteigezeiten am "Hugo" nach sich zieht.

Rückblickend sprach Janik später im "Kreuz +Quer" einige schon sichtbare Erfolge des VEP an, unter anderem die Einführung der Buslinien 290 und 280, die "unglaublich gut angenommen" werden, die Einrichtung von Busspuren, die Stadt-Umland-Bahn, die auf den Weg gebracht worden ist, den Ausbau von Radwegen — aber auch die Fußgänger, die "viel zu lange vernachlässigt und stiefmütterlich behandelt worden sind", auch da "haben wir noch richtig viel Hausaufgaben vor uns", so Janik. Unterm Strich jedoch bescheinigte er dem VEP-Forum "einen erfolgreichen Prozess bis hierher".

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