Erlanger Poetenfest: Flucht und Vertreibung im Fokus

20.8.2016, 14:36 Uhr
Beim 36. Poetenfest stehen Flucht und Vertreibung im Mittelpunkt. Das Literaturfest findet vom 25. bis 28. August in Erlangen statt.

© André De Geare Beim 36. Poetenfest stehen Flucht und Vertreibung im Mittelpunkt. Das Literaturfest findet vom 25. bis 28. August in Erlangen statt.

Flucht, Vertreibung, Migration und Integration sind in diesem Jahr die bestimmenden Themen beim Erlanger Poetenfest. "Das beschäftigt im Moment unglaublich viele Schriftsteller und wir versuchen, das widerzuspiegeln", sagte Veranstalter Bodo Birk. Das 36. Poetenfest vom 25. bis zum 28. August werde "sehr aktuell und politisch". "Wenn das Wetter passt, erwarten wir etwa 12.000 Besucher", sagte Birk. Ein Höhepunkt werde sicher eine Veranstaltung mit der Literatur-Nobelpreisträgerin von 2009, Herta Müller, die über ihre Flucht- und Exilerfahrungen spreche. Das Poetenfest gilt als wichtigstes deutsches Literaturfestival vor der Frankfurter Buchmesse.

Sehr viele Autoren befassten sich in diesem Jahr aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln mit den genannten Themen, sagte Birk - aus anderen Ländern wie auch aus Deutschland. Katja Lange-Müller etwa schreibe in ihrem neuen Buch über eine Krankenschwester, die in Krisengebieten im Einsatz ist. Bei Katharina Winkler gehe es um Gewalt in einer Migrantenfamilie und wieder ein anderes Werk drehe sich um Soldaten im Afghanistan-Einsatz.

Das aktuelle Podium (27. August) beschäftigt sich mit der "Türkei zwischen den Extremen". Es werde jedoch kein kontrovers zusammengesetztes Podium mit Befürwortern und Gegnern von Präsident Recep Tayyip Erdoğan sein, sagte Birk. Im weitesten Sinne seien es oppositionelle Journalisten, Literaten und Kulturschaffende, die hier diskutieren: "Ich erhoffe mir, dass wir hier möglichst ohne die üblichen Schuldzuweisungen etwas mehr erfahren über dieses rätselhafte Land, und zur Haltung der Intellektuellen dort."

80 Schriftsteller, Literaturkritiker und Publizisten vor Ort

Auch zum Autorenporträt mit dem deutsch-bulgarischen Schriftsteller und Verleger Ilija Trojanow ("Der Weltensammler") am gleichen Tag werden viele Zuschauer erwartet. Ein weiterer Abend ist dem Autor Raoul Schrott gewidmet, der sein neues Epos "Erste Erde" vorstellt. Den Abschluss bildet am 28. August ein Gespräch mit dem schwedischen Schriftsteller Aris Fioretos. 80 Schriftsteller, Literaturkritiker und Publizisten haben ihr Kommen zugesagt. Viele nutzen dabei die beliebten Lesungen im Schlossgarten, um ihre Neuerscheinungen vorzustellen.

Trotz der Terroranschläge der vergangenen Wochen sei es den Veranstaltern wichtig gewesen, die familiäre Atmosphäre des Poetenfestes aufrechtzuerhalten, betonte Birk. Nach Absprache mit der Polizei wird es in diesem Jahr jedoch erstmals vier zusätzliche professionelle Sicherheitsleute geben, "die erkenntlich und ansprechbar sind". "Dass wir uns Profis dazu geholt haben, hängt damit schon zusammen, sonst hätten wir es wieder allein gemacht", sagte Birk mit Blick auf die Anschläge.

Das Fest bleibe jedoch eine öffentliche Veranstaltung ohne Einlasskontrollen. Auch Taschenkontrollen seien nicht geplant. Birk betonte: "Es ist ein Literaturfest wie jedes andere und es gibt keine Hinweise, dass eine Gefährdung besteht. Wenn uns die Polizei geraten hätte, etwas zu ändern, hätten wir das getan."

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