Gewerbegebiet in Marloffstein spaltet Meinungen

17.4.2015, 12:00 Uhr
Gewerbegebiet in Marloffstein spaltet Meinungen

© Klaus-Dieter Schreiter

Den „2. Bürgermeister Roland Kätscher“ hatten die Veranstalter auf den Plakaten als Diskussionsteilnehmer angekündigt, doch der fühlte sich übergangen, sagte, er habe das Einladungsschreiben nicht gekannt. Nur als Privatperson sei er gekommen. „Ich bin zwar gewählter Gemeinderat, vertrete hier aber nicht die Gemeinde als deren Sprecher“. Im Gemeinderat hatte er für die Planung des Gewerbegebiets gestimmt.

Während der Informationsveranstaltung ging Kätscher auf die Historie des Gewerbegebiets ein, erläuterte, wie es zu dem Standort an der Rosenbacher Straße gekommen ist und beklagte, dass die Gegner des geplanten Vorhabens „mit vielen Behauptungen, Mutmaßungen und Gerüchten viel Unsicherheit“ unter der Bevölkerung verbreiten würden. „Gebt dem Gemeinderat die Chance, dass wir weiter planen können“ schloss er sein Plädoyer für das Gewerbegebiet, und bekam dafür viel Beifall.

Für die Gegner des Vorhabens und die Initiatoren des Bürgerentscheids führte Erika Müller zunächst die bekannten Argumente an. Ihrer Meinung nach würden das Naherholungsgebiet und die „Erholung vor der Haustüre“ unter einem Gewerbegebiet leiden. Sie kam zu dem Fazit: „Wir meinen dass es (Anm. der Red.: das Gewerbegebiet) an dieser Stelle nicht passend ist“.

Gewerbegebiet-Gegner Reinhold Müller stellte gar Erweiterungsszenarien in den Raum („eine Tankstelle ist möglich“), spekulierte über die Höhe der Planungskosten, die er mit 330 000 Euro bezifferte, und warf dem Gemeinderat vor seine Entscheidung nicht ordentlich abgewogen zu haben. Es würden die Interessen von nur drei Handwerksbetrieben mit drei Familien gegen die von 1500 Bürgern mit rund 600 Familien stehen, sagte er. Zudem lebe die Gemeinde von den Einkommensteuereinnahmen und nicht von der Gewerbesteuer. Zu den Spekulationen meinte der ehemalige Gemeinderat Walter Knorr: „Wo Sie all ihre Kenntnisse her nehmen, ist mir schleierhaft“.

Minimal mehr Verkehr

Das Argument, das geplante Gewerbegebiet würde zusätzlichen Verkehr in die Rosenbacher Straße bringen, erledigte sich von selbst. Zwar vermutet Erika Müller mindestens 20 Pkw-Fahrten durch die Mitarbeiter der drei Gewerbebetriebe und zusätzlich Lieferverkehr, jedoch hat ein Anwohner bereits jetzt zwischen sieben und acht Uhr 267 Fahrzeuge gezählt. Das Fazit eines Bürgers: In Anbetracht dieser Relation könne nicht von wesentlich mehr Verkehr durch das Gewerbe gesprochen werden.

Der Versuch einiger Bürger, Roland Kätscher Daten und Fakten zu entlocken, misslang, weil er immer wieder darauf verweisen musste, dass es noch keine Planungen gibt. Moniert wurde unter anderem, dass die Gemeinde 100 000 Euro für die Planungen in den Haushalt eingestellt hat. Einige Bürger meinen, die Planungskosten sollten die drei Betriebe selbst tragen.

Weil etliche von ihnen den Planungsvorgang nicht kannten erläuterte Gemeinderat Ralf Jähnert das notwendige Vorgehen und brachte damit etwas Ruhe in die emotional geführte Diskussion.

Das gelang auch Gemeinderat Jürgen Schmitt, der Kätscher zur Seite sprang, um ihn aus der Schusslinie einiger emotionaler Diskussionsteilnehmer zu nehmen. Kätscher aber nahm es gelassen: „Mir war schon klar, dass ich hier der Watsch’n-Mann bin“.

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