Gibt es zu wenig Hortplätze in Heroldsberg?

8.5.2018, 18:00 Uhr
Gibt es zu wenig Hortplätze in Heroldsberg?

© Scott Johnston

In einem Brief an unsere Zeitung kritisieren die Eltern die momentane Situation in der Vier-Schlösser-Gemeinde. Gezielt spreche diese in einem eigens erstellten Flyer junge Familien an und stelle dabei heraus, wie sehr man sich um diese Zielgruppe bemühe. Die Eltern betonen, dass Heroldsberg mit vier Kindergärten und zwei -krippen für diesen Altersbereich eine ausgezeichnete Betreuung anbiete. Demgegenüber existiere freilich leider nur ein Hort.

Den pro Jahrgang etwa 30 frei werdenden Hortplätzen stehe ein etwa doppelt so großer Bedarf durch die Neueinschulungen aus den vier Kindergärten entgegen. Der Hinweis der Gemeinde, die Kinder alternativ bei der Ganztagesklasse beziehungsweise bei der Mittagsbetreuung anzumelden, stellt die Eltern nicht zufrieden.

So seien die Kapazitäten bei der Mittagsbetreuung mehr als ausgereizt und die Öffnungszeiten nicht kompatibel mit den Arbeitszeiten der Mütter und Väter. Einige Familien sind erst zugezogen und verfügen weder über Babysitter noch über Großeltern und Bekannte, die einspringen könnten.

Andere seien vom System der Ganztagesklassen nicht überzeugt. Sie vermuten, dass die Gemeinde dieses Modell bevorzuge, weil hier mehr Fördergelder fließen würden.

Bürgermeister Johannes Schalwig kann die Kritik nicht nachvollziehen. Insgesamt stünden in Heroldsberg 125 Plätze im Hort, 100 in Ganztagesklassen und 85 bei der Mittagsbetreuung zur Verfügung: "Das sind 310 Betreuungsplätze bei 350 Grundschülern und damit eine Quote, die sich sehen lassen kann."

Diese Zahlen bedeuteten auch nicht, dass 40 Grundschüler das Nachsehen hätten. Vielmehr gebe es auch Eltern, die sich nach der Schule gern selbst um ihre Kindern kümmerten, was er als äußerst positiv empfinde.

Richtig sei, dass aktuell 29 freien Hortplätzen 58 Interessenten gegenüberstünden. Für 25 Kinder gebe es Angebote über die Ganztagesschule.

Wenn Familien jetzt kein Hortplatz zugewiesen werden könne, sei es durchaus möglich, dass sich dies bis zum Schuljahresanfang noch ändere, stellt Schalwig heraus: "Immer wieder ziehen Eltern ihr Interesse zurück, weil sie beispielsweise den Wohnort wechseln oder eine andere Lösung finden. Dieser Prozess ist ständig in Bewegung. Da kann sich laufend etwas tun."

Wechselseitige Hilfe

Laut Schalwig bietet der Hort bis 17.30 Uhr (freitags bis 16 Uhr), die Ganztagesschule bis 16 Uhr und die Mittagsbetreuung bis 14 Uhr eine Beaufsichtigung und sinnvolle Beschäftigung für die Kinder an. Falls einmal eine Stunde wegen der Arbeitszeiten der Eltern überbrückt werden müsse, appelliert der Bürgermeister an entsprechende Flexibilität: "Wir haben in Heroldsberg ja eine gut organisierte Nachbarschaftshilfe, bei der man im Einzelfall nachfragen kann. Auch Nachbarn oder Bekannte könnten die Eltern um Unterstützung bitten. Ich finde es toll, wenn sich die Bürger unbürokratisch untereinander helfen. Meiner Ansicht nach muss der Staat nicht alles bis ins letzte Detail durchplanen."

Insgesamt bemühe sich der Markt darüber hinaus intensiv um junge Familien. So werde bei den Kindergärten und Krippen der Bedarf zu 100 Prozent gedeckt. Auch bei den Hortplätzen stehe man im Vergleich zu Nachbargemeinden prima da.

Pro Hortkind übernehme der Markt monatlich 250 Euro an Kosten. Weniger als die Hälfte müssten die Eltern über die Gebühren, die je nach beanspruchter Stundenzahl gestaffelt sind, tragen.

Sowohl der Bund als auch das Land Bayern setzten auf das Konzept der Ganztagesschule, hebt der Bürgermeister hervor. So habe sich die Große Koalition in Berlin zum Ziel gesetzt, den Anspruch auf eine solche Betreuung gesetzlich festzuschreiben.

Hier beobachte die Marktgemeinde die politische Entwicklung genau, um dann angemessen reagieren und die Vorgaben umsetzen zu können. "Ein Schnellschuss wäre zum jetzigen Zeitpunkt völlig unangebracht und könnte zu unnötigen Ausgaben führen", so Johannes Schalwig.

Gegründet wurde der Heroldsberger Hort 1997. Bewusst wählte man Räume in der Schule an der Schustergasse, um den Kindern weite Wege zu ersparen. 

Die Trägerschaft übernahm zunächst der Verein für Gemeindepflege, bevor ihn 2004 die Gemeinde ablöste. Die Zahl der Plätze wurde sukzessive von anfänglich 25 auf inzwischen 125 gesteigert.

Dass es auch Eltern gebe, welche die Ausstattung und die Größe der Gruppe monierten, ist für den Bürgermeister ebenfalls unverständlich. So sei der Hort erst in jüngster Zeit modernisiert worden. Das Landratsamt überprüfe regelmäßig, ob die Richtlinien eingehalten werden, ohne hier auf irgendwelche Beanstandungen zu stoßen. Johannes Schalwig: "Von engen und unzureichenden Verhältnissen zu sprechen, entspricht einfach nicht der Realität."

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