Guter Corona-Impfstart in Erlanger Arztpraxen

2.4.2021, 06:00 Uhr

Nun soll es – im Gegensatz zu den vorherigen Regelungen, die insbesondere Ältere ausklammerten – nur noch an Personen ab 60 verimpft werden, Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) will es der "Freiwilligkeit" jedes/r Einzelnen überlassen, ob sie oder er das Serum möchte oder nicht.

In der Gemeinschaftspraxis des Erlanger Allgemeinarztes und Landesvorsitzenden des Hausärzteverbandes, Markus Beier, möchten es viele. Schon am ersten der zweitägigen Sonder-Astrazeneca-Impfaktion haben Impfwillige ihre Spritze erhalten, abgesagt hat bis Mittwoch (31.3) niemand, es gebe auch keine verunsicherten oder verängstigen Patienten, erzählt eine Mitarbeiterin. "Alles ist reibungslos angelaufen, es funktioniert super und auch bei den Geimpften hat es keine Komplikationen gegeben", berichtet sie weiter.

Geimpft werden in der Brucker Praxis und bei Hausbesuchen vornehmlich Patienten aus der Priorisierungsgruppe eins, also Senioren im höheren Alter, die bislang nicht im Impfzentrum in der Sedanstraße waren.

Ähnlich positiv klingt es am Mittwoch aus der Praxis des Erlanger Hausarztes und Ärztlichen Koordinators im Corona-Krisenstab für Erlangen-Höchstadt, Thomas Ruppert. "Wir haben heute eine Hausbesuchsrunde gemacht, um die Menschen, die immobil sind und in die Priorisierungsgruppe eins gehören, zu erreichen", sagt er.

Hier gibt es alle wichtigen Infos zur Imfpung in Erlangen und ERH

Alles habe "wunderbar" geklappt, auch bei Ruppert hat niemand kurzfristig abgesagt. In der Praxis selbst haben der Allgemeinarzt und sein Team zehn Menschen geimpft. "Man spürt das Vertrauen, dass die Patienten in ihren Hausarzt haben", sagt er, "alle haben sich aufgehoben gefühlt, es gab keinerlei Zwischenfälle."

Dank der Hartnäckigkeit des bayerischen Hausärzteverbandes sei man mit den Corona-Impfungen nun dort, wo man schon länger hätte sein können: "Bei unseren Patienten in den Hausarztpraxen."

Dass es jetzt in den Praxen endlich richtig mit dem Impfen losgehen soll, darüber ist auch die Allgemeinmedizinerin und Co-Vorsitzende des Erlanger Hausärztevereins, Annegret Hoffmann Leygue, glücklich. Ebenso wie ihre Patienten. "Sie freuen sich alle, dass sie jetzt ihre Impfung bekommen."

Am Mittwoch liegt das Serum schon im Kühlschrank der Gemeinschaftspraxis in Büchenbach bereit, an diesem Donnerstag finden dann dort die ersten 20 Impfungen statt. Zwei Patienten haben nach den jüngsten Astrazeneca-Meldungen abgesagt, eine Person ist noch am Überlegen, ob sie sich impfen lässt, oder nicht.

Für Hoffmann Leygue ist das in Ordnung, die Ärzte klären auf, aber über die Impfung entscheiden und zwischen Nutzen und Risiken abwägen, müsse jede(r) selbst, auch wenn für die Ärztin Astrazeneca ein "guter Impfstoff" ist. Die Änderungen in der Zielgruppe hält sie für "fachlich und sachlich" richtig. Wenn man neue Erkenntnisse hat, müsse man diese berücksichtigen und auch entsprechend umsetzen.

Rat an über 60-Jährige

Das sieht der Ärztliche Leiter des Erlanger Impfzentrums, Hans Joachim Drossel, ähnlich. Der Mediziner hofft sehr, dass die Bevölkerung erkenne, dass das, was man in Sachen Astrazeneca "zu Recht als Hin- und Her empfindet", eigentlich zeige, wie genau die Impfstoffe in Deutschland beobachtet werden und dass beim "geringsten Verdacht" von einem erhöhten Auftreten von Risiken sofort Maßnahmen ergriffen würden, auch wenn sie unpopulär seien und den Impffortschritt gefährdeten.

"Eigentlich", sagt er, "sollten die Diskussionen um den Astrazeneca-Impfstoff das Vertrauen in die für die Impfung zuständigen Behörden sogar erhöhen."

Daher rät er Menschen über 60 Jahren dringend dazu, Impftermine mit dem Impfstoff von Astrazeneca anzunehmen. Für diesen Personenkreis bestehe nach wissenschaftlichen Erkenntnissen kein signifikant erhöhtes Thrombose-Risiko durch die Verabreichung des Impfstoffs. "Aktuelle Studien", betont Drossel, "haben darüber hinaus ergeben, dass der Impfstoff gerade bei älteren Menschen besonders wirksam ist und die Vorteile der Impfung daher die Risiken bei weitem überwiegen."

Das Risiko für Personen über 60 Jahren schwer an Covid-19 zu erkranken und daran sogar zu versterben, sei um ein Vielfaches höher, als eine der sehr seltenen Nebenwirkungen des Astrazeneca-Impfstoffs zu erleiden.

Das Impfzentrum, das für Erlangen und Erlangen-Höchstadt zuständig ist, hat derweil alle Termine mit Astrazeneca für Personen unter 60 Jahren abgesagt.

Absagen, die bis Mittwochnachmittag durch die eingeladenen Personen erfolgen, betreffen ebenfalls überwiegend diese Altersgruppe. Es gibt noch einige Tausend Personen über 60 in der Prioritätsgruppe zwei, sodass der Impfstoff von Astrazeneca seine Abnehmer finden werde, heißt es aus der Pressestelle der Stadt.

Jüngere müssten nun mit anderen Impfstoffen geimpft werden, was zu "entsprechend längeren Wartezeiten" führen könne.

Astrazeneca hat indes den Namen für das Serum in Vaxzevria geändert. "Das ist nicht unüblich", sagt der Apotheker und Sprecher der Bayerischen Apothekerkammer für Erlangen, Thomas Wagner. "Ich glaube nicht, dass da was verschleiert werden soll."