Horror-Serie der U23 des HC Erlangen hat ein Ende

5.11.2019, 18:00 Uhr
Horror-Serie der U23 des HC Erlangen hat ein Ende

© Foto: Harald Sippel

Sie jubelten mit der Schlusssirene los, fielen sich in die Arme, klatschten und lachten. Ganz anders als in den Vorjahren. Da gab es für die Freude nach Spielende eine einstudierte Choreografie, den tanzenden Teamkreis zur richtigen Musik, dann ein wenig Szenenapplaus. Als Aufsteiger war die U23 des HC Erlangen zur Vizemeisterschaft gestürmt, und auch im zweiten Jahr gab es in der dritten Liga wenige Probleme und viele Siege.

In dieser Runde aber hat der HCE bislang nur einmal gewinnen können, am allerersten Spieltag. Seither gab es neun Niederlagen. Mit 2:18 Punkten war das Team auf den letzten Tabellenplatz abgerutscht. All das sah man am Samstagabend in den abgekämpften Gesichtern der Spieler und Trainer. Alle waren erleichtert, ihre Horror-Serie hatte nun endlich ein Ende.

"Man hat gemerkt, wie erleichtert alle waren", sagt Florian Wagner. "Diesmal war ein richtiges Team auf dem Feld." Das, meint der 24-Jährige, "hat in der Saison bislang manchmal gefehlt." In der HCE-Reserve gehört er zu den erfahrenen Spielern, und zu denen, die lange schmerzlich vermisst wurden. Seit dem vierten Spieltag ist der Kreisläufer zurück, spielte sogar mit einem verletzen Zeh und aktuell "noch nicht ganz bei 100 Prozent". Doch gegen Haßloch hat man gesehen, wie sehr er seiner Mannschaft hilft. Vor allem in der Abwehr.

Auch insgesamt sah die HCE-Bank am Samstag erstmals nicht mehr wie eine halbe A-Jugend-Mannschaft aus. Daniel Mosindi, die linke Hand dick getaped, war zurück, auch Johannes Bayer war nach einer gefühlten Ewigkeit wieder dabei. Die Deckung stand sicher, allerdings hier und da auch zu passiv. Im Angriff allerdings klappten die Kombinationen nicht, viel zu oft versuchten es die Erlanger mit Einzelleistungen – Ergebnis der fehlenden Eingespieltheit.

Klein durfte ran und hielt mehrmals stark

Trotzdem war es ein ausgeglichenes Spiel, bei 10:10 hatte Erlangen Glück, ein Siebenmeter-Wurf, Sebastian Klein war dafür ins Tor gekommen, landete an der Latte (22.). Keeper Lars Goebel hatte zu diesem Zeitpunkt nur selten die Finger am Ball, nach 25 Minuten wechselte ihn Trainer Tobias Wannenmacher aus, Goebel riss sich das Haarband vom Kopf und sank auf die Bank. Mit 14:15 ging es in die Pause.

Nach dem Seitenwechsel machte Klein weiter – und hielt mehrmals stark. Bei 18:16 gab es den ersten Mini-Vorsprung für den HCE (33.). Auf mehr als zwei Tore aber konnten sich die Hausherren nicht absetzen. Mit 25:25 ging es in die letzten zehn Minuten. Jetzt hielt auch Goebel die ersten Bälle. In doppelter Unterzahl traf Felix Müller zum 27:26 (54.) und dann nochmal zum 29:27 (57.). Mehr als ein Treffer gelang Haßloch – mit dem Ex-Erlanger Deni Djozic angetreten – gegen aufopferungsvoll kämpfende Erlanger am Ende nicht mehr.

"Dass wir so ein knappes Ding gewinnen", sagt Wagner, "ist der Grundstein für die nächsten Spiele." Die U23 musste auch sich selbst beweisen, dass sie es noch drauf hat. "Ein paar Spieler waren am zweifeln." In Teamsitzungen mit und ohne Trainer-Team haben die Handballer darüber gesprochen, "was wir besser oder anders machen können", sagt Wagner. "Wir waren ehrlich zu uns. Es macht keinen Sinn, alles schönzureden. Über die Wochen haben wir uns entwickelt." Wenn viele Spieler verletzt sind, "müssen die anderen auch im Training 100 Prozent geben". Die Personalsituation war prekär, zwischenzeitlich fehlten acht fest eingeplante Spieler, doch ist sie nicht die einzige Erklärung für die magere Punkteausbeute.

"Du hast Druck, immer Druck"

"Man hat gesehen, dass wir mithalten können", sagt Wagner. "Doch wir waren nicht eingespielt. Einen Teamgeist, der sich zuvor in vielen Jahren seit der A-Jugend aufgebaut hatte, bekommt man nicht so schnell wieder, wenn die Mannschaft neu zusammengewürfelt ist." Auch für den Trainer war das keine leichte Situation.

"Mit Sicherheit", sagt Tobias Wannenmacher, ist es die schwierigste Phase für ihn beim HCE. Der Coach fährt sich erschöpft mit der Hand durchs Gesicht, die Augen glänzen, als er über den Sieg sprechen soll. "Es war eine Willensleistung. Die Jungs glauben wieder daran, dass sie solche Spiele gewinnen." Doch niemand dürfe glauben, es werde nun einfach.

"Wir brennen, wenn wir aufs Spielfeld gehen"

"Du hast Druck, immer Druck", sagt Wannenmacher. "Das Spiel in Blaustein war ein kleiner Genickschlag." Beim direkten Konkurrenten im Tabellenkeller hatte der HCE Ende September mit 27:28 verloren. "Wir müssen den Anschluss unten halten und versuchen, wieder in sichere Tabellenregionen zu kommen. Wir dürfen nicht absteigen, das würde unser Konzept gefährden. Doch es sind schon ganz andere Mannschaften in einen Teufelskreis geraten."

Jetzt, glaubt Wagner, geht es aufwärts. "Wir werden am Ende der Saison nicht auf einem Abstiegsplatz stehen." Stolz ist der Kreisläufer, dass sich das Team in der schweren Hinrunde nicht gegenseitig zerfleischt hat. "Wir spielen alle Handball, weil wir Bock darauf haben, weil wir brennen, wenn wir aufs Spielfeld gehen." Jetzt geht es erst richtig los.

HCE: Goebel, Klein; Bayer, Jonas Poser, Bauer 2, Marschall 3, Wagner, Walz 1, Yannik Bialowas 4, Banik, Mosindi, Mangen 4/3, Müller 8, Wenzel, Kellner 7.

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