Jetzt erst recht: Herrmann Radteam ist Deutscher Meister

10.9.2019, 11:00 Uhr
Jubelstimmung: Christopher Hatz (rechts) und Stefan Herrmann feiern den Deutschen Meistertitel.

© Mario Randel Jubelstimmung: Christopher Hatz (rechts) und Stefan Herrmann feiern den Deutschen Meistertitel.

Man könnte auch alles hinwerfen, einfach nicht mehr trainieren, sich nicht mehr quälen. Für die Radfahrer des Baiersdorfer Herrmann-Teams aber war das keine Option. Obwohl sie wissen, dass sich ihre Mannschaft zum Saisonende auflöst, zeigen sie im Endspurt, was in ihnen steckt. Bei der Deutschen Meisterschaft haben sie am Sonntag ihren Titel verteidigt. Als Mannschaft sind sie im Zeitfahren wieder nicht zu schlagen gewesen.

2018 war es der größte Erfolg der Vereinsgeschichte gewesen. Teammanager, Hauptsponsor, Fahrer, alle gerieten danach ins Träumen, es sah so aus, als könnte das Herrmann Radteam alles erreichen. Seit diesem Sommer wissen wir, dass es nicht soweit kommen wird. Stefan Herrmann, der das Team finanziert, zieht sich zurück. Die Mannschaft wird es so also bald nicht mehr geben.

An der sportlichen Leistung liegt das nicht, das wissen auch die Radfahrer. "Wir haben keine weiteren Geldgeber für das Projekt gefunden", sagt Teammanager Grischa Janorschke. Für Unternehmer Stefan Herrmann war die Mannschaft einfach zu groß geworden, alleine mit ihm hätte sie nicht mehr weiter wachsen können. Und Stillstand, so sagte er es auch in einem Interview mit uns, ist keine Option.

Die Sportler sind also bereits dabei, sich für die kommende Saison einen neuen Rennstall zu suchen. Gute Leistungen helfen natürlich, vor allem aber wollen alle noch einmal beweisen, dass sie es wert gewesen wären, dass man mit diesem Team noch einiges hätte erreichen können. Und sie wollten natürlich zeigen, dass sie zu den besten Radfahrern Deutschlands gehören, auch wenn sie zur größten Rundfahrt des Landes, der Deutschland-Tour, nicht eingeladen waren.

"Die Meisterschaft war ein Charaktertest", sagt Janorschke. Mit einer gewaltigen Portion Trotz stiegen am Sonntag also alle sechs Fahrer auf ihre Rennmaschinen. "Zeitfahren ist unsere Stärke, daran arbeiten wir schon seit Jahren." Mit Miguel Heidemann haben die Baiersdorfer auch einen künftigen U23-WM-Teilnehmer im Team. In Genthin musste er gemeinsam mit Kapitän Christopher Hatz großartige Arbeit leisten, um die Mannschaft so erfolgreich ins Ziel zu bringen.

"Sie haben eine gute Reaktion gezeigt"

Sechs Fahrer sind auf der Strecke, die Zeit des Vierten zählt am Ende. Wenn also einer ausfällt, müssen die anderen umso mehr ran. Auch der Jüngste im Team, Lennart Jung, zeigte dabei eine starke Leistung. "Er ist über sich hinausgewachsen", sagt Janorschke. Das war auch nötig, im Rennen lief nicht alles wie geplant, "doch wir waren vorbereitet". 14 Sekunden Vorsprung vor dem Zweitplatzierten Team Lotto-Kern Haus brachten am Ende den Sieg.

"Es ist für alle Fahrer und Betreuer sehr speziell", sagt Janorschke. Das Thema Team-Aus sei "omnipräsent", immer wieder werde man darauf angesprochen, ein bisschen Wehmut sei so auch immer dabei. Umso mehr haben die Baiersdorfer im Rennen ihre mentale Stärke bewiesen. "Sie haben eine gute Reaktion gezeigt." Zwei Bundesliga-Rennen sind es nun noch, auch hier hat die Mannschaft alle Chancen auf Platz eins. Hatz ist in der Einzelwertung Dritter. Aufgeben will hier niemand.

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