Lauter Ruf nach einem stillen Örtchen in Erlangen

24.9.2014, 15:29 Uhr
Lauter Ruf nach einem stillen Örtchen in Erlangen

© Harald Sippel

Über die Versuche, die Stadtverwaltung soweit zu bringen, dass in Erlangen in zentraler Lage eine öffentliche – und behindertengerechte – Toilette installiert wird, kann Helga Steeger, die Vorsitzende des Seniorenbeirats, längst ein Lied singen. „Wir waren fast so weit, dass wir eine solche Toilette am Hugenottenplatz hätten bauen können“, sagte sie in der jüngsten Sitzung des Seniorenbeirates. Doch dann hätten neue Bestimmungen diesen Beinahe-Erfolg zunichte gemacht, „die Toilette wäre zu groß für den Hugo geworden“.

Aufkleber an Eingangstür

Auch andere Toiletten-Initiativen scheiterten, wie der städtische Behinderten- und Sozialberater Thomas Grützner ausführt. Das Projekt „nette Toilette“ beispielsweise. Deutschlandweit wird es in 150 Kommunen durchgeführt. Mit einem Aufkleber an der Eingangstür machen Restaurants oder Ladeninhaber darauf aufmerksam, dass man hier die Toilette kostenlos benutzen darf, auch wenn man nicht Kunde ist.

Die Bereitschaft der Gaststätten sei in Erlangen nicht vorhanden gewesen, sagt Grützner. Eine Immobilie anzumieten, um darin ein öffentliches Klo einzurichten, sei ebenfalls nicht möglich gewesen. „Ernüchternd“ findet Helga Steeger diese mangelnde Bereitschaft, hier etwas zu tun. „Ich hatte mir nicht vorgestellt, dass so viel Gleichgültigkeit da ist“, fügt sie hinzu.
Dinah Radtkes Kritik gilt der Stadt. Es sei eine Tatsache, dass es in Erlangen zu wenig barrierefreie Toiletten gebe, sagt die im Rollstuhl sitzende Frau. Jahrelang hat sie als Vorsitzende des Zentrums für Selbstbestimmtes Leben (ZSL) angemahnt, dass in zentraler Lage in dieser Hinsicht etwas getan werden müsse. Es sei ein Armutszeugnis für die Stadt, dass dies noch immer nicht geschehen sei.

Pointierter drückt es ÖDP-Stadträtin Barbara Grille aus. Eine Lachnummer sei es, dass die Hightech-Stadt Erlangen es nicht fertig bringe, diese Toilette zu bauen. Jahr für Jahr komme man zu dem Ergebnis: „Es geht nicht.“ Doch wo ein Wille sei, „muss auch ein Weg sein“, findet Grille.

Geändert hat sich zumindest eines: Von Seiten der Stadt sei inzwischen anerkannt worden, dass Bedarf bestehe, erklärt Grützner. Noch Anfang 2013 reichte das Budget für eine neue Toilettenanlage – die mit 100 000 Euro veranschlagt wird – nicht. Inzwischen, so Grützner, sei das Geld in den städtischen Haushalt hineingestellt. Die Stadtplanung sehe es als ihre Aufgabe, einen Platz zu finden.

Wichtig sei daneben auch, das Informationsdefizit aufzuheben. So gebe es eine barrierefreie Toilette in dem Durchgang zwischen Markgrafentheater und Redoutensaal, eine zweite neben dem Manhattan-Kino. Mit einem speziellen Schlüssel, den die Stadt an Behinderte herausgibt, seien diese Toiletten rund um die Uhr zugänglich, so Grützner. Zentral gelegen, aber wenig bekannt und eindeutig nicht barrierefrei – und auch nicht kinderwagentauglich – ist eine öffentliche Toilette im Keller des Universitätsverwaltungsgebäudes in der Halbmondstraße. Der Zugang ist nur über eine Treppe von der Rückseite des Gebäudes her möglich – doch abends werden die Tore des Schlossgartens abgesperrt. Die Toilettenanlage im Bahnhof wiederum ist privatisiert, Benutzer zahlen 50 Cent. Nachts stehen sie hier vor verschlossener Tür.

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