Neues Obdachlosenheim in Erlangen in Betrieb

24.11.2018, 15:00 Uhr
Neues Obdachlosenheim in Erlangen in Betrieb

© Klaus-Dieter Schreiter

Kurz vor seinem 90. Geburtstag war Schluss für das städtische Übernachtungsheim Wöhrmühle. Im Juni 1929 war das ehemalige Meyersche Mühlengebäude als Obdachlosenasyl eingeweiht worden. Jetzt hat die Stadt andere Pläne für das Gebäude. Das Übernachtungsheim sei kaum noch genutzt worden, das Konzept veraltet gewesen, heißt es von Seiten der Stadt. Es gebe heutzutage kaum noch Menschen, die durchs Land reisen und obdachlos sind. Wenn es Obdachlose gibt, dann seien sie aus dem Großraum, und diese finden nun in der Dorfstraße 15 in Büchenbach eine neue Adresse, an die sie sich wenden können.

Zimmer für Notfälle gedacht

Das Anwesen besteht aus mehreren Gebäudekomplexen, in denen es Zimmer ebenso wie Wohnungen gibt. Bis Ende August waren hier Asylbewerber untergebracht. Die Belegung sei zu diesem Zeitpunkt jedoch schon sehr zurückgegangen, so die Auskunft der Stadt. Es hätten nur wenige Personen, darunter auch Familien, in eine andere Unterkunft in einem anderen Stadtteil umziehen müssen.

Die Zimmer in der Dorfstraße 15 sind für Notfälle gedacht und kurzfristig belegbar. Die Stadt will die Menschen, die dies in Anspruch nehmen, durch Sozialpädagoginnen betreuen lassen. Ziel sei es, Obdachlose in Mietverhältnisse zu bringen und davon zu überzeugen, in eine Verfügungswohnung zu ziehen. "Es wird immer welche geben, die das nicht wollen, aber wir wollen das Angebot machen", sagt Sozialbürgermeisterin Elisabeth Preuß. Mehrere Verfügungswohnungen in unterschiedlicher Größe sind ebenfalls vor Ort, geeignet für Einzelpersonen, Paare und Familien. Einige Wohnungen wurden bereits belegt. Und auch eine Sozialpädagogin hat den Dienst aufgenommen, eine zweite soll nächstes Jahr dazu kommen.

Nicht in der Innenstadt

Das Gebäude ist, anders als das Haus an der Wöhrmühle, weit von der Innenstadt entfernt. Dass Durchreisende — falls es sie denn doch einmal gibt — es nicht finden könnten, sei aber ausgeschlossen, heißt es bei der Stadt. Denn im Rathaus, aber auch bei anderen Stellen wie der Bahnhofsmission oder dem Obdachlosentreff Willy könnten sie Auskunft darüber erhalten. Auch die Polizei und die Rettungsdienste sowie das Bezirksklinikum seien eingebunden und können den Hausmeister der Unterkunft in Büchenbach anrufen. Dieser hat Rufbereitschaft und kann im Notfall auch nachts die Tür öffnen. Ohnehin sei es auch bisher schon so gewesen, dass durchreisende Obdachlose zuerst zur Obdachlosenverwaltung im Rathaus oder zur Bahnhofsmission gehen mussten, um dort Geld abzuholen, sagt Preuß.

Flüchtlingswohnungen in Wöhrmühle

Das Gebäude an der Wöhrmühle soll bis Ende 2019 umgebaut werden. Es sollen dort vier große Verfügungswohnungen entstehen, in denen zunächst Menschen untergebracht werden sollen, die im Rahmen des Familiennachzugs anerkannter Flüchtlinge nach Deutschland kommen. Mittel wurden für den Haushalt 2019 vom Gebäudemanagement beantragt.

Für die Hausverwalterin, die seit gut 30 Jahren als Angestellte des Sozialamts für die Obdachlosen im Übernachtungsheim Wöhrmühle da war und im Winter auch die Wärmestube bereit hielt, wurde stadtintern eine neue Aufgabe gefunden. Das Personalamt habe die vielen Überstunden der Mitarbeiterin moniert — auch das sei ein Grund gewesen, warum es mit dem Übernachtungsheim Wöhrmühle nicht mehr wie bisher weitergehen konnte, sagt Preuß. 

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