Riesen-Flop: Erlanger Uni-Neubau alarmiert Steuerzahlerbund

15.1.2016, 06:00 Uhr
 Riesen-Flop: Erlanger Uni-Neubau alarmiert Steuerzahlerbund

© Giulia Iannicelli

Ein hochmodernes, fertiges Gebäude – ohne jedes Leben: Auch in den nächsten Monaten wird der Neubau der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) leer stehen. Denn die baulichen Mängel sind so gravierend, dass der Lehrbetrieb aller Voraussicht nach auch 2016 nicht starten wird.

Den Planungen zufolge sollten die ersten Studenten und Lehrenden 2013 auf das Südgelände der Technischen Fakultät ziehen. Doch für den Universitätsbetrieb nicht ausreichende Lüftungsanlagen haben den Termin immer weiter nach hinten verschoben.

Die ursprünglich veranschlagten Kosten von 80 Millionen sind bereits auf 91 Millionen Euro (Stand: Januar 2016) gestiegen. Aber damit nicht genug: Um die technischen Schwierigkeiten (die Luftmenge genügt nicht, um alle Laboratorien zu bedienen) in den Griff zu bekommen, reichen die Gelder, die das Budget ohnehin überschreiten, noch nicht aus. Die Folge: Das Staatliche Bauamt Erlangen-Nürnberg wird beim Landtag um eine weitere Summe bitten. Das räumt Behördenleiter Dieter Maußner ein.

Das Parlament des Freistaates wird sich wahrscheinlich in seiner nächsten Haushaltssitzung im April mit dem Antrag befassen. Um welche Summe es sich dabei genau handelt, sagt Maußner nicht. "Aber", so der leitende Baudirektor, "es ist schon ein größerer Betrag". Auf jeden Fall über eine Million. Über Beträge, die darunter liegen, können sich die beteiligten Ministerien (in dem Fall Inneres und Wissenschaft) selbst verständigen.

Selbst wenn der Landtag Grünes Licht gibt für die Summe, dürften politisches Prozedere und Reparaturen wohl bis Ende 2016 andauern. "Das ist für diese Maßnahmen schon zu erwarten", formuliert Maußner. Damit verzögert sich der Umzug um mindestens ein weiteres Jahr.

Ein Bezug, der sich um mehr als drei Jahre verschiebt und eine Kostensteigerung im zweistelligen Prozentbereich: Das ist für den Bund der Steuerzahler Bayern Grund genug, sich die Sache einmal näher anzusehen. Der Verein nimmt den Hinweis unserer Zeitung zum Anlass, eine Anfrage an den Leiter der obersten Baubehörde im bayerischen Innenministerium zu stellen. "Wir werden unsere Fühler ausstrecken und prüfen, ob es da mit rechten Dingen zugeht", sagt Vizepräsidentin Maria Ritch.

Auch das Bayerische Innenministerium, das für den Bereich Bau zuständig ist, spricht von "eklatanten Planungsfehlern" des beauftragen Ingenieurbüros und denkt über Konsequenzen nach: "Wir prüfen juristische Schritte gegen das verantwortliche Ingenieurbüro", betont ein Ministeriumssprecher.

Die Probleme selbst, erläutert Behördenleiter Maußner, habe man erst im "Realbetrieb" erkennen können. Wie so häufig, führe auch beim Chemikum "ein kleiner Fehler durch Verkettungen zu einer riesigen Wirkung."
Die Auswirkungen auf den Universitätsbetrieb halten sich laut Pressesprecherin Susanne Langer indes in Grenzen: "Es gibt keinen Grund zur Beunruhigung."

Der reguläre Lehrbetrieb sei durch die weitere Verzögerung nicht gefährdet. Studenten würden ohnehin eher in kürzeren Zeiträumen denken: "Die meisten interessiert ihre Verweildauer bei uns; aber nicht, ob sie eigentlich schon in einer neuen Einrichtung studieren könnten."
Den Vergleich des Erlanger Chemikums mit dem Berliner Fiasko-Flughafen BER weist sie daher weit von sich. "Der Flughafen ist eine andere Nummer", sagt Langer, "dort geht es um den Gesamtzustand und bei uns nur um das Lüftungsvolumen."

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