Schwierige Aufgabe: Sie vertritt Bürgermeister Andreas Galster

29.5.2020, 11:00 Uhr
Führt in Baiersdorf die Geschäfte: Eva Erhardt-Odörfer.

© Dieter Köchel Führt in Baiersdorf die Geschäfte: Eva Erhardt-Odörfer.

"Jeder im Stadtrat will auf seine Weise etwas Positives für Baiersdorf bewirken." Davon ist die 2. Bürgermeisterin Eva Erhardt-Odörfer fest überzeugt. Schon deshalb liegt es ihr am Herzen, Kompromisse in den Gremien zu finden. Das ist nun aber auch schon seit 1. Januar ihr Job. Damals wurde sie sozusagen ins kalte Wasser des Bürgermeisteramts geworfen, weil Amtsinhaber Andreas Galster einen schweren Verkehrsunfall hatte und seitdem krankheitsbedingt fehlt.

Nun ist die 50-jährige SPD-Frau kein politischer Frischling mehr. Seit 1996 Mitglied der Sozialdemokraten wurde sie 2002 in den Stadtrat ihrer Heimatstadt Baiersdorf gewählt und übt seit 2008 das Amt der Stellvertreterin des Bürgermeisters aus. Jüngst hat der Stadtrat sie einstimmig als Vizebürgermeisterin bestätigt. "Aber täglich als Chefin der Verwaltung zu arbeiten, ist etwas ganz anderes, als zwei Wochen Urlaubsvertretung zu übernehmen."

Diese Erkenntnis überrascht nicht. Nicht nur, weil ihr Arbeitsplatz in der Buchhaltung des BRK-Kreisverbands anders ist. "In den ersten Wochen im Rathaus war ich k.o.", gesteht sie. Alles sei für sie neu gewesen und "teils skurril". Manchmal sei sie nachts aufgewacht, weil ihr Ereignisse des vorherigen Tages noch durch den Kopf gingen. Zu keiner Zeit habe sie gedacht: "ich schaff’s nicht", doch die Arbeit hänge einem nach. Sie müsse sich in Sachverhalte einarbeiten und Themen mit vorbereiten, die sie früher als Stadträtin als fertige Verwaltungsvorlage aufgetischt bekommen hat.

Überhaupt, die Verwaltung. "Die Leute sind spitze", lobt Eva Erhardt-Odörfer die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie habe der Verwaltung sehr viel zu verdanken, habe große Unterstützung erfahren. "Die Zusammenarbeit ist sehr gut", ergänzt sie, auch das Corona-Management mit Home-Office. Ja, Bürgermeisterin, sei durchaus ein "schöner Job".

Natürlich besonders wegen des vertrauensvollen Verhältnisses in der Mitarbeiterschaft. Aber die Arbeit mache auch Freude, weil man gestalten könne, Themen im Stadtrat anschieben dürfe wie etwa den Beitritt zur "Fair-Trade-Aktion" oder die Anschaffung von Lastenfahrrädern, die zurzeit gefördert wird.

"Es ist ein 24/7-Job"

Viele Themen, die im Stadtrat vorberaten werden, müssen in der Verwaltung weiter beackert werden. Hochwasserschutz, Vogelschutzgebiet, Gewerbegebiet Münchswiesen, ISEK sind nur einige davon. Gespräche mit Investoren, Erzieherinnen, Planern und Behördenvertretern seien erforderlich, so Erhardt-Odörfer.

So schön die Arbeit auch sei, "es ist ein 24/7-Job", erklärt die Bürgermeisterin, also 24 Stunden an sieben Tagen die Woche. Da riefen Bürger schon mal abends nach 22 Uhr an, werde man auch beim Bäcker angesprochen. Dabei seien durch den Corona-Virus ja noch Veranstaltungen wie Kirchweihen oder Vereinsfeste weggefallen und hätten das Amt in gewisser Weise zeitlich entlastet. Leider seien momentan auch die Geburtstagsgratulationen für ältere Bürger weggefallen.

Trotzdem sei die Arbeit nicht leichter geworden, auch im Stadtrat nicht. Die Mehrheitsverhältnisse haben sich durch die Kommunalwahl im März leicht verschoben.

Insofern, sagt Eva Erhardt-Odörfer, sei eine gute Moderation umso notwendiger, um die vielleicht divergierenden Interessen unter einen Hut zu bringen, sprich: zu einem Kompromiss zu bringen, der eine Mehrheit findet. Diese Aufgabe, für die sie Bürgermeister Andreas Galster durchaus bewundere, fordere ein gutes Gespür und eine hohe Aufmerksamkeit für Stimmungen und Möglichkeiten, aber auch Findigkeit und Durchhaltevermögen. Das zu meistern gelingt der 2. Bürgermeisterin meist, auch weil sie von einem unerschütterlichen Humor getragen wird. Der Humor erleidet nicht einmal dann einen Aussetzer, wenn sie zu einem leicht ungeduldigen Augenrollen ansetzt.

Wichtig im Umgang mit den Stadtratskollegen und den Bürgern gleichermaßen ist Eva Erhardt-Odörfer die wechselseitige Wertschätzung. Im Übrigen ist die Ur-Baiersdorferin der Auffassung, dass ihre Heimatstadt charmant ist.

Galster ist bis vorerst bis Ende Juli krankgeschrieben

Das Ringen um Lösungen sei notwendig, doch müsse am Ende ein Kompromiss stehen. Dafür will sie auch in den nächsten Monaten einstehen. Bürgermeister Andreas Galster hat seiner Stellvertreterin im Telefongespräch mitgeteilt, dass er vorerst bis Ende Juli krankgeschrieben sei. Ob er im August mit einer Wiedereingliederung in die Arbeit starten könne, sei derzeit offen.

"Aber er ist ein Kämpfer", weiß Eva Erhardt-Odörfer. Ihr Arbeitgeber hat sie noch bis Ende Juni freigestellt. Danach wird sie sich die Arbeit im Rathaus wohl mit 3. Bürgermeisterin Dorothea Neubauer (CSU) teilen, bis Galster ins Amt zurückkehrt.

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