Erntegespräch 2010

Sorge über den „Schlag von oben“

15.7.2010, 00:00 Uhr
Sorge über den „Schlag von oben“

© Kronau

Die Beregnungsanlagen waren der passende Rahmen für das Erntegespräch, zum dem der Bauernverband auf das Gelände des Steinbacher Unternehmens eingeladen hatte. Schon Tage vorher waren ja bundesweite Prognosen abgegeben worden: Die Ernte droht bei vielen Feldfrüchten durch die Hitze zu verkümmern, weil auch die langanhaltende kalte Witterung im Frühjahr nicht wachstumsfördernd gewesen ist.

Horst Krehn, Leiter des Amtes für Landwirtschaft und Forsten, unternahm den Versuch, diese Prognose für den Landkreis etwas zu präzisieren. Noch wollte er keinen Katastrophenfall ausrufen, obwohl „der Schlag von oben“, also die Sonne, den Bauern mehr und mehr zusetze.

Von Ort zu Ort verschieden

Selbst im Landkreis aber sei die Situation oft von Ort zu Ort verschieden. So seien die Gewitter vom Montag stellenweise zu stark ausgefallen, an manchen Stellen habe es gar nicht geregnet, anderenorts dagegen habe der Regen eine wohltuende Wirkung auf die Felder gehabt. „Die rund 900 landwirtschaftlichen Unternehmen im Landkreis und in Erlangen trifft es unterschiedlich hart.“

Eine der interessanten Fragen: Würde es noch helfen, wenn ab heute die Hitze nachlassen würde und ordentlich Regen fällt? „Bei Mais, Grünland oder Zückerrüben etwa könnte das die Situation vielleicht retten“, erklärte Horst Krehn. „Bei Weizen beispielsweise ist es schon vorbei.“ Der Weizen sei zwar zunächst recht gut gestanden, sei jetzt aber zu schnell ausgereift.

Schon jetzt sagt Robert Ort, Kreisobmann des Bauernverbandes, eine unterdurchschnittliche Ernte voraus. Und was eventuelle Preissteigerungen angeht: In der Regel würde davon vor allem die weiterverarbeitende Industrie profitieren, und nicht der Landwirt selbst.

Über die Gründe für die extremen Schwankungen beim Wetter ist in den vergangenen Jahren schon viel diskutiert worden. Doch beim Saatzuchtunternehmen Breun ist man sich schon seit 30 Jahren sicher: Die Klimaerwärmung kommt, nein, sie ist schon in vollem Gange.

Martin Breun hat viele Belege dafür. Einer davon: Früher ging man davon aus, dass eine Getreidesorte in der Regel umso mehr Ertrag bringt, je später sie reifen kann. In den vergangenen zehn Jahren habe sich dies geändert: Weil sie der Sommerhitze entgehen, haben frühreifende Sorten oft mehr Ertrag.

Ein anderes Beispiel: Krankheiten bei Nutzpflanzen. Breun weiß zu berichten, dass in Süddeutschland mittlerweile Krankheiten verstärkt auftreten, die früher klimabedingt eher in Italien eine Plage waren.

Der Saatzuchtbetrieb Breun könne zwar mit seinen Züchtungen versuchen, Pflanzen auf das sich verändernde Klima anzupassen, doch im Grunde müsse vor allem die Politik handeln. Der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur sei mittlerweile Fakt, und die bisherigen politischen Anstrengungen würden nicht ausreichen. „Und wenn Länder wie China nicht mitziehen, funktioniert es ohnehin nicht“, prophezeit Martin Breun.

Wie viel die Kommunalpolitik an dieser Entwicklung ändern kann, wurde gestern nicht diskutiert. Allerdings lobte Landrat Eberhard Irlinger das Saatzuchtunternehmen ausdrücklich für ihr erfolgreiches Agieren auf dem schwierigen globalen Markt, und Bürgermeister German Hacker äußerte seine Bewunderung über die „Akribie der Forschung“, in Steinbach geschieht. mk