Ticketkontrolle wird für Kind zum Albtraum

11.3.2020, 09:53 Uhr
Ticketkontrolle wird für Kind zum Albtraum

© Uwe Zucchi/dpa

Auf dem Weg mit dem Bus zum Christian-Ernst-Gymnasium geriet die zwölfjährige Schülerin in eine Kontrolle. Sie zeigte ihren Fahrausweis – dabei handelt es sich in ihrem Fall um ein kostenfreies Schülerticket, da ihr Schulweg mehr als drei Kilometer beträgt. Weil der Ausweis an der Knickstelle kaputt war, konnte man die Ausweisnummer nicht mehr lesen. Daraufhin, so die Mutter, hätten die Kontrolleure – ein Mann und eine Frau – dem Kind vorgeworfen, den Ausweis geklaut zu haben.

Als die Zwölfjährige zu weinen begann, hätten die Kontrolleure dies als Schuldeingeständnis genommen. "Man hat ihr ihre Angaben zu ihrer Person nicht geglaubt und sie aufgefordert, dieses per Handy zu beweisen", erzählt die Mutter. Dabei hätten die Kontrolleure in das Handy ihrer Tochter geschaut, ihr allerdings immer noch nicht geglaubt, als sie dort ihren Namen lasen. Den eingehenden Anruf von einer Freundin habe das Kind nicht annehmen dürfen. Davon, ihre Eltern anzurufen, sei ihr abgeraten worden. Schließlich begleiteten die Kontrolleure die Schülerin ins Sekretariat des Christian-Ernst-Gymnasiums. Dort, so die Mutter, sei dann alles aufgeklärt und der Ausweis einbehalten worden.

"Irgendetwas läuft da schief"

Der ganze Vorgang ist aus Sicht der Mutter völlig inakzeptabel. "Irgendetwas läuft da total schief", sagte sie gegenüber unserer Zeitung. Der Blick ins Handy des Kindes sei ein klarer Verstoß gegen den Datenschutz gewesen, meint sie. Und im Übrigen wäre es ein Leichtes gewesen, die Sache aufzuklären und die Identität des Kindes festzustellen, wenn die Kontrolleure die Eltern verständigt hätten. Ein Anruf hätte genügt.

Ein korrektes Verhalten wurde den beiden Kontrolleuren laut der Mutter hingegen von ihrem Vorgesetzten attestiert. Der sitzt in Nürnberg bei der Verkehrs-Aktiengesellschaft (VAG), mit der die Erlanger Stadtwerke kooperieren. Alle Kontrolleure, die in Erlangen eingesetzt sind, sind bei der VAG angestellt. "Wir haben alles richtig gemacht", sei ihr von Seiten der VAG gesagt worden.

Eine andere Reaktion hatte es bei den Erlanger Stadtwerken gegeben. Dort hatte sich die Mutter zunächst beschwert. Man habe sich für den Vorgang entschuldigt und habe ihr – als Trostpflaster – eine Busfreifahr-Wochenkarte für die ganze Familie geschenkt, sagt sie. Aber damit ist das Ganze aus ihrer Sicht noch nicht erledigt. Sie möchte, dass sich so etwas nicht wiederholt. "Gibt es denn keine Schulung für Kontrolleure für den Umgang mit Minderjährigen?", fragt sie.

Da man bei der VAG den Vorgang als ganz normal hingestellt habe, hat sie einen Anwalt eingeschaltet. "Ich habe keinen Streitwert", sagt sie. "Ich möchte nur, dass das nicht auch anderen Kindern widerfährt." Rechtsanwalt Lars Kittel hat die VAG um ausführliche Stellungnahme gebeten. Es gehe um die Frage einer Unternehmenskultur, sagt er. Immerhin handele sich hier um ein Unternehmen der öffentlichen Daseinsvorsorge. Vielleicht sei dies schon ein Fall, bei dem es gelte zu zeigen: "Liebe VAG, liebe Kontrolleure, handelt mit Bedacht."

Bei der VAG selbst hält man sich bedeckt. "Wir möchten auf diesen Fall nicht eingehen, weil es ein laufendes Verfahren ist", sagt eine Pressesprecherin. Nur so viel verrät sie dann noch: Die Kontrolleure würden regelmäßig geschult. "Sie sind sehr sensibilisiert, was den Umgang mit Kindern angeht." Und eben auch dafür, "dass man nachsichtig ist".

Das wiederum bezweifelt die Mutter der Zwölfjährigen. Ihr Kind verfolge der Vorfall in seinen Träumen, sagt sie. Sie will eine Entschuldigung von der VAG.