West-Nil-Virus erstmals in Bayern nachgewiesen

13.9.2018, 22:01 Uhr
Ein Bartkauz aus dem Wildpark Poing bei München ist an dem West-Nil-Virus erkrankt. Das bestätigte das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Erlangen.

© Christian Langhans Ein Bartkauz aus dem Wildpark Poing bei München ist an dem West-Nil-Virus erkrankt. Das bestätigte das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Erlangen.

Bei einem toten Bartkauz aus einem Wildpark ist erstmals in Bayern und zum zweiten Mal in Deutschland das gefährliche West- Nil-Virus bei einem Vogel nachgewiesen worden. Das teilte das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) am Donnerstag in Erlangen mit. Zum ersten Mal wurde das Virus Ende August ebenfalls bei einem Bartkauz aus einem Zoo in Halle/Saale entdeckt.

Der betroffene Vogel im Freistaat lebte in einem Wildpark in Poing im oberbayerischen Landkreis Ebersberg. Das West-Nil-Virus wird durch Stechmücken übertragen. Er infiziert meist Vögel, kann aber auch auf Pferde und den Menschen übertragen werden. In den meisten Fällen bleibt die Infektion ohne Symptome. In südeuropäischen Ländern waren in diesem Jahr auffällig viele Menschen am West-Nil-Fieber (WNF) erkrankt. In Deutschland tritt die Erkrankung sehr selten auf. Bisher hatten sich nach Angaben des Robert Koch-Instituts alle Betroffenen im Ausland infiziert.

Nachgewiesen wurde das Virus erstmals 1937 in der Region West Nil in Uganda. Inzwischen ist der Erreger in weiten Teilen Afrikas, Asiens und Europas heimisch. In den 1990er-Jahren schaffte er sogar den Sprung über den Atlantik und ist nun auch in den USA verbreitet. Es sei nur eine Frage der Zeit gewesen, bis das Virus erstmals in Deutschland auftritt, sagte eine Sprecherin des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI). Das Institut geht jedoch davon aus, dass es in Deutschland in diesem Jahr bei Einzelfällen von infizierten Vögeln bleibt. Denn die Mückensaison gehe langsam zu Ende und der Erreger überdauere in den Insekten nicht sehr lange, sagte die Sprecherin.

Über den Winter werde sich das Virus daher wohl auch nicht halten. Bisher gab es auch noch keine Nachweise des Erregers bei Vögeln im Freien. Dies könne daran liegen, dass es bei Tieren in der Natur nicht so stark auffalle, sagte die FLI-Sprecherin. "Ein totes Zootier wird eher untersucht." Die Übertragung auf den Menschen sei zudem eher unwahrscheinlich: "Erstmal muss ein Tier infiziert sein. Dann muss die Mücke den Erreger aufnehmen und in sich vermehren und dann auf den Menschen übertragen. Das ist eine ziemlich lange Kette." Auch beim Menschen verläuft die Infektion bei 80 Prozent der Betroffenen ohne Symptome.

Erkrankung kann auch tödlich enden

Der Rest kann grippeähnliche Erscheinungen bekommen wie etwa leichtes Fieber. In Einzelfällen – vor allem bei älteren Patienten mit Vorerkrankungen – könne allerdings auch ein schwerer Krankheitsverlauf mit hohem Fieber und Gehirnhautentzündung auftreten, teilte das LGL mit. In seltenen Fällen könne die Erkrankung tödlich enden. Nach dem Fund in Halle haben Experten dort Mücken gesammelt und untersucht. Die Ergebnisse werde es im Lauf der nächsten Woche geben, sagte die FLI-Sprecherin.

Bislang ist unbekannt, auf welchem Weg der Erreger den Bartkauz dort infizierte. Allerdings gehen die Forscher davon aus, dass auch hiesige Stechmücken-Arten das Virus übertragen können. Bartkäuze stammen aus Skandinavien. Der Direktor des Bergzoos in Halle, Dennis Müller, vermutete, dass die Vögel für subtropische Viren möglicherweise besonders anfällig sind.

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