Wuchtig und würdevoll: Karfreitagsprozession in Neunkirchen

14.4.2017, 15:16 Uhr
Die gläubigen Katholiken ziehen mit den Figuren und Musik durch den Ort und beten.

© Ralf Rödel Die gläubigen Katholiken ziehen mit den Figuren und Musik durch den Ort und beten.

Wenn uns Heutige die Figuralprozession an Karfreitag schon so beeindrucken kann, um wie viel mehr mögen die Menschen in der Anfangszeit dieser vorösterlichen Umzüge im ausgehenden Mittelalter im Bann dieser wuchtigen Demonstration des christlichen Glaubens gestanden haben.

Gespenstischer Auftakt

Gespenstisch wirkt schon der Auftakt der Veranstaltung, wenn die Buben des Ortes vom Turm der St. Michaelskirche herunter ihre Ratschen rattern lassen, als Ersatz für die Glocken, die während der Todesstunden Jesu schweigen müssen.

Gravitätisch, würdevoll, ein echter Trauerzug setzt sich da um 9 Uhr morgens vor der Pfarrkirche in Bewegung. Das stumme Gedenken des Leidens und Sterbens Christi, figural an zehn lebensgroßen Statuen festgemacht, wird nur durch die Stimme des Vorbeters unterbrochen, gefolgt von einer Replik aus Hunderten von Kehlen.

Unbeeindruckt von Wind und Wetter marschieren die Neunkirchener Katholiken durch die Straße ihres Ortes, Jahr für Jahr an Karfreitag. Bis mindestens ins Jahr 1668 reicht die Karfreitagsprozession in der Brandbachgemeinde zurück.

Uralte Tradition

Vermutlich geht die Tradition jedoch noch sehr viel weiter zurück. Die bildliche Darstellung des Ostergeschehens hat ja zu einer Zeit, in der das Lesenkönnen noch Privileg des Adels und des Klerus war, eine wesentlich wichtigere Funktion gehabt als heute.

Übrigens ist die Karfreitagsprozession in Neunkirchen einer der wenigen offenkundigen Fälle, in denen "Kirche und Staat" nicht mehr getrennt sind.

Es ist nämlich die politische Gemeinde, die die Zünfte, und die Ortschaften einlädt, an der Prozession teilzunehmen. Wie jedes Jahr folgten auch dieses Mal Tausende der Einladung und gingen den Kreuzweg - der auch Inhalt des Gebets ist - freudig mit.

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