Falscher Notfallsanitäter vergriff sich an Minderjähriger

29.3.2019, 14:49 Uhr
Als ein Notfallsanitäter gab sich ein Mann aus Ingolstadt aus und vergriff sich später an einer Minderjährigen.

© Paul Zinken/dpa Als ein Notfallsanitäter gab sich ein Mann aus Ingolstadt aus und vergriff sich später an einer Minderjährigen.

Seit 2014 werden in Deutschland Notfallsanitäter ausgebildet. Ihre Qualifikation in Medizin ist höher als die eines Sanitäters. Notfallsanitäter dürfen beispielsweise in akuten Fällen selbst Nadeln legen und starke Schmerzmittel verabreichen, so lange noch kein Notarzt am Einsatzort ist.

Nach Informationen von nordbayern.de hatte ein junger Mann aus Niedersachsen voller Stolz seine Notfallsanitäter-Urkunde abfotografiert und auf Facebook hochgeladen. Auf diesen Post stieß auch der Ingolstädter. Er lud die Urkunde herunter, druckte sie aus und bewarb sich damit beim Kreisverband Ingolstadt.

"Hinter so einem Schritt steckt enorme kriminelle Energie", sagt BRK-Sprecher Sohrab Taheri-Sohi vom Landesverband. Welches Motiv der Mann hatte wisse er nicht, lasse sich aber erahnen. Denn der falsche Notfallsanitäter vergriff sich an einer minderjährigen Angestellten des BRK Ingolstadt.

Doch warum ist das falsche Spiel des Mannes nicht schon beim Einstellungsprozess aufgeflogen? "Der Mann wusste was er tat und war offensichtlich sehr gut vorbereitet", so der Sprecher. Einen Personalausweis müsse man bei einem Vorstellungsgespräch nicht vorlegen und da der Notfallsanitäter auch nicht zwingend fahren muss, auch keinen Führerschein. Das BRK hat — wie das üblich ist — von dem Bewerber auch ein polizeiliches Führungszeugnis gefordert, das er nachreichen wollte. "Es dauert drei bis vier Wochen, ehe das zugeschickt wird. Es ist üblich, dass bis dahin ein Bewerber, für den man sich entschieden hat, schon mal den Dienst an tritt."

Da die Berufs-Urkunde, die er vorgelegt hatte, jedoch ausgesehen habe wie eine Kopie, kamen Zweifel auf. Das BRK habe dann mit dem zu ständigen Innenministerium in Niedersachsen telefonisch Kontakt aufgenommen, um die Echtheit der Urkunde zu prüfen. "Dort hat man uns mitgeteilt, dass die Angaben stimmen und die Urkunde im Innenministerium ausgestellt wurde."

Ermittlungen laufen

Ende Januar stieg der falsche Notfallsanitäter buchstäblich beim BRK Ingolstadt ein und fuhr fünf Schichten auf dem Rettungswagen mit. Nach dem sexuellen Übergriff allerdings nahmen ihn Kollegen genauer unter die Lupe — und fanden im Netz die Berufs-Urkunde und das Facebook-Profil des echten Inhabers des Dokuments. "Damit war klar, dass der Mann eine ganz andere Identität hat."

Der falsche Notfallsanitäter wurde schließlich vor die Türe gesetzt, das BRK erstattete Strafanzeige. Seit Ende Februar laufen die Ermittlungen gegen den Mann.

Gegenüber nordbayern.de bestätigt das Polizeipräsidium Oberbayern Nord den Fall. „Die Anzeige bearbeitet die Polizeiinspektion Ingolstadt“, er klärt Hans-Peter Kammerer, Leiter des Präsidialbüros. „Dieser Fall ist einzigartig, so etwas gab‘s in der Form noch nicht.“ Gegen den Verdächtigen wird wegen eines sexuellen Übergriffs auf eine Minderjährige, Urkundenfälschung, Amtsanmaßung und Missbrauch von Ausweispapieren ermittelt.


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