Bei Forchheimer Schülern kommen Videokonferenzen gut an

19.1.2021, 19:42 Uhr
Bei Forchheimer Schülern kommen Videokonferenzen gut an

© Mayer

Simon Rösch und Timo Mayer besuchen die zwölfte Klasse des Ehrenbürg Gymnasiums und ziehen eine positive Zwischenbilanz. An der Schule wird im Großen und Ganzen mit zwei Systemen gearbeitet: Microsoft Teams für Videokonferenzen und dem so genannten Homeworker für Chats, Arbeitsaufträge und Kommunikation mit den Lehrkräften. Vor allem der Homeworker – ein Portal, dass mehrere Schulen in Bayern nutzen – ist in den ersten Tagen immer wieder abgestürzt. Aber: "Weil für Videokonferenzen hauptsächlich Teams genutzt wird, waren wir davon aber nur am Anfang betroffen", erzählt Simon Rösch.

Was er und sein Mitschüler Timo sich wünschen würden, wäre die Kommunikation auf nur einer Plattform. Wenn es nach ihnen ginge, wäre diese MS Teams. Dass die Lizenzen dafür vom Freistaat immer nur für einen begrenzten Zeitraum gekauft werden und sich das Kultusministerium nicht dazu durchringen könne, sich zu dem System als "das Online-Kommunikationsmittel für Schulen" zu bekennen, können sie nicht nachvollziehen.

Dabei liegen für sie die Vorteile klar auf der Hand: "Mit Videokonferenzen kommt man relativ nah an den normalen Unterricht ran", sagt Timo Mayer. 90 bis 95 Prozent seiner Lehrerinnen und Lehrer bieten diese an. Das System biete dabei auch die Möglichkeit für die Arbeit in Kleingruppen, was die Lehrer ebenfalls nutzen.. Und es seien sogar Dinge möglich, die im Präsenzunterricht nicht so leicht umzusetzen wären. "In dieser Woche haben wir in Französisch ein virtuelles Meeting mit einem Franzosen, der für die Pariser Verkehrsbetriebe arbeitet und uns von seiner Arbeit erzählt", berichtet Timo und sagt: "So etwas wäre im Präsenzunterricht nicht denkbar."

Bei Forchheimer Schülern kommen Videokonferenzen gut an

© Rösch

Was er sich wünschen würde: "Dass mehr Mitschüler ihre Kameras anmachen." Die Lehrkräfte könnten hier nur appellieren. Aber viele würden sich hinter der abgeschalteten Kamera ein Stück weit verstecken.

Das hat auch Noah Zdarsky festgestellt. Der 18-Jährige geht in die zwölfte Klasse des Herder Gymnasiums. Er findet: Wenn Mitschüler die Kamera ausschalten oder sogar angeben, kein Mikro zu haben, nehmen sie sich die Chance zur aktiven Unterrichtsbeteiligung. Doch für ihn ist das eines der kleineren Probleme des Distanzunterrichts.

Das größte sei: "Man ist als Schüler relativ auf sich allein gestellt." Zwar gebe es auch am HGF Lehrkräfte, die Videounterricht anbieten, doch würde er sich wesentlich mehr wünschen. Diejenigen, die zu keiner Konferenz einladen, erteilen oft Arbeitsaufträge und senden im Nachhinein die Lösungen.

Aber die Aufträge seien vom Zeitaufwand oft sehr groß. "Das ist kein Vergleich zu dem, was wir im Unterricht durchgenommen hätten", meint Noah. Und weil durch das selbstständige Lernen den Schülern auch ein Stück weit die Struktur genommen werde, die ein Unterrichtstag mit sich bringe, sinke seine Motivation. "Ich kann nur für mich sprechen, aber ich bin jemand, der viel aus dem Präsenzunterricht mitnimmt. Das fehlt mir." Genauso wie der Kontakt zu Mitschülern und Lehrern. "Mehr Videounterricht würde hier definitiv helfen", findet er. (Siehe dazu diesen Artikel)

Dafür braucht es die technischen Voraussetzungen, doch da gebe es am HGF seiner Meinung nach ebenfalls noch Nachbesserungsbedarf. "Für die Videokonferenzen arbeiten wir mit dem System BigBlueButton", erklärt er. Das sei bis zum Beginn dieser Woche immer wieder abgestürzt.

Erst dann habe die Schule durch die Aufstockung von Serverkapazitäten erreicht, dass das System stabiler läuft. "Trotzdem fliegen regelmäßig Schüler aus den Konferenzen", hat er festgestellt. Darüber hinaus stört es ihn, dass es zwei weitere Systeme gibt: Den Schulmanager und Mebis. Ein einheitliches System mit entsprechenden Schulungen wäre seiner Meinung nach ein Vorteil.

Am ersten Tag des Homeschoolings meldete sich Tobias M. (Name geändert) in der NN-Redaktion. Der 15-Jährige besucht die zehnte Klasse der Realschule Ebermannstadt. Dort ging am ersten Tag wegen technischer Schwierigkeiten nicht viel. Von Videokonferenzen sprachen die Lehrer da noch gar nicht. Eine Woche später haben sich seine anfänglichen Bedenken gelegt. "Es hat sich eigentlich gut eingespielt", sagt er. Pro Tag gebe es mindestens eine Videokonferenz, oft mehr. Dazwischen Arbeitsaufträge, deren Pensum die Lehrer inzwischen ebenfalls mehr an reale Unterrichtszeiten angepasst haben.

Was ihm Sorgen bereitet, sind die Abschlussprüfungen. Nicht nur, weil noch nicht so richtig feststeht, wie diese stattfinden und welche Voraussetzungen dafür nötig sind, sondern auch, weil er befürchtet, diese mit Mund-Nasen-Schutz, eventuell sogar FFP2-Maske, schreiben zu müssen. "Im Unterricht ist es ja okay, aber in einer mehrstündigen Prüfung, wo man sich die ganze Zeit konzentrieren muss, stelle ich mir das sehr schwer vor", sagt er und hofft, dass man das im Kultusministerium bei der Planung bedenke.