Bürgermeister in Weilersbach: Marco Friepes hat viel Arbeit, wenig Zeit und Visionen

25.8.2020, 19:30 Uhr
Bürgermeister in Weilersbach: Marco Friepes hat viel Arbeit, wenig Zeit und Visionen

© Foto: Friepes

Marco Friepes hatte die Möglichkeit, sich gut auf die Aufgabe in seinem neuen Job als Bürgermeister vorzubereiten. Zum einen war er bei der Wahl im März einziger Kandidat für das Bürgermeisteramt in seiner Heimatgemeinde, zum anderen vertrat er als damaliger Zweiter Bürgermeister während einer längeren Krankheitsphase seinen Amtsvorgänger Gerhard Amon.

Dennoch ist für ihn sehr viel neu, speziell die nunmehr äußerst knapp bemessene Freizeit. Das hat auch berufliche Gründe: Im April wurde er von seinem Arbeitgeber, einem international im Medizintechnikgeschäft tätigen Konzern mit Sitz in Forchheim, zum Ausbildungsleiter von ganz Deutschland ernannt.

"Ich suche noch nach dem richtigen Weg, um beide Jobs so zu gestalten, dass ich die Fäden jeweils in den Händen behalte. Dabei darf natürlich auch die Familie nicht zu kurz kommen", sagt Friepes zu der Frage, wie er seinen vielen Aufgaben gerecht werden will.

Job aufgegeben

Aufgeben musste er seinen Job als Kassier beim lokalen Sportverein: "Ich werde aber der Gloria, wann immer es mir möglich ist, ehrenamtlich zur Verfügung stehen." Das Thema Zeitmanagement nimmt bei ihm einen großen Raum ein. "Mein Arbeitstag beginnt um sieben Uhr, auch die Räume zwischen den Terminen müssen verplant werden. Telefonate führe ich meist im Auto. Einen festen Familientag möchte ich weiterhin haben, wenn meine Familie (Frau und zwei Töchter, d. Red.) nicht hinter mir stehen würde, dann würde das alles nicht funktionieren."

Friepes beneidet die zeitlichen Möglichkeiten der hauptamtlichen Bürgermeister in Kommunen, die nicht sehr viel größer sind als Weilersbach. Sehr viel Unterstützung erfährt Friepes "auch von meinen beiden Stellvertretern. Roland Dauer und Michael Henkel bringen sich sehr engagiert ein und helfen mir speziell bei terminlichen Überschneidungen".

Die Wahl von beiden Stellvertretern, die ebenso wie Friepes ("Ich bin ein bekennender Schwarzer") der CSU angehören, sorgte bei der konstituierenden Sitzung für Missstimmung bei der Fraktion "Bürgerrecht Weilersbach" (wir berichteten). Dass die Gräben zwischen den Fraktionen noch immer nicht zu sind und speziell in den Sitzungen zum Vorschein kommen, "das merken wir schon" sagt Friepes. "Ich wünsche mir aber, dass jeder Gemeinderat an die Zukunft der Gemeinde denkt und nicht so sehr in der Vergangenheit lebt, nicht nur ein Problem, sondern auch eine machbare Lösung sucht. Ich stehe für jedes Gespräch bereit", sagt er.

Gerhard Amon ist nicht sein Ziehvater

"Die vorhandenen Netzwerke und die Personen, die ich während der Vertretungsphase kennen lernte, kamen mir zugute. Ich hatte daher eine kurze Kennenlernphase", blickt Friepes auf die vergangenen drei Monate zurück. Dennoch sei der feste Job als Bürgermeister ein anderer als die vorherige Vertretung. "Ich habe jetzt auf viele Dinge einen anderen Blickwinkel", sagt er, räumt aber auch ein, dass ihm der enge Kontakt zu Amon sehr geholfen habe und hilft. "Denn ich weiß dadurch, warum damals so entschieden wurde."

Als politischen Ziehvater sieht er seinen Vorgänger nicht: "Dazu sind wir zu verschieden, gehen Dinge auch unterschiedlich an. Gerhard hat einen tollen Job gemacht, ich habe mir in 18 Jahren Gemeindearbeit viel Erfahrung angeeignet und viele Personen kennengelernt, um mir meinen eigenen Weg zu gestalten." Als kleines Vorbild sieht er den früheren Gemeinderat Rainer Hofmann, "der selbst in hitzigen Debatten stets einen kühlen Kopf behalten hat".

Weilersbach App geplant

Unterschätzt habe er die vielen kleinen, aber zeitintensiven Dinge. Dem gegenüber steht die Freude, dass "ich spüre, dass Leute hinter den Investitionen stehen und die Gemeinde voranbringen wollen, wie bei der Schulrenovierung".

Um die Bürgerinformation ("das Amtsblatt alleine genügt nicht") und damit den gegenseitigen Austausch zu forcieren, schwebt Friepes die Einführung einer "Weilersbach App" für alle Bürger vor. Den Gemeinderat möchte er in absehbarer Zeit zu einer Klausurtagung mit dem Thema "Wo steht Weilersbach im Jahre 2025 oder 2035" einladen. Hier können durchaus Visionen eingebracht werden. Er selbst hat neben anderen kurz- oder mittelfristigen Zielen auch eine Vision für die fernere Zukunft: "Einmal Weilersbacher immer Weilersbacher, von der frühesten Jugend bis ins hohe Alter."

Für die Jugend ist in der 2200-Seelengemeinde mit der Kita gesorgt, was hingegen fehlt, sind geeignete Wohnmöglichkeiten für Senioren, mit und ohne Betreuung.

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