Effeltricher Außenseiter schnuppern an der Sensation

11.11.2013, 09:00 Uhr
Effeltricher Außenseiter schnuppern an der Sensation

© Edgar Pfrogner

Drei Stunden sind gespielt, es ist kurz nach 21.30 Uhr. Das größte Effeltricher Talent liegt gegen Julian Diemer, das Juwel im Münchener Team, im entscheidenden fünften Satz mit 6:10 hinten. Beide Kontrahenten, die sich schon aus K.-o.-Spielen bei bayerischen Meisterschaften kennen, liefern sich einen Schlagabtausch vom Feinsten. Die Anfeuerungen vom Publikum und der Teamkollegen fruchten.

Zaus ballt die Faust

Marius Zaus geht die Herkulesaufgabe mit Risiko an und holt bei gegnerischem Matchball unter dem Jubel der knapp 150 Zuschauer in der Effeltricher Grundschulturnhalle Punkt um Punkt auf. Mit einem Gewinnschlag zum 12:10 dreht der 17-Jährige die Partie tatsächlich noch zu seinen Gunsten, ballt die Fäuste und vollführt mehrere Luftsprünge. Nach dem glatten Erfolg im Einser-Doppel und dem 3:1 in seinem ersten Einzel über den raffinierten Bayern-Spielertrainer Csaba Szappanos ist es schon der dritte Punkt, den Zaus für das Effeltricher Mannschaftskonto sammelt.

In den bisherigen fünf Einzeln in dieser Saison war die Nummer Zwei der DJK unter ihren Möglichkeiten geblieben und hatte nur ein Duell für sich entscheiden können. Beinahe hätten sie gegen München sogar auf ihren Youngster verzichten müssen, der sich kurzfristig noch Hoffnungen auf eine Einladung zu einem internationalen Junioren-Teamwettbewerb mit der Nationalmannschaft machen durfte. In diesem Fall, sagt DJK-Teammanager Jürgen Weninger, hätte man wohl trotzdem gespielt, weil ein Nachholtermin nur schwer zu finden gewesen wäre. Den Gästen aus München wäre indes eine Verlegung sehr zupasse gekommen, mussten sie doch ohne ihren Spitzenspieler Michael Plattner antreten. Doch liegt es eindeutig an den Leistungen von Zaus und seinen Kollegen, dass sich die Bayern mit dem Aufsteiger schwer tun.

„Es gibt zwar kein Duell, in dem wir überhaupt keine Chance haben. Aber unsere Jungs müssen schon am oberen Limit spielen“, verrät Weninger nach den Doppeln, in denen der Plan der Gastgeber nicht aufgegangen ist. Doppel Nummer 3 mit Alexander Rattassep und Marco Büttner hatten nach 1:0-Satzführung verloren. DJK-Topspieler Martin Jaslovsky mit einem Sieg über Diemer und Zaus machten aus dem 1:2 vorübergehend ein 3:2.

Beim Stand von 3:3 erreicht der Abend seinen vorläufigen Höhepunkt, an dem die Sensation für Effeltrich plötzlich greifbar wird. Der teils phlegmatisch wirkende Marco Büttner feiert nach 0:2-Satzrückstand ein Überraschungs-Comeback und begeistert das heimische Publikum mit technisch anspruchsvollen Kunstschlägen. Büttners Gegner kann es nicht fassen und verliert völlig den Faden, der Entscheidungssatz endet 11:4 für den Effeltricher. Am Nebentisch ist Rattassep ebenso nervenstark und setzt sich in vier spannenden Sätzen durch. 5:3.

Doch im Tischtennis kann es rasend schnell gehen. Zwei, drei Punkte können einzelnen Spielen und sogar dem ganzen Abend eine andere Wendung geben. Dank einer taktischen Meisterleistung schnuppert Christian Kalb wenig später am nächsten Sieg, muss sich aber im fünften Durchgang seinem Gegenüber beugen. Nebendran tritt ein verzweifelter Martin Jaslovsky gegen die Bande. Er scheitert nach 2:0-Satzführung am Defensivspezialisten Szappanos. Nach der zweiten Niederlage von Johannes Jäger steht es 5:6, die Partie droht zu kippen. Aber Zaus sorgt wieder für Gleichstand.

Keine Zeit zur Erholung

„Das ist ein Hammer-Spiel mit so vielen engen Ergebnissen. Am Ende ohne Punkt dazustehen, wäre jetzt natürlich eine Enttäuschung“, sagt Weninger. Doch so kommt es um kurz vor 11 Uhr abends. Rattasep unterliegt nach 2:0-Sätzen, Büttner hat in seinem zweiten Spiel keinen Auftrag. Mit einem 3:2 rettet Kalb den Aufsteiger noch ins Entscheidungsdoppel, das Zaus/Jaslovsky jedoch mit 1:3 abgeben.

Zeit zur Erholung haben die Mannen nach einem der wohl besten Tischtennis-Abende in der Effeltricher Geschichte nicht. Am Sonntagmorgen geht es mit dem Bus nach Jena, wo um 14 Uhr das ausgeschlafene Team des SV Schott schon an den Platten wartet. „Wir sind gut ins Spiel gekommen, haben zwei Doppel gewonnen“, berichtet Jürgen Weninger. Doch als drei Einzel in Folge an die Thüringer gehen, kann Effeltrich beim Stand von 2:5 nicht mehr kontern. „Es stand zu befürchten, dass wir nach dem anstrengenden Bayern-Spiel einen mentalen Knick davontragen. Spätestens in ein paar Tagen muss das aber wieder aus den Köpfen sein“, sagt Weninger. Mit 2:8 Punkten rangiert die DJK-SpVgg weiter auf Relegationsplatz 8. Am kommenden Wochenende trifft Effeltrich mit der DJK Biederitz (Samstag, zu Hause) und dem SV Sachsenring (Sonntag, auswärts) auf zwei direkte Konkurrenten.

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