Forchheim: Rätsel um den im Kanal versenkten Sportwagen geht weiter

21.1.2021, 16:00 Uhr
Wem gehört dieses Auto, das aus dem Kanal gefischt wurde? Es handelt sich um einen Renault Alpine, Baujahr 1985, mit Forchheimer Kennzeichen.

© Verkehrspolizeiinspektion Bamberg Wem gehört dieses Auto, das aus dem Kanal gefischt wurde? Es handelt sich um einen Renault Alpine, Baujahr 1985, mit Forchheimer Kennzeichen.

Wir erinnern uns: Die Wasserschutzpolizei Bamberg teilte am 7. Juli 2020 mit, dass bei einer turnusgemäßen Überprüfung der Fahrrinne des Main-Donau-Kanals ein „größerer Gegenstand“ im Mündungsbereich des Trubbach entdeckt wurde. Schnell war klar: Es handelte sich um einen Sportwagen, einen wohl ehemals weißen Renault Alpine, Baujahr 1985, offenbar mit Forchheimer Kennzeichen.

„Manipulationen“ wurden am Lenkradschloss festgestellt, die Wasserschutzpolizei begann Ermittlungen „in alle Richtungen“. Und heute, ein halbes Jahr später? „Wirklich ein erstaunlicher, hochinteressanter Fall“, sagt Anne Höfer, die den Ermittlungsbericht vor sich liegen hat. Die Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Oberfranken in Bayreuth meint: „Wenn ich das so lese, kann ich nur sagen, dass der Kollege von der Wasserschutzpolizei wirklich alle Hebel in Bewegung gesetzt hat.“ 

 

 

Zu viel Zeit verstrichen

Doch das große Problem bei den Ermittlungen war und ist der Faktor Zeit: „Wir gehen davon aus, dass das Fahrzeug irgendwann Ende der 1980er Jahre im Kanal versenkt wurde“, so Höfer. Damit seien viele wichtige Recherche-Möglichkeiten – „ob über Ämter, Zulassungsstellen oder Hersteller“ – aufgrund des langen Zeitraums „so gut wie unmöglich“ geworden. 

Auch das gefundene Kennzeichen hat die Ermittlungen nicht weitergebracht, weil zu viele Jahre vergangen sind: Auskunftssysteme und Register, auf die man hätte zurückgreifen können, „haben nach der ganzen Zeit heute keinen Bestand mehr“, so Höfer, entsprechende Daten würden hier auch aus rechtlichen Gründen irgendwann ausgesondert. 

Und im Falle des Forchheimer Autowracks sind zwischen „Versenkung“ und Entdeckung wohl mindestens 30 Jahre ins Land gezogen. Man muss kein Meisterdetektiv sein, um zu wissen, dass brauchbare Spuren an einem Auto, das so lange unter Wasser lag, kaum mehr vorhanden sind. Die Strömung, der Rost, Schlick, der sich ablagert, das Zuwachsen mit Wasserpflanzen – aus einem Sportwagen wird dann eher ein Unterwasser-Spielplatz für Fische, Krebse und Co.

Etliche Hinweise, kein Erfolg

„Nachdem wir uns letztes Jahr an die Medien gewandt haben, gab es zwar eine Reihe von Hinweisen“, erzählt die Polizeisprecherin, „aber letztlich hat uns keiner davon weitergeführt.“ 

Der ermittelnde Beamte sei „in die Tiefe gegangen“, habe sich unter anderem mit örtlichen und regionalen Renault-Händlern in Verbindung gesetzt, mit französischen Behörden ausgetauscht, alte Kollegen, die lange in Forchheim tätig waren, befragt. „Selbst mit dem ,Renault Alpine Club‘ hat er Verbindung aufgenommen, weil der Sportwagen ja ein Liebhaberstück ist und man hoffte, dass diese Experten Hinweise geben könnten.“ Doch „unterm Strich hat das alles leider nicht zum Erfolg geführt“, so Höfer.

Was in den Augen der Polizei wenigsten annähernd sicher gesagt werden kann: Von einem Kapitalverbrechen im Zusammenhang mit der Wagen-Versenkung gehe man nicht aus. „Das Fahrzeug war ja in einem ewig schlechten Zustand“, erklärt Höfer. „Denkbar wäre eher etwas in Richtung Versicherungsbetrug oder ein Eigentumsdelikt.“ 

Alles in allem also ein ungelöster Fall, der zu den Akten gelegt wird? „Nein“, sagt Höfer, „eingestellt sind die Ermittlungen noch nicht.“ 
Doch warum der Renault Alpine im Main-Donau-Kanal landete, bleibt mysteriös.

Das Rätsel um den Sportwagen weckt Erinnerungen an einen Polizeifall, der sich 2002 in Forchheim zutrug. Damals blieb ein Pkw direkt neben der Autobahn wochenlang unentdeckt. Im Wagen: die Leiche eines 58-Jährigen.

PHILIPP ROTHENBACHER

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