Fränkische Phantome im Pandemie-Nebel

30.11.2020, 14:02 Uhr
Fränkische Phantome im Pandemie-Nebel

© Foto: Jürgen Zeitler

Auch Sabine Schubert, die engagierte Vorsitzende der Bamberg Phantoms, die durch Trainingszeiten, aber auch durch das Benefizturnier "Dreikönigs-Bowl" in Forchheim stark verwurzelt sind, fühlt sich im Moment ein bisschen müde. Viele Videokonferenzen, viel Arbeit in Folge der Pandemie, aber irgendwie kein konkretes Ziel. "Wir hatten unlängst Verbandstag – und da wurde letztlich nur beschlossen, dass man nichts weiß", sagt sie mit ironischem Unterton.

Der American Football Verband Bayern (AFVBy) plane jetzt im Prinzip so, als ob man eine ganz normale Saison vorbereite. Nur die Fristen wurde etwas verlängert. Bis zum 15. Dezember müssen die Vereine ihre Ligameldung abgeben, bis zum 15. Januar mindestens 35 Pässe vorlegen – das ist eine Auflage, ohne die kein Startrecht erteilt wird.

Die Phantoms hätten heuer nach Platz drei in der Aufbauliga 2019 in der Landesliga Nordost antreten sollen, ob man das 2021 erneut anpeilt, "müssen wir genau überlegen", so Sabine Schubert. Die Pandemie habe die Personalsituation definitiv verschlechtert. Es habe Spieler gegeben, die deswegen ihre Arbeit verloren haben und weggezogen sind, es gab welche, die wegen des Drucks der Arbeitgeber nicht mehr zum (ohnehin nur kurzzeitig möglichen) Training gekommen sind.

Studenten fehlen

Auf der anderen Seite gab es im Sommer, in dem man in normalen Jahren den Kader aufgefüllt hat, nahezu keine Neuzugänge. "Sonst kamen da Studenten zum Probetraining, die sitzen jetzt mangels Präsenzunterricht nicht in Bamberg in der Uni, sondern in ihren Heimatorten am PC", berichtet Sabine Schubert. Auch ansonsten habe sie eine deutliche Zurückhaltung bei Interessenten bezeichnet.

Fränkische Phantome im Pandemie-Nebel

Die Zeit bis zum Stichtag wollen sie und das Trainerteam um den neuen Headcoach Erkut Dayan dazu nutzen, sämtliche Spieler zu kontaktieren und "zu checken, wer nun eigentlich zur Verfügung steht". Man sei eine Amateurmannschaft, da stehe in Corona-Zeiten möglicherweise für einige, die um ihre private Existenz kämpfen, Football nicht so weit oben auf der Prioritätenliste.

Natürlich wolle man schon in der Landesliga antreten, aber nur wenn man halbwegs sicher seien könne, dass man auf genügend Akteure zählen könne. Eine Prognose wagt die Vorsitzende nicht abzugeben: "Für mich ist zurzeit alles sehr nebulös, ich spüre bei aller Lust vieler Spieler auch eine allgemeine Unsicherheit. Ich weiß auch selbst nicht, wohin genau wir arbeiten sollen."

"Wir wollen keine Superspreader sein" 

Aus Vereinssicht habe man alles unternommen, um die Corona-Regeln einzuhalten, in Material investiert, sogar Fieberthermometer wurden angeschafft. "Wir wollten nicht als Superspreader da stehen, haben daher alles unterlassen, was riskant gewesen wäre", so Sabine Schubert. So ließ man das Herbst-Camp ausfallen, auch ein Testspiel gegen ein Team aus Hessen, als die Infektionszahlen wieder anstiegen, sagte man vorsichtshalber ab.

Ein schwieriger Einstieg also auch für den neuen Headcoach, der früher bei den Bayreuth Dragons war und der seine Mannschaft bei der Vorstellung "mit Abstand" nur einmal anschauen, aber nicht trainieren durfte. Dann ging es – gerade im American Football kontraproduktiv – erst einmal wochenlang ohne Körperkontakt weiter, ehe es dann für einige wenige Wochen einen normalen Trainingsbetrieb und sogar Testspielen gab. Bis zum zweiten Lockdown, der für die Sportler eben nicht "light" ausfiel.

Da Football ja von vielen einstudierten Spielzügen lebt, die sehr übungsintensiv sind, wurde beim Verbandstag auch darüber diskutiert, den Saisonstart für eine vernünftige Vorbereitung nach hinten zu verlegen – einen Beschluss gab es nicht, möglicherweise entscheidet ohnehin die Infektionslage darüber, ob und wann es losgehen kann.

Jugend ausgebremst

Auch bei der Jugend der Phantoms scharrt man mit den Hufen. In der vergangenen Hallensaison war man ungeschlagen Meister in Nordbayern geworden, das mit Spannung erwartete Finale gegen den Südmeister wurde eine Woche vor dem Termin gecancelt.

Aktuell gebe es auch beim Nachwuchs ähnliche Probleme wie bei den Erwachsenen: Wegen der Ansteckungsgefahr ließen Eltern ihre Kinder in Prüfungsphasen nicht ins Training gehen, "und auch wir als Verein waren da lieber vorsichtig", so Sabine Schubert. Ohne ein Jugendteam ist aber auch der Start in der Landesliga nicht möglich, der Verband hat auch trotz der Ausnahmesituation keine Ausnahmeregelungen angedeutet.

"Schlupfloch" Aufbauliga

Aber er bietet allen Klubs, die arg gebeutelt wurden, ein Schlupfloch: Eigentlich sollte die Aufbauliga ab der nächsten Saison abgeschafft werden – weil dort nach Auffassung des AFVBy zu viele Vereine schnell mal gegründet werden und das eigentlich eher zur "Kannibalisierung" anstatt zu einem Anstieg der Aktiven führe, was Sabine Schubert bestätigt: "Oft macht ein neuer Verein auf, und in der Nachbarschaft der andere zu."

In Bamberg gibt es ja mit den Bucks (in der Bayernliga) noch einen Verein. Eine Fusion will die Phantoms-Chefin "eigentlich eher nicht", da gebe es eine gesunde Rivalität, ihr 2010 gegründeter Verein wolle lieber selbstständig bleiben. Ob in der Landesliga oder der Aufbauliga – das wird sich in den kommenden Wochen zeigen.

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