Gefühlsausbrüche beim Thema "Pointäcker-Süd"

10.5.2018, 06:00 Uhr
Gefühlsausbrüche beim Thema

© Julian Hörndlein

Auf Anregung einiger Kersbacher sowie der Stadtverwaltung hat der Investor in seine Planungen nun einen Kreisverkehr an der Baiersdorfer Straße aufgenommen. Der Kreisel wird dort entstehen, wo jetzt der inoffizielle, bahnparallele Schleichweg zur Bahnhofstraße im Süden auf die Baiersdorfer Straße trifft. Denn hier verläuft künftig die Haupterschließungsstraße für die Pointäcker.

Und zwar in Deluxe-Version: Auf der westlichen Seite der 6,50 Meter breiten Straße haben die Planer, ebenfalls auf Wunsch, eine Radler-Schnelltrasse vorgesehen. Auf der östlichen, dem Baugebiet zugewandten Seite, gibt es einen kombinierten Rad- und Gehweg. Diese Neuerung hatte laut Architekt Thomas Lemberger planerische Folgen. Unter anderem musste eine Tiefgarageneinfahrt weiter ins Baugebiet verlegt werden. Und am südöstlichen Ende der Pointäcker ist ein geplantes Haus weggefallen, weil für Kreisverkehr und Erschließungsstraße mehr Platz gebraucht wird als ursprünglich gedacht.

Die Planer schlugen außerdem vor, das im Zentrum gelegene "Gesundheitshaus" (vier Etagen) um ein zweistöckiges Gebäude zu ergänzen, in dem die fünfgruppige Kindertagesstätte untergebracht werden sollte. "Erstmals", so Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD), hat die Stadt die tatsächlichen infrastrukturellen Folgen berechnen lassen, die durch dieses neue Baugebiet "ausgelöst werden". Bei 205 geplanten Wohneinheiten kommen nach einem Berechnungsschlüssel fünf Kita-Gruppen heraus: drei Kindergarten- und zwei Krippen-Gruppen.

Bis vor einem Jahr waren im ersten Entwurf noch 357 Wohneinheiten vorgesehen. Auf Wunsch von Bürgern und Stadträten hatte der Investor die Zahl der Wohneinheiten bereits stark zurückgefahren. Aus optischen Gründen fragte er in der Sitzung des Planungsausschusses an, ob einer der Wohnblöcke statt drei- nicht doch wie der Nachbarblock vierstöckig gebaut werden könnte. Sebastian Körber (FDP) konnte sich das vorstellen: "Wenn jemand mit dem Rad dort vorbeifährt wird niemand bemerken, ob das drei oder vier Geschosse sind."

Doch gerade diese Anfrage überstrapazierte das Nervenkostüm einiger Stadträte von CSU- und FW-Fraktion. Holger Lehnard (CSU) steigerte sich in ein Stakkato der Unzufriedenheitsäußerungen. Er sei "erbost", weil im Vergleich zum letzten beschlossenen Entwurf immer wieder etwas geändert werde. Was für ein laufendes Verfahren, in dem verschiedene Beteiligte und Bürger sich einbringen sollen, ja eigentlich normal ist.

Zu dichte Bebauung

Josua Flierl (CSU) hielt dies dennoch nicht für "ein gutes Geschäftsgebaren". Er warf dem Architekten des Investors vor, "ständig nachzukarten". Für seinen Fraktionssprecher Udo Schönfelder war die Bebauung insgesamt zu dicht, zu wenig "locker". Und Manfred Hümmer (FW) fühlte sich "verarscht", unterstellte eine "Politik der kleinen Schritte" und rief in den Raum: "Für so dumm dürfen Sie uns nicht halten." Womit er einen Ordnungsruf des Oberbürgermeisters provozierte, der einen "sachlicheren" Ton anmahnte.

Davon fühlte sich Hümmer erst recht provoziert ("Ich rede, wie mir der Schnabel gewachsen ist") und kündigte an, auf keinen Fall für den vorgelegten Entwurf zu stimmen. Bei Kersbach handle es sich schließlich um ein Dorf. Die Bebauung entspreche aber nicht dem "dörflichen Charakter".

Reiner Büttner (SPD) fand, dass es besser wäre, die Kita ins Gesundheitshaus zu integrieren, um so mehr unbebaute (Frei-)Fläche zu bewahren. Das Gesundheitshaus wird eine Apotheke haben, zwei Arztpraxen (eine ist schon vermietet), ein Stockwerk mit ambulanter Pflege und eines mit seniorengerechten Wohnungen. Architekt Lemberger war seinerseits etwas angenervt aufgrund der aus seiner Sicht ungerechtfertigten Vorwürfe: "Wir haben in keiner Weise nachgekartet." Vielmehr sei er auf die Änderungswünsche der Stadt und der Bürger eingegangen.

OB Kirschstein versuchte die Stimmung einzufangen und machte einen Kompromissvorschlag: Das dreistöckige Gebäude bleibt wie es ist. Die Kita bekommt keinen eigenen Bau, sondern wird wie ursprünglich geplant ins Gesundheitshaus integriert, das dafür fünfstöckig wird. Am Nordrand fällt ein Doppelhaus weg (zwei Wohneinheiten) zugunsten von mehr Grünfläche und oberirdischen Parkplätzen.

Diesem Vorschlag stimmten alle Ausschussmitglieder zu.

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