Halbe Million Euro in neuen Prechtel investiert

2.12.2011, 17:52 Uhr
Halbe Million Euro in neuen Prechtel investiert

© Irene Lenk

Es war bekannt in der Branche, dass das Einzelhandels-Ehepaar sein Geschäft verkaufen will, erzählt Heinz-Dieter Hesse. Als er und sein Geschäftspartner Pötzsch davon erfuhren, wurden sie hellhörig. „In Süddeutschland  war die Firma Prechtel  eine große Nummer“, erklärt Hesse. Also fuhren sie nach Forchheim, machten sich einige Tage lang ein Bild von der Situation vor Ort, prüften Mitarbeiterbestand, Warenstruktur, Konkurrenz und Potenzial — und entschieden „Ja, das Geschäft hat Zukunft“.

Henry Pötzsch, der bei der Einkaufskooperation  EK-Bielefeld für die Planung neuer Geschäfte zuständig war, kaufte das Unternehmen und holte Heinz-Dieter Hesse als Geschäftspartner ins Boot. Gemeinsam führen sie künftig den neuen Prechtel, der mit dem Namens-Anhang „Living“ (Wohnen) versehen wird. Pötzsch soll dabei für die Warenwirtschaft und die Buchführung zuständig sein; Hesse, der Bankkaufmann gelernt hat, danach zehn Jahre lang in der Geschäftsführung eines mittelständigen Unternehmens arbeitete und sich schließlich als Unternehmensberater selbstständig gemacht hat, kümmert sich um Personalführung, Verkauf und Marketing. Er hat Erfahrung: Zwei Läden in Norddeutschland hat der 54-Jährige ebenfalls neu strukturiert.

Nicht ständig vor Ort

Vor Ort werden jedoch weder er noch Pötzsch ständig sein. Pötzsch lebt bei  Leipzig, Hesse in der Nähe von  St. Peter Ording in Schleswig-Holstein. Dass es dennoch funktioniert, davon ist Hesse überzeugt: „Wir sind ja regelmäßig da.“ Nichtsdestotrotz müssten die Mitarbeiter — alle wurden übernommen — lernen, selbstständiger zu werden. Denn eines sei ihm klar: Dass „Prechtel Living“ sich unter den Konkurrenten behaupten kann, kommt zum großen Teil auf die Mitarbeiter an. „Wir überleben nur, wenn wir Qualität bieten — eben ein bisschen mehr an Beratung, Service und Freundlichkeit.“

Der Forchheimer Markt habe Potenzial. Der Laden habe einen Namen, das Einzugsgebiet sei groß und die Konkurrenz, für Hesse das Haushaltswarengeschäft „Greiner“ in Erlangen und der Nürnberger „Küchen Lösch“, weit weg. „Unsere Vorgänger hatten keine schlechten Umsätze“, macht er deutlich. Doch hätten sie zuletzt nichts mehr investiert. „Kein Marketing, kaum Aktionen, kaum Sondervorführungen“, sagt er. Hinzu komme, dass das Geschäft in den vergangenen 20 Jahren nicht mehr modernisiert wurde.

Das soll sich alles ändern. Über eine halbe Million Euro stecken Inhaber Henry Pötzsch und er in den Umbau des Ladens. Allein ins Lichtkonzept — statt der 70 Neonröhren beleuchten künftig 300 Strahler das Geschäft — investieren sie 50000 Euro. Alles soll heller, freundlicher und ansprechender werden. Das wollen die neuen Geschäftsführer auch durch eine neue Aufteilung und ein erweitertes Sortiment erreichen.

„Wir vertauschen die Etagen“, verrät Hesse. Der Hausrat — vom Topf über den Wasserkocher bis zum Staubsauger soll künftig im Untergeschoss zu finden sein. Dafür wurde ein Teil des Kellers geräumt und in die Ladenfläche integriert. Insgesamt knapp 900 Quadratmeter Fläche stehen auf drei Etagen zur Verfügung.

Im Erdgeschoss soll es künftig das geben, „was Frauen gerne sehen“: Heimtextilien, Geschenkartikel, Dekoration, Geschirr. Der Hintergedanke dabei: „85 Prozent unserer Kunden sind Frauen“, weiß der Branchenkenner. Im alten Laden waren die meisten jenseits der 40. „Jüngere Kundinnen kamen nur, wenn sie etwas gesucht haben.“ Das soll der Vergangenheit angehören. Mit „pfiffigen Geschenkideen, modernem Porzellan und hochwertigen Heimtextilien“ will Hesse sie in den Laden locken.

Espresso für die Männer

Und damit die mitgebrachten Männer sich nicht langweilen, während ihre Frauen durch das Geschäft „flanieren“, hat er im Obergeschoss eine Espressobar einbauen lassen. Auch sonst soll nicht mehr viel an die alte Einrichtung erinnern. Hier werden künftig Reisegepäck, Lederwaren und Kleinmöbel zu finden sein.

Dass Dinge ins Sortiment genommen werden, die es in anderen Forchheimer Geschäften bereits gibt, ist Heinz-Dieter Hesse bewusst. Dennoch glaubt er an die richtige Wahl: Aus dem Haushaltswarenladen Prechtel werde ein „kleines Kaufhaus“.

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