Serie "Mitten unter uns"

Neunkirchen: Wo sich Jugendliche treffen

18.7.2021, 15:29 Uhr
Der 12-jährige Zohor Sekandar mit seinem Roller auf der Skaterbahn, die Teil des Neunkirchner Multifunktionsplatzes ist. Gleich nebenan befindet sich der Jugendtreff "Outback".

© Hubert Bösl, NN Der 12-jährige Zohor Sekandar mit seinem Roller auf der Skaterbahn, die Teil des Neunkirchner Multifunktionsplatzes ist. Gleich nebenan befindet sich der Jugendtreff "Outback".

Keine Frage, was an diesem bis zu 34 Grad heißen Freitagnachmittag das Zentrum der Neunkirchner Jugend ist: Im gemeindeeigenen Freibad am Hirtengraben herrscht Einlassstopp. Coronabedingt muss bei rund 250 Badegästen Schluss sein – und diese Marke ist bereits zum vierten Mal binnen einer Woche erreicht, weiß Bürgermeister Martin Walz (CSU).

Und an all den kälteren Tagen im Jahr, wo treffen sich da die Kinder und Jugendlichen der Marktgemeinde? Im Ortskern? Oder ganz woanders? An einer Skateranlage begegnen wir dem zwölfjährigen Zohor Sekandar, der auf einem Roller zeigt, was er kann. Ihm gefällt es gut in Neunkirchen. Es fehle dort an nichts.

Weitere Orte, an denen er seine Zeit verbringt, sind der Brandbachgarten sowie der Jugendtreff "Outback" direkt neben dem "Multifunktionsplatz", wie die Skaterbahn offiziell heißt. Denn hier gibt es auch einen Basketballplatz sowie im Winter eine Eislaufbahn "Outback": Das klingt nicht gerade nach Ortsmitte. Doch es stimmt: Jugendtreff und "Multifunktionsplatz" teilen sich ein Gewerbegebiet mit Rewe, Netto und Aldi Süd – rund 800 Meter außerhalb des Zentrums.

Eine Randlage mit Vorteilen

Eine geographische Randlage also, die aber durchaus Vorteile mit sich bringt. Das findet zumindest die Neunkirchner Jugendpflegerin Laura Sterz. Sie ist überzeugt: "Jugendliche wollen mal etwas lauter sein" und auch "nicht immer so gerne gesehen werden". Beides sei hier im "Outback" besser möglich als im Ortskern, den sie als "Zentrum eher für Erwachsene" beschreibt.

Dazu passt, dass sich zwei 14 und 15 Jahre alte Jugendliche im Ortszentrum von älteren Menschen angestarrt fühlen. Neunkirchen finden sie "langweilig", sie seien lieber in Erlangen oder Forchheim unterwegs. Neunkirchen fehle es an Orten wie einem Saturn. "Ich bin nie hier", sagt der eine. Immerhin: "Dass es Skater gibt, finde ich gut!"

"Neunkirchen ist wunderschön", meint hingegen Kim aus Ermreuth, wegen der Natur und weil es hier nicht so viele Menschen gebe. Die 15-Jährige engagiert sich ehrenamtlich im "Outback", genauso wie sieben weitere Jugendliche. "Ich würde das hier als Zentrum bezeichnen", sagt sie über den Jugendtreff und den benachbarten Skaterpark. "Meiner Meinung nach ist das der Ort, wo sich die meisten versammeln."

Der Agendapark ist noch recht neu

Ein weiterer Ort, an dem sich Kim gerne trifft, ist der "Agendapark", wie viele hier den Brandbachgarten nennen. Im Rahmen der lokalen Agenda 21 wurde dieser nämlich ab 2000 zu einem "Treffpunkt für alle Altersgruppen" ausgebaut, wie es auf der Website der Gemeinde heißt. Auch der "Multifunktionsplatz" war Teil des Handlungsprogramms für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Er wurde 2011 eingeweiht.

Auch Sterz, die seit 2019 in Neunkirchen arbeitet, ist es wichtig, Treffpunkte für Jugendliche zu schaffen: Orte im Freien, "wo sie geduldet werden", also laut sein und Musik hören können. Der "Multifunktionsplatz" und das "Outback" sind aus diesem Grund extra mit einem Wall gegen die benachbarte Wohnsiedlung abgeschirmt. Noch in diesem Jahr sollen dort mehr Bäume und ein Fitnessgerät hinzukommen. In Kürze will Sterz die Jugendlichen zudem befragen, was deren Wünsche sind.

Bereits fertiggestellt ist ein zweiter, größerer Unterstand. Somit können sich zukünftig noch mehr der rund 800 14- bis 27-jährigen Neunkirchner auch bei schlechtem Wetter draußen treffen. Es hat ja nicht jeden Tag 34 Grad.

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