NN-Reporterin gibt Tipps: So ist es wirklich, ein E-Auto zu fahren

27.1.2021, 10:00 Uhr
NN-Mitarbeiterin Nina Eichenmüller lädt das familieneigene Elektroauto. Noch gibt es in Sachen elektrische Mobilität viel Luft nach oben, aber, meint Eichenmüller, gerade für tägliche Kurzstrecken sprechen viele Gründe für ein E-Auto. 

© Eichenmüller NN-Mitarbeiterin Nina Eichenmüller lädt das familieneigene Elektroauto. Noch gibt es in Sachen elektrische Mobilität viel Luft nach oben, aber, meint Eichenmüller, gerade für tägliche Kurzstrecken sprechen viele Gründe für ein E-Auto. 

Ist im Zoe genug Strom?“, lautet die erste Frage, die ich meinen Eltern stelle, wenn ich ihr Auto benutzen möchte. „Kommt darauf an wo du hinwillst. Häng ihn doch einfach nochmal kurz an“, antwortet mein Vater meistens. Also öffne ich die Klappe, die sich vorne unter dem Renault-Logo verbirgt, hole das Ladekabel aus dem Kofferraum, stecke ein Ende in die Steckdose an der Hauswand und das andere in das Auto. 

Während sich die Batterie mit Strom füllt, trinke ich noch in Ruhe mit meinen Eltern einen Kaffee. 70 Kilometer Reichweite zeigt mir die Anzeige nun an – das reicht allemal, um nach Forchheim und wieder zurück nach Kirchehrenbach zu kommen. 

Seit vier Jahren fahren wir nun die meisten Strecken mit dem Elektroauto und bisher sind wir nicht ein Mal damit stehengeblieben. Die Reichweite ist wohl das, was die meisten Menschen vor einem Kauf abschrecken lässt, denn die mit Abstand meistgestellte Frage lautet: „Wie weit kommt ihr denn mit dem E-Auto?“ 

Mit einer vollen 22 Kilowattstunden-Batterie schafft man etwa 160 Kilometer; im Winter steigt der Batterieverbrauch wegen der Heizung im Auto und der kälteren Temperaturen draußen etwas an. Für den täglichen Bedarf – also Arbeitsweg, Einkäufe oder Besuche bei Familie und Freunden – reicht es dennoch vollkommen aus. 

Ein seltener Anblick

Schaut man sich in der Nachbarschaft um, stehen in jeder Einfahrt mindestens zwei Pkw, die wenigsten davon sind Elektroautos. Für den Arbeitsweg würde sich jedoch bei den meisten ein strombetriebener Wagen lohnen. Denn laut Statistik des Bundesverkehrsministeriums hatten 75,3 Prozent der Erwerbstätigen im Jahr 2016 einen Arbeitshinweg von höchstens 25 Kilometer. Die Strecken des Alltags lassen sich also ohne Probleme mit einem Elektroauto zurücklegen.

Es braucht etwas Planung und Vorbereitung, wenn man mit einem E-Auto unterwegs sein möchte, doch so ist es in vielen Bereichen der Nachhaltigkeit. Will ich zum Beispiel beim Einkaufen Plastik sparen, muss ich vorher an meine Stoffbeutel denken. Plane ich am nächsten Tag nach Nürnberg zu fahren, muss ich eben das Auto über Nacht vollladen. 

Diesen geringen Mehraufwand nimmt man jedoch gerne in Kauf, wenn man dadurch dem Klimawandel zumindest ein wenig entgegenwirken kann. Denn der große Vorteil der Elektroautos ist, dass sie, über die gesamte Lebensdauer betrachtet, eine deutlich niedrigere CO2-Bilanz aufweisen als vergleichbare Verbrennungsmotoren. 

Natürlich sollte der Strom, der in die Batterie fließt, ausschließlich aus erneuerbaren Energien gewonnen werden, denn ansonsten hat sich das mit der Nachhaltigkeit schnell erledigt. 

Zuschüsse für die Schnellladung

An der Steckdose zu Hause dauert es rund acht Stunden, bis das Auto komplett aufgeladen ist. Das soll sich in Kürze aber auch ändern, da der Staat nun eine Schnellladestation für zu Hause bezuschusst, an der man das E-Auto schon in knapp zwei Stunden vollladen kann. 

Unterwegs spontan zu laden, ist zwar mittlerweile fast überall möglich, doch ausreichend für den schnellen Zuwachs an Elektroautos ist das Netzwerk an Ladesäulen noch nicht. Dadurch ist es für Menschen ohne Lademöglichkeit am eigenen Haus noch schwierig, ein Elektroauto zu fahren. 

Ab und zu fahre ich mit dem E-Auto zu meiner Wohnung nach Bamberg. Dort habe ich keinen eigenen Stellplatz und falls das Auto geladen werden muss, ist die einzige Möglichkeit ein nahegelegener Parkplatz mit einer Ladesäule. 

Zwei Anschlüsse für schnelles Laden und zwei für längeres Laden gibt es da sowie vier umliegende Parkplätze, die für Elektroautos reserviert sind. Wenn alle vier Plätze belegt sind, habe ich allerdings in näherer Umgebung keine Möglichkeit das Auto zu laden. 

Mit Sicherheit ist das Elektroauto noch nicht für jeden das praktischste Fortbewegungsmittel. Doch für Menschen, die täglich Kurzstrecken fahren und in einem Eigenheim leben, gibt es einige Gründe, die dafür sprechen. 

Meine Eltern und mich haben die letzten Jahre mit dem E-Auto überzeugt – weshalb auch bald der Diesel meines Vaters gegen einen strombetriebenen Tesla ausgetauscht werden soll. Denn das eigene Netzwerk an Ladestationen dieses Herstellers ist bereits so weit ausgebaut, dass man mit niedrigen Emissionen auch weitere Strecken in den Urlaub fahren kann. Mit dem neuen Pkw hat sich dann auch die Kritik an der Reichweite weitestgehend erledigt.

NINA EICHENMÜLLER

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