Puppentheatertage lockten 1200 Gäste nach Forchheim

22.10.2018, 06:00 Uhr
Virgina Maatz wird in der Rolle der Sarah von Graf Krolok gebissen und in sein Schloss entführt. Mit ihrem Gesang lockt die ausgebildete Musical-Darstellerin den Gehilfen Alfred in die Vampir-Hochburg.

© Roland-Gilbert Huber-Altjohann Virgina Maatz wird in der Rolle der Sarah von Graf Krolok gebissen und in sein Schloss entführt. Mit ihrem Gesang lockt die ausgebildete Musical-Darstellerin den Gehilfen Alfred in die Vampir-Hochburg.

Allan Karlsson, ein schwedischer Sprengstoffmeister, der mit Politik eigentlich gar nichts am Hut hat, wird in der Geschichte vom „Hundertjährigen, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ in die wichtigsten Ereignisse des 20. Jahrhunderts verwickelt. Erschaffen vom schwedischen Schriftsteller Jonas Jonasson, der mit dem Bestseller einst in aller Munde war. Im Jahr 2013 wurde der Roman von Felix Herngen verfilmt und nun im JTF als Puppentheaterstück von den Spielern des Theatriums Steinau aufgeführt.

In Rückblicken erzählen die beiden Schauspieler mit den Puppen von den Abenteuern die Allan Karlsson in seinen 100 Jahren auf der ganzen Welt erlebt hat: Er verhalf unter anderem Robert Oppenheimer zum Bau der Atombombe, rettete die Frau von Mao, legte sich mit Stalin an. 100-jährig befand Karlsson auf der Flucht vor einer kriminellen Bande und brachte dabei einen nach dem anderen unbeabsichtigt unter die Erde.

Detlef Heinichen vom Theatrium Steinau begegnet mit der Puppe des 100-Jährigen dem ehemaligen US-Präsidenten Harry S. Truman.

Detlef Heinichen vom Theatrium Steinau begegnet mit der Puppe des 100-Jährigen dem ehemaligen US-Präsidenten Harry S. Truman. © Roland-Gilbert Huber-Altjohann

Mit der lockeren Art der Erzählung und den Musikstücken zwischen dem Puppenspiel begeistert das Theatrium die Gäste der Puppentheatertage und kann laut Zuschauern „sehr gut mit Film und Roman mithalten“.

Mit einem etwas kleineren Publikum muss sich das Künstlerpaar Stefan und Virgina Maatz begnügen. In Sachen Spielkunst stehen sie dem Programm am vorherigen Abend allerdings in nichts nach: „Die Furchtlosen Vampirkiller“ betreten am Samstag die Bühne im Kulturkeller und lassen ihre Zuschauer 85 Minuten lang gruseln wie lachen. Die beiden Puppenspieler erzählten die Geschichte eines Professors und seines Gehilfen, die sich auf die Suche nach Vampiren in den Karpaten begeben. Der Plan war es, die einzigen existierenden Vampire zu pfählen und zu vernichten.

Doch eine junge Frau durchkreuzt die Pläne und verdreht dem Gehilfen Alfred den Kopf. Sie wird vom Grafen gebissen und in sein Schloss gebracht, aus dem die beiden Protagonisten sie jedoch befreien können. Dabei bemerken sie nicht, dass sie sich mit der Frau einen echten Vampir mit nach Hause bringen und so „das Böse in der ganzen Welt verbreiten.“ Die beiden Spieler lassen die Puppen in Perfektion in die verschiedenen Rollen schlüpfen – und entzerren mit witzigen Charakteren die bekannte Kult-Geschichte frei nach Roman Polanskis „Tanz der Vampire“. „Die Atmosphäre, die von den Schauspieler geschaffen wurde, aber auch die Mimik und die Requisiten, waren wirklich toll“, meinen Michael und Christine Burger aus Erlangen hinterher.

Gegen Vorurteile

Patrik Lumma erzählt am Sonntag „Die Geschichte vom guten Wolf“ seinen jüngeren Zuschauern. Er feiert mit der Aufführung das 20-jährige Jubiläum des Stückes. Er möchte die Kinder damit unterhalten – aber vor allem auch von Vorurteilen befreien.

In Chemnitz führte er das Stück zum ersten Mal auf und merkt in Forchheim zu Beginn an: „Das Thema hat an Aktualität nicht verloren, sondern leider zugenommen. Da sieht man auch mal wie politisch Puppentheater sein kann.“ In der Geschichte lebt der Wolf mit anderen Tieren auf einer Waldlichtung und wird von allen gefürchtet. Im Laufe der Handlung merken die Tiere allerdings, dass der Wolf kein schlechtes Tier ist und freunden sich mit ihm an. Bei den Kindern kommt die Geschichte gut an – und von den Großmüttern und Eltern bekommt Patrik Lumma großes Lob für seinen Auftritt.

Er selbst ist mit den Puppentheatertagen 2018 sehr zufrieden: „Es findet jetzt zum 23. Mal statt und wird, wie man sieht, sehr gut von den Leuten angenommen. Es ist toll zu hören, dass Eltern am Nachmittag im Kinderstück waren und sich dann für den Abend noch Karten gekauft haben.“

Das gesamte Festival inklusive Kindergarten- und Schulbesuche war laut Lumma „so gut wie ausverkauft“: Rund 1200 Besucher haben die Puppenspieler im JTF heuer erreicht.

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