Putzstress in Forchheimer Klassenzimmern

11.4.2018, 09:54 Uhr
Putzstress in Forchheimer Klassenzimmern

© dpa/Karlotta Ehrenberg

Einen Klecks Schmierseife in den Eimer mit lauwarmem Wasser, Wischmop auf den Schrubber klemmen und loswischen: Dass selbst eine vermeintlich simple Vorgehensweise wie Putzen zwar in einem Privathaushalt so einfach funktionieren mag, gerade in Schulgebäuden aber hochkomplex sein kann, zeigte sich in der jüngsten Sitzung des Kreistages, als die Kreisräte über Reinigung und Sauberkeit zu befinden hatten. Denn die aktuell bestehenden Reinigungsverträge, die im Jahr 2012 geschlossen wurden, laufen zum 31. Oktober aus.

Die neue, europaweite Ausschreibung umfasst dabei die Unterhalts-, Grund- und Glasreinigung von insgesamt zwölf Objekten, darunter sind unter anderem das Ehrenbürg- und Herder-Gymnasium sowie das Gymnasium Fränkische Schweiz, die Realschulen in Forchheim und Ebermannstadt, der Bauhof und die Deponie.

Kosten und Qualität

Fachlich begleitet wird die Ausschreibung dabei von der Unternehmensberatung Konzept2 aus der ostfriesischen Stadt Norden. Deren Geschäftsführer Heiko Ebert stand den Kreisräten Rede und Antwort. Ziel sei eine "Vergabe unter Berücksichtigung von Kosten und Qualität", so Ebert vor den Kreisräten. Salopp ausgedrückt heißt das: eine gute Leistung zu einem angemessenen Preis.

Der Zeitrahmen dafür ist festgezurrt: Bereits am Donnerstag, 12. April, soll dazu eine Vorinformation im EU-Amtsblatt erscheinen, bis 17. Mai können dann Firmen ihr Interesse bekunden und Angebote abgeben. Bis 18. September sollte dann der Zuschlag erfolgen, damit ab 1. November der neue Vertrag starten kann.

Zum großen Teil handelt es sich bei den Reinigungsobjekten um Schulen, die nach dem Infektionsschutzgesetz als Gemeinschaftseinrichtungen einzustufen sind. Hier gehe es "nicht nur um optische Sauberkeit, sondern um die Sicherstellung hygienisch einwandfreier Zustände". Erklärtes Ziel sei dabei eine "Steigerung der Reinigungsqualität", so Ebert. "Das wirtschaftlichste, nicht das billigste Angebot", habe man dabei im Blick.

Qualifizierung und Referenzen

Auch im Reinigungssektor herrsche Personalnot, betonte Ebert, "es ist nicht einfach, Reinigungskräfte zu finden". Gleichwohl achte man aber genau auf die Qualifizierung der Mitarbeiter und die Referenzen, die die Reinigungsfirma vorweisen kann: "Wer im Baumarkt putzt, kann das nicht unbedingt in der Schule." Die Reinigungszeit sei dabei fest kalkuliert und nach Raumgruppen aufgeteilt.

Künftig soll in Sanitärräumen, Küchen und Umkleiden zweistufig nass gewischt werden, mit dem Ziel hygienische Zustände herzustellen, alle Büros werden im Zwei-Tage-Rhythmus geputzt, zur Sicherstellung der Hygienestandards soll es außerdem externe Kontrollen geben.

Der Gößweinsteiner CSU-Kreisrat Georg Lang war der erste, der sich zu Wort meldete und eine genaue Information über die Höhe der anfallenden Kosten einforderte: 10,30 Euro die Stunde bekomme das Reinigungspersonal, informierte Ebert. "Wir bewegen uns am Rande der Perversität", polterte da Lang, "da wird ein Aufwand betrieben für Stundenlöhne von rund zehn Euro und wir brauchen ein dreiviertel Jahr für das Ganze. Warum es das ganze Brimborium braucht, erschließt sich mir nicht".

Heiko Ebert versuchte, ein wenig die Wogen zu glätten und erklärte, dass der Schwellenwert für eine europaweite Ausschreibung bei 221 000 Euro liegt. Bei einer Vertragslaufzeit von vier Jahren liege man mit rund vier Millionen Euro weit darüber: "Die EU-Ausschreibung muss sein."

Reinhold Otzelberger (SPD) hatte das 18-seitige Leistungsverzeichnis zur Gebäudereinigung ganz genau studiert und fragte sich, nicht nur als Kreisrat, sondern auch als Lehrer des Ehrenbürg-Gymnasiums, "wie denn bis zu 280 Quadratmeter Klassenzimmer in einer Stunde zu schaffen sind"?

350 Quadratmeter die Stunde

Doch der Unternehmensberater Heiko Ebert versuchte Bedenken auszuräumen: "Vier Klassenzimmer in einer Stunde, die Spannweite liegt bei 350 Quadratmeter. Wir halten das mit der richtigen Einweisung, Schulung des Personals und technischen Ausstattung für umsetzbar." Schließlich habe seine Firma "bereits 300 Ausschreibungen begleitet".

Einer Grundreinigung der Schulen in den großen Ferien, wie sie Otzelberger empfiehlt, erteilte Ebert indes eine Abfuhr: "Jede Schule will eine Grundreinigung in den Ferien. Da kriegen wir ein Personalproblem." Überdies, so Ebert weiter, "muss ich nicht unbedingt jährlich einen Flur im Keller grundreinigen".

Einstimmig stimmten die Kreisräte für die Ausschreibung der Reinigungsleistungen und folgten damit auch den Kreisräten des Kreisausschusses, die in ihrer Februar-Sitzung ebenfalls ohne Gegenstimme dafür plädierten.

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