Ringen um Umbau des Effeltricher Rathauses geht in neue Runde

5.4.2021, 18:40 Uhr
Ringen um Umbau des Effeltricher Rathauses geht in neue Runde

© Berny Meyer

Das Problem lässt sich nur mit einem Blick in die Vergangenheit verstehen. Das Effeltricher Rathaus war nicht immer der Verwaltungssitz der Gemeinde. Gebaut worden war das stattliche Gebäude durch die Genossenschaft der Baumschulen im Ort. Deren wirtschaftliche Bedeutung war vor rund 40 Jahren stark zurückgegangen, so dass man das Gebäude verkaufte.

In den Archiven der Gemeinden und der VG müsste sich Genaueres finden lassen, wie es dazukam, dass das Eigentum am Rathaus oder Verwaltungsgebäude zwischen Effeltrich und der Verwaltungsgemeinschaft Effeltrich geteilt wurde. Hier könnte auch der Schlüssel zur Lösung des Konflikts liegen.

Eine solche Aufteilung ist ungewöhnlich. Im Normalfall mietet sich eine VG im Rathaus einer der Mitgliedsgemeinden ein. Und: Damals sah niemand vorher, wie sehr sich die Verwaltungsaufgaben von den Gemeinden auf die VG verlagern werden.

Wählte man 1983 eine Verteilung des Eigentums nach benutzten Flächen, kam man zu einem Anteil der VG von etwa einem Drittel. Heute ist es genau umgekehrt: Die VG nutzt für ihre Dienststellen etwa zwei Drittel des Hauses. Wobei noch hinzukommt, dass der heutige Effeltricher Ratssaal erst nach dem Eigentumswechsel im Dachgeschoss gebaut wurde.

Die Poxdorfer wählten in ihrer letzten Ratssitzung die Variante, wonach sie beziehungsweise die VG einen Anteil nach tatsächlich benutzter Fläche durch einen hohen einmaligen Zuschuss übernimmt. Wirtschaftlich gesehen war die Poxdorfer Variantenwahl für alle vorteilhaft: Für Effeltrich deshalb, weil durch den Einmalzuschuss die Finanzierung des Rathausumbaus mit Anbau eines großen Sitzungsaals (Kosten über 1,5 Millionen Euro) leichter zu stemmen wäre. Für Poxdorf ist von Vorteil, dass der kreditfinanzierte Zuschuss nicht den Verwaltungshaushalt belasten würde und damit die Handlungsfreiheit der Kommune nicht eingeschränkt.

Mit der gewählten Variante hat Poxdorf Kompromissbereitschaft gezeigt, wollte man doch in der ersten Diskussionsrunde als Gegenleistung für den Zuschuss von 400 000 Euro einen direkten Miteigentumsanteil der Gemeinde Poxdorf. Nun wollte man nur eine Angleichung des Eigentumsanteils der VG.

Nach der Sitzungsvorlage der Verwaltung – mit der Poxdorfer Entscheidung als Beschlussvorlage auch für Effeltrich – schien eine Einigung möglich. Aber: "Komplett ad acta gelegt", kommentierte VG-Geschäftsleiter Mario Kühlwein das Ergebnis der Effeltricher Ratssitzung. Er vermutet emotionale Hintergründe: Eine objektiv nicht korrekte Vorstellung, Effeltrich würde nun sein Rathaus verkaufen. Das würde erklären, weshalb man im Effeltricher Rat nicht an der Eigentumsverteilung rütteln wollte. Bei weiteren, schwierigen Verhandlungen wird der Umbau mit dem von Effeltrich gewünschten neuen Ratsaal wieder in weitere Ferne rutschen.

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