Stimmen zur Bewerbung Forchheims als Corona-Modellstadt

3.4.2021, 13:45 Uhr
So menschenleer zeigte sich Forchheim im ersten Lockdown im März 2020.

© Ralf Rödel So menschenleer zeigte sich Forchheim im ersten Lockdown im März 2020.

Die (gezwungenermaßen) sehr kurzfristige Bewerbung Forchheims als Corona-Modellregion sorgt für Gesprächsstoff – nicht zuletzt unter den Lokalpolitikern, vor allem aber bei Einzelhandel und Gastronomie und in der Kulturszene. Wir haben uns umgehört.


46 Städte könnten Corona-Modellstadt werden


"Es ist durchaus eine gute Sache, wenn wir uns bewerben", sagt FGL-Fraktionssprecher Gerhard Meixner. Allerdings, und hier zeigt sich Meixner skeptisch, seien Modellregionen und vermehrte Schnelltests "auch kein Allheilmittel".

Das wirksamste Mittel zur Bekämpfung der Pandemie ist für ihn klar: "Impfen, impfen, impfen! Das ist und bleibt das Allerwichtigste." Im verstärkten Fokus auf die Teststrategie sieht Meixner insofern auch "ein bisschen ein Ablenkungsmanöver" von Bund und Landesregierung, um von den bekannten Schwierigkeiten bei der Impfstrategie hierzulande abzulenken.

"Absolute Zustimmung"

"Absolute Zustimmung" zur Bewerbung gibt es von Petra Dietzel, Inhaberin des Modeladens "La Boutique" in der Wiesentstraße und Vorstandsmitglied der Händlervereinigung HeimFOrteil. "Wir hatten schon in den letzten Wochen Gespräche mit dem OB und der Citymanagerin zur Bewerbung Forchheims als Teststadt für die neue Luca-App (eine App zur Kontaktnachverfolgung und Risikobenachrichtigung, Anm. d. Red.)." Sich als Modellstadt zu bewerben, hält Dietzel für den richtigen Schritt.

Sie sieht zwar auch mögliche Nachteile, "wenn beispielsweise Menschen ohne negativen Testnachweis oder einfach aus Unlust, sich testen zu lassen, gar nicht mehr einkaufen gehen". Und auch die Gefahr eines überbordenden Einkaufs-Tourismus müsse bedacht werden. Aber: "Wir können einfach nicht mehr weitermachen, mit diesem ständigen Öffnen und Schließen – und nicht zuletzt mit den oft nicht mehr nachvollziehbaren Antworten auf die Frage, welche Läden ,systemrelevant‘ seien und welche nicht", so Dietzel.

Kostenlose Tests: "Das ist eine super Idee"

Stimmen zur Bewerbung Forchheims als Corona-Modellstadt

© Foto: Lea-Verena Meingast

"Also, wenn die Tests für Modellregionen kostenlos sind, finde ich, das ist eine super Idee", meint Antonella Pileio, Chefin der Trattoria am Marktplatz. Sie fände es schön, wenn sie im Zuge einer erfolgreichen Bewerbung endlich wieder Gäste in ihrem Restaurant begrüßen könnte. Immer wieder frage man sie, wann sie wieder aufmache – und immer wieder hat Pileio darauf keine Antwort. "Ich bin jemand, der den Kontakt mit den Menschen, mit meinen Gästen braucht. Zurzeit ist es einfach nur traurig."

"Diesen Wahnsinn unter Kontrolle kriegen"

Stimmen zur Bewerbung Forchheims als Corona-Modellstadt

© Foto: Lea-Verena Meingast

Der Forchheimer Sänger und Gitarrist Dieter "Schalke" Zimmerer, bekannt unter anderem von der hiesigen Kultband "Sheila Likes Tequila", kann sich noch an seinen letzten Auftritt vor Publikum erinnern: Im Sommer 2020 – einer von insgesamt drei im vergangenen Corona-Jahr. Er brennt darauf – "wie wohl alle meine Kolleginnen und Kollegen" – endlich wieder ganz analog und nicht mehr nur digital vor Menschen in die Saiten hauen zu dürfen.

"Grundsätzlich gut" findet er die Modellstadt-Bewerbung. "Alles, was dazu beiträgt oder beitragen kann, diesen ganzen Wahnsinn unter Kontrolle zu kriegen, ist super", sagt Zimmerer. Freilich, er sei kein Virologe, und selbst bei einer erfolgreichen Bewerbung sei der Erfolg des Modells ungewiss. "Doch", so Zimmerer auch mit Blick auf die prekäre (Finanz-)Lage vieler Kulturschaffenden, "halte ich es für wichtig, überhaupt etwas zu machen, zu versuchen, neue Wege zu gehen."

FW-Fraktions-Chef Manfred Hümmer ist sich in Sachen Modellstadt-Bewerbung sicher: "Man muss in dieser Krise jede noch so kleine Chance ergreifen." Denn: "Wir wären als Kommunalpolitiker schlecht beraten, wenn wir ein Zeichen setzen – wie die ursprünglich zögerliche Haltung des Oberbürgermeisters – mit dem wir aussagen, dass wir nicht alles in unserer Hand liegende versuchen, um den lokalen Handel, unsere Gewerbetreibenden, unsere Kulturschaffenden und Gastronomen zu unterstützen."

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