Tanzen im Quadrat: Square Dance in Forchheim

3.9.2019, 19:11 Uhr
Tanzen im Quadrat: Square Dance in Forchheim

© Foto: Chiara Riedel

Der Square-Dance-Club Forchheim hat zum Tanz im Quadrat geladen. Gekommen sind insgesamt 52 Tänzer aus 14 Clubs. Alle verbindet die Leidenschaft für den Volkstanz, der in den USA entstanden ist. Doch nicht nur das. Viele verbindet eine Freundschaft schon seit Jahren. "Beim Square Dance kann man Freunde fürs Leben finden", sagt Max Reiner, der Präsident des Forchheimer Vereins Dancing Trouts.

Der Name des Clubs spielt auf das Stadtwappen Forchheims an. Das Logo zwei tanzende Forellen, mit Hut und Petticoat. Im Jahr 2000 gründeten 20 Mitglieder den Verein, nachdem sie an einem Volkshochschulkurs teilgenommen hatten. Heute haben die Dancing Trouts rund 40 Mitglieder, aktiv ist aber nur die Hälfte. Der Tanz wird im Quadrat, also mit vier Paaren, getanzt. Deshalb braucht es mindestens acht Tänzer und einen Ansager.

Nachwuchssorgen beim Verein

"Wir überaltern", sagt Max Reiner. Das älteste Mitglied feiert demnächst 78. Geburtstag. Beginnen könne man im Alter von zehn. Doch die Jugend kommt nicht auf die Tanzfläche. Die Nachwuchssuche ist schwierig. Als die Dancing Trouts bei Schulen in Forchheim anfragten, ob sie ihren Sport einmal vorstellen dürften, reagierten diese teils gar nicht. Ein Schulleiter erklärte, es wäre das Einverständnis der Eltern von jedem Schüler erforderlich. Zu viel Aufwand für die Trouts.

Tanzen im Quadrat: Square Dance in Forchheim

© Foto: Chiara Riedel

So hoffen die Tänzer auf Neugierige an diesem Abend. Die Bierbänke füllen sich mit Publikum. Einige hat die Musik gelockt, andere wollen Hunger und Bierdurst stillen. Sonst treffen sich die Forchheimer Square Dancer dienstags im Sportheim SV Buckenhofen. Heute haben sie eine Bühne. Die Holzplanken sind beleuchtet, hinten in einer Ecke steht ein grünes Zelt in dem die Frauen mit ihren Tüten verschwinden. Heraus kommen sie im Dresscode des Abends: Traditional. Das heißt Petticoat und für die Männer langärmliges Hemd. An das Hemd oder Shirt geheftet sind "Badges", also Anstecker mit jeweiligem Club Logo und Namen. Nur der Vorname. Alle sind per Du. Oft hängt noch mehr am Revers, denn bei jeder Veranstaltung gibt es einen Anhänger.

Forchheim, Hawaii, Tokio: Überall auf der Welt gibt es Clubs

Der Volkstanz ist beliebt und so finden jährliche Zusammenkünfte statt. Zuletzt waren die Forchheimer in Hamburg. Dort tanzten über 800 im Quadrat. Sogar im Urlaub gehen die Tänzer ihrem Hobby nach. Hawaii, Tokio, überall auf der Welt gibt es Clubs.

Tanzen im Quadrat: Square Dance in Forchheim

"Bei uns gibt es keine Religion. Keine Rasse", sagt Walter Luger. Er ist Caller, zu deutsch Ansager. Luger singt die ausgewählten Figuren im Rhythmus des Liedes. Die Paare befolgen die Schrittvorgabe des "Callers". So sprechen alle die gleiche Sprache, englisch. Es gibt unterschiedliche Schwierigkeitsstufen, die sich an der Anzahl der zu beherrschenden Figuren ableiten. Mindestens müssen die Tänzer 69 Figuren beherrschen um "Mainstream" zu tanzen. Das ist in rund neun Monaten zu Erlernen. "Square Dance kann jeder der laufen kann", sagt Reiner. Er sitzt nun am Rand der Bühne an einem Biertisch und stempelt die Friendshipbooks.

Der amerikanische Singsang schallt durch den Abend

Sein Vizepräsident kommt von der Tanzfläche und tupft sich die Schweißperlen von der Stirn. Auf der Bühne wirbeln die Röcke und Gelächter ist zu hören. Ziel ist es, wieder bei dem Partner anzukommen mit den der Tanz begonnen wurde. Mal in die falsche Richtung gedreht, geht es schon nicht mehr auf. Doch um Perfektion geht es heute keinem. Auch beim Ansagen reichen erfahrene Caller das Mikrofon an Neulinge weiter. Der amerikanische Singsang schallt durch den Abend.

"Ich bin heute spontan auf die Keller gegangen und bin dann hier bei der Livemusik hängen geblieben. Faszinierend, dass unterschiedliche Leute aus verschiedenen Städten zusammenkommen und einen Tanz aufführen können", sagt Patrick Walter aus Forchheim. Nachdem jeder mal das Tanzbein geschwungen hat und die Zuschauer zur nächsten Clubnight geladen sind, neigt sich die Veranstaltung dem Ende. Genauso rituell wie Kleidung und Tanz ist die Verabschiedung, bevor die Afterparty beginnt.

Max Reiner ruft alle auf die Bühne um einen Kreis zu bilden. Die Tänzer überkreuzen die Arme und nehmen sich an die Hand. Schunkelnd wird die Freundschaft besungen: "Reicht Euch die Hände in Freundschaft, ein jeder sieht es dann, dass auch für dich ein Fremder der beste Freund sein kann!"

Am Samstag, 26. Oktober, laden die Dancing Trouts zur Special Club Night. Gefeiert wird das 20-jährige Jubiläum von Caller Walter Luger. Um 17 Uhr im SV Buckenhofen, zur Staustufe 8.

Was ist Square Dance?

Square Dance heißt Regeln einhalten. Zehn goldene Gebote, wie: benutze ein Deodorant, vergiss nicht, deinen Atem frisch zu machen. "Während des Tanzes gibt es keinen Alkohol. Und vorher auch nichts mit Knoblauch", sagt Günter Alt, der Vizepräsident der Trouts. Erst bei der Afterparty nach dem Tanz wird getrunken. Zum Trinken und Essen bleibt ohnehin wenig Zeit. Beim Tanz haben die Damen die Wahl. Einmal aufgefordert, dürfe Mann nicht ablehnen. "Es gibt keine Körbe, anders als im richtigen Leben", sagt Elisabeth, die den Verein damals mitgründete.

Einige Deutsche Vereine bestehen bereits seit über 40 Jahren. Um die Kontakte zwischen den Vereinen zu stärken, gibt es "Friendshipbooks" . Sind eine gewisse Zahl an Besuchen gesammelt, gibt es ein Friendship-Badges. Reinhard Gojowsky aus Forchheim trägt ein Schwarz-Goldenes, das heißt er hat 104 Clubs in fünf verschiedenen Ländern besucht. Darüber hinaus engagiert er sich in der europäischen Vereinigung der Square Dance Clubs. "Square Dance ist für mich schon lange Leidenschaft und auch ein bisschen Sport", sagt Gojowsky.

Um diesen Sport betreiben zu können braucht es am besten über 32 Tänzer. Eine weitere Tradition fördert den zahlreichen Besuch durch Mitglieder anderer Clubs: Bannersteeling. Kommt ein anderer Club mit acht Mann und Frau hoch, so können die Mitglieder das Banner klauen. Innerhalb eines Jahres muss der bestohlene Club dann einen Gegenbesuch mit ebenso viel Mitgliedern abstatten, um sein Banner zurückzuerhalten. Die Regeln und Traditionen finden sich in einem Buch mit dem Titel "Square Dancing Deutsch" wieder. Dort heißt es: Freundschaft ist des Square Dance schönster Lohn.

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