Technischer Beruf? „Weiß nicht“, sagen die Mädchen

24.7.2015, 13:21 Uhr
Technischer Beruf? „Weiß nicht“, sagen die Mädchen

© Foto: Andreas Kummer

Seit einigen Jahren schon, so jammern Unternehmen hierzulande, macht der vielbeschworene, stetig wachsende Fachkräftemangel vielen Arbeitgebern zu schaffen. Das gilt auch für die bayerische Metall- und Elektroindustrie. Weil in den Berufen dieses Industriezweiges, das zumindest ist unstreitig, Arbeitnehmerinnen deutlich unterrepräsentiert sind, gibt es bundesweit den sogenannten Girls’ Day. Dessen Ziel ist klar: Schülerinnen sollen motiviert werden, sich für eine technische Ausbildung oder ein entsprechendes Studium aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik zu entscheiden.

Von der Ebermannstädter Realschule haben jüngst elf Schülerinnen der siebten und achten Jahrgangsstufe am Girls’ Day teilgenommen – genauer gesagt am Modellprojekt der Girls’-Day-Akademie der bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeber („bayme vbm“) und der Bundesagentur für Arbeit.

Dieses umfasst Veranstaltungen, die sich häppchenweise über ein Jahr erstrecken. Bei der Abschlussveranstaltung schilderten die jungen Frauen ihre Erfahrungen. Ihr Publikum war hochkarätig besetzt: Zum einen mit Thorsten Borchardt, Werksleiter von Kennametal. Dazu gesellten sich Michael Waasner, Vorstandsmitglied der „bayme-Region-Oberfranken-West“ und Eveline Armer von der Agentur für Arbeit Bamberg.

Kommunikation mit Männern

Neben den Rundgängen bei Siemens in Erlangen sowie bei Vierling und Kennametal in Ebermannstadt standen Besuche auf Jobmessen auf dem Programm. Selbst ran durften die Mädels bei Praktika: Löten, Gravieren, Kleiderbügel oder Lautsprecherboxen selber herstellen und sogar Schaltpläne studieren – all das brachte den Schülerinnen spannende Einblicke in die Welt der Technik. Besonders gut kam bei den Mädchen ein Kommunikationstraining an. Darin lernten sie, wie sie in einer von Männern dominierten Arbeitswelt selbstbewusst auftreten können.

Mut, auch nach dem Girls’-Day-Projekt für alles Technische offen zu bleiben, machte den Mädchen Michael Waasner. Er ermunterte die Realschülerinnen, nicht nur soziale Berufe im Auge zu haben. Die bayerische Metall- und Elektroindustrie biete jungen Frauen große Chancen, heute mehr denn je. Die Frage sei lediglich, wie die Frauen noch besser als bisher an die „Männerdomäne Technik“ herangeführt werden können.

Eveline Armer von der Agentur für Arbeit blies in dasselbe Horn: „Die Wirtschaft braucht euch“, sagte die Arbeitsmarktexpertin und rief den Anwesenden die Frauenquote ins Gedächtnis. Die könne nur erfüllt werden, wenn auch der Anteil von Frauen an der Belegschaft eines Unternehmens spürbar steige. Thorsten Borchardt nannte derweil Beispiele von Frauen, die bei Kennametal in Führungspositionen sitzen – etwa im Marketing.

Ungeachtet dessen: Keines der elf Mädchen traut sich zum jetzigen Zeitpunkt zu, sich klar und konkret für einen Ausbildungsberuf im technischen Bereich zu entscheiden. „Weiß noch nicht“, war der Tenor der Schülerinnen, die sich freilich in Fragen Berufswahl auch noch etwas Zeit lassen dürfen. Einige zumindest können es sich durchaus vorstellen, eine Karriere im Metall- und Elektrobereich zu starten. Vom Girls’ Day und den beteiligten Firmen waren jedenfalls alle restlos begeistert.

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