Tempo 30 in Burk: Stumpf warnt vor trügerischer Sicherheit

24.10.2014, 18:39 Uhr
Tempo 30 in Burk: Stumpf warnt vor trügerischer Sicherheit

© Foto: Ralf Rödel

Viele Male hat Franz Stumpf diese Geschichte schon erzählt, nun holt er sie noch einmal hervor. Als Anwalt habe er einmal eine Mutter vertreten, die ihren zehnjährigen Sohn bei einem tragischen Unfall verlor. „Der Junge stand an der Ampel, wartete auf das grüne Männchen, ging dann los und wurde überfahren von einem Burker Autofahrer, der bei Rot fuhr.“

„Das ist die berühmte falsche Sicherheit“, sagt Stumpf vor rund 60 Burker Bürgern. Wenn sich Kinder auf Ampel, Zebrastreifen und Geschwindigkeitsbegrenzung verlassen, vergessen sie, die Augen aufzuhalten nach herannahenden Autos und anderen Gefahren, auf die sie sonst achten würden. „Wir müssen aufpassen, dass wir den Kindern keine Sicherheit vorspiegeln, die sie nicht haben.“

Kinderwagen auf der Straße

Genau diese Gefahr sieht Stumpf jedoch in den Vorschlägen, die die Bürger an diesem Abend unterbreiten. Zentrale Forderung: Tempo 30 für die Burker Straße, zumindest vom Kriegerdenkmal bis zum Feuerwehrhaus. Dort – und an vielen anderen Stellen – ist der Gehsteig derart schmal, dass Eltern mit ihren Kinderwagen auf der Straße fahren müssen, ebenso Kinder auf ihren Fahrrädern – nur wenige Zentimeter entfernt von Autos und Lastwagen, die sich nur zum Teil an die geltende Geschwindigkeitsbegrenzung von 50 Kilometer pro Stunde halten. „Da muss man was tun und nicht auf andere Zuständigkeiten verweisen!“, schimpft ein Bürger.

Stumpf, der gern von sich sagt, er sei gar kein Politiker, sondern Jurist, antwortet auch hier mehr als Anwalt der Stadt denn als Oberbürgermeister: Tempo 30 auf der Kreisstraße geht nur an besonders gefährlichen Stellen, „allenfalls am Kriegerdenkmal“. Was gar nicht geht: ein Lkw-Verbot oder gleich eine 30er-Zone. Beides war vorgeschlagen worden. „Ich kann das nicht einfach machen, weil ich das politisch will. Es muss rechtlich haltbar sein.“

„Mit Brachialgewalt“

Zweites zentrales Thema der Bürgerversammlung: die geplanten Baugebiete Dorfäcker und Linsengraben. Im Umland, in Hausen oder Eggolsheim, gehe es voran, nur nicht in Forchheim, so ein Bürger, der bei Stumpf auf offene Ohren stieß. Bei jedem kleinen Baugebiet gebe es Aufregung, so der OB. Oft sei die Kritik an der neuen Bebauung verlogen. „Wenn Leutenbach ein Baugebiet ausweist, interessiert es hier niemanden.“ Doch wer dort neu baue, nutze Forchheims Straßen, um etwa zur Arbeit zu kommen. Für die Stadt bedeutet das mehr Belastung ohne entsprechende Mehreinnahmen. „Man müsste sich“, sagt Stumpf auch mit Blick auf die Proteste gegen das Baugebiet in Reuth, „manchmal besser mit Brachialgewalt durchsetzen.“

Immerhin: Im Baugebiet Dorfäcker geht es voran. Die Stadt habe ein Lärmschutzkonzept entwickelt. Damit erhielten die Bürger Schutz aus einer Hand, was auch am günstigsten komme. Das Konzept wird voraussichtlich im Dezember dem Forchheimer Stadtrat vorgestellt. Im Fall Linsengraben hält die Blockade an: Einige Eigentümer wollen auch weiterhin partout nicht am Baulandmodell teilnehmen.

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