Trotz Trockenheit: So wollen die Stadtwerke Forchheim die Wasserversorgung sichern

1.9.2019, 05:57 Uhr
Trotz Trockenheit: So wollen die Stadtwerke Forchheim die Wasserversorgung sichern

© Archivfoto: Roland Huber

Die Nachricht klang dramatisch und sie war es auch: "Zurzeit werde in Hetzles mehr Wasser entnommen als aus den Quellen nachfließt und von der Leithenberggruppe geliefert werden kann. Die Versorgung drohe zusammenzubrechen, wenn ungeregelt und unbeschränkt Wasser entnommen werde." Daher ordnete die Gemeinde Verbrauchseinschränkungen für Honings und Hetzles von Mitte September bis Anfang November an.

Diese Meldung stammt nicht aus dem 19. Jahrhundert, sondern vom Herbst 2018. Der extrem trockene Sommer überforderte die Hetzleser Wasserversorgung. Gartenbewässerung, Autowaschen und das Füllen von Schwimm- und Plantschbecken wurden verboten, damit nicht eines schönen Tages nur noch Luft aus den Wasserhähnen in Küche und Duschen kommt. Willkommen mitten im Klimawandel.

"Es wird nicht besser"

Trotz Trockenheit: So wollen die Stadtwerke Forchheim die Wasserversorgung sichern

© Foto: Oliver Berg/dpa

Nichts anderes ist die Ursache für solche Phänomene, sagt zum Beispiel auch Christian Sponsel. Der technische Leiter der Stadtwerke Forchheim macht sich nichts vor, was die Entwicklung betrifft: "2018 war extrem trocken, 2019 bis Juni auch, derzeit ist es etwas besser, aber die Pegelstände sind noch nicht erreicht. Besser wird’s nicht, das sagen uns alle Fachleute."

Sauberes Trinkwasser ist das Lebensmittel Nummer eins. Deswegen liegt auf einer sicheren Wasserversorgung nicht nur das besondere Augenmerk der Bürgerinnen und Bürger, sondern auch der Wasserversorgungsunternehmen. Christian Sponsel hat sich nun hingesetzt und hat allen Gemeinden und Wasserversorgungsunternehmen im Landkreis einen Brief geschrieben. Darin macht er das Angebot, über die Gemeinde- und Versorgergrenzen hinaus zusammenzuarbeiten. Er spricht von einem "Strukturkonzept zu klimatischen Veränderungen und deren Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung im Landkreis Forchheim". Kurz gesagt: Was passiert, wenn immer weniger Wasser vom Himmel fällt? Dafür müssen wir vorsorgen.

Trotz Trockenheit: So wollen die Stadtwerke Forchheim die Wasserversorgung sichern

© Archivfoto: Karl Heinz Wirth

Dem Stadtwerke-Chef schwebt vor, auf Kreis-Ebene eine Studie in Auftrag zu geben, die die bestehenden Versorgungsstrukturen auf ihre Zukunftssicherheit hin untersucht und Vorschläge für Verbesserungen macht. Zum Beispiel könnten noch mehr und noch größere Wasserverbünde hergestellt werden, so dass kein Versorgungsgebiet bei Wasserknappheit auf dem Trockenen sitzen muss.

Stark zerklüftete Struktur

Der Landkreis Forchheim ist im Hinblick auf die Wasserversorgung vergleichsweise stark zerklüftet, sagt Günther Prem, Abteilungsleiter am zuständigen Wasserwirtschaftsamt Kronach. 29 Gemeinden, 250 Ortsteile mit langen Leitungsverbindungen und Höhenunterschiede von bis zu 200 Metern – in Oberfranken ist dies "in dieser Form" einmalig und historisch bedingt, so Prem. Für die Versorgung aber alles andere als optimal. Christian Sponsel hat derzeit mehrere gute Karten für sein Angebot. Zum einen setzen die unübersehbaren Phänomene des Klimawandels die Versorger unter Druck. Die öffentliche Meinung fordert zukunftsfähige Lösungen. Zum zweiten hat das bayerische Umweltministerium unter Leitung des Pinzbergers Thorsten Glauber (FW) im letzten Oktober eine einschlägige Richtlinie, die mit Fördermitteln verbunden ist, bis 2021 verlängert.

Die "RZWas 2018" greift zwar nur bei "Härtefällen". Aber sie senkt in einigen Bereichen die Schwellen dafür ab, was als "Härtefall" definiert wird: im "Raum mit besonderen Handlungsbedarf" (das ist der Osten des Landkreises Forchheim) und für Verbundleitungen und -kanäle sowie Sanierungs- und Strukturkonzepte. Ein solches schlägt Sponsel ja vor. Die RZWas verspricht die "Anhebung der Förderpauschalen für die Sanierung von Wasserleitungen und Kanälen", außerdem entfällt bei den geförderten Projekten die "Deckelung der Gesamt-Zuwendungen auf 1,4 beziehungsweise 1,95 Mio. Euro".

Sponsel hat also die öffentliche Meinung im Rücken und Fördermittel vor Augen – welcher Bürgermeister, welche Bürgermeisterin könnte dazu "Nein" sagen? Bei der Bürgermeisterdienstbesprechung im Frühjahr, sagt Sponsel, stieß er schon mal auf großes Interesse (mit Unterschieden im Detail). Nun hat er die Ideen etwas konkretisiert, den Klimaschutzmanager des Landkreises, Dominik Bigge, als Mitstreiter ins Boot geholt und auch schon von Landrat und Oberbürgermeister das grundsätzliche Einverständnis erhalten.

Auftakt in Leutenbach

In der Sitzung des Gemeinderates von Leutenbach wird am 2. September der Anfang der Tour durch den Landkreis gemacht, am 10 September folgt Igensdorf: "Es geht nicht darum, dass wir als Stadtwerke einen anderen Wasserversorger übernehmen wollen", sagt Sponsel vorsorglich. Denn: Das eigene Trinkwasser ist in jeder Gemeinde ein überaus sensibles Thema. Aber im Interesse der Versorgungssicherheit im ganzen Landkreis laufen die Forchheimer Vorstellungen letztlich darauf hinaus, mehr und größere Verbünde zu schaffen: "Über den Wasserpreis entscheidet aber weiterhin der jeweilige Zweckverband."

Die Studie, die in Auftrag gegeben werden soll, müsse in diesem Zusammenhang auch Auskunft geben darüber, welche Verbünde sinnvoll sind, welchen Durchmesser die Leitungen haben müssen und wie die verschiedenen Wässer am besten gemischt werden können, ohne sich zu verschlechtern: "Das ist aber alles technisch machbar", so Christian Sponsel.

In Hetzles wurde inzwischen ein weiterer Hochbehälter in Betrieb genommen und die Versorgungssicherheit somit erhöht. Jetzt braucht es nur noch ausreichend Regen.

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