Forchheimer Markt jetzt am neuen Standort

Überleben die Forchheimer Markt-Händler die Baustellenzeit?

24.10.2021, 16:43 Uhr
Markt auf dem Marktplatz in Forchheim. Und das für länger. Ob das gut geht? Händler Joachim Albrecht aus Weilersbach sorgt sich. "Ob alle Händler zwei Jahre in dieser Besetzung so durchhalten, muss sich erst noch zeigen."  

© Athina Tsimplostefanaki, NNZ Markt auf dem Marktplatz in Forchheim. Und das für länger. Ob das gut geht? Händler Joachim Albrecht aus Weilersbach sorgt sich. "Ob alle Händler zwei Jahre in dieser Besetzung so durchhalten, muss sich erst noch zeigen."  

"Ob der Markt jetzt hier oder dort ist, ist relativ egal", findet Ludwig Erlwein (67) aus Hundsboden. "Mancher wird vielleicht ein bisschen Suchen müssen", sagt Erlwein. Er geht aber nicht davon aus, dass er deshalb große Einbußen haben wird. "Es ist halt wie es ist. Bevor wir zwischen den Baggern stehen müssen, ist der Marktplatz idealer."

Mehr Sorgen machen ihm die Touristen: "Das war am Paradeplatz natürlich sehr gut, da an der Stelle oft Führungen waren. Und auch wegen der Bushaltestelle."

Hoffen auf das Weihnachtsgeschäft

Mit seiner Frau war Erlwein schon bei vielen Märkten. Die Standgebühren in Forchheim findet er nicht teuer. "Wir sind ja andere Sachen gewöhnt. In Berlin auf einer Messe zum Beispiel sind das ganz andere Preise." Er hofft, dass das Geschäft in Forchheim weiterhin gut läuft, auch das Weihnachtsgeschäft. Der selbst gemachte Glühwein sei vergangenes Jahr jedenfalls sehr gut angekommen.

"Es ist ziemlich eng, das sehen sie ja", meint Lydia Schmidt (67) vom Obsthof Schmidt aus Neunkirchen. "Die Stände vorne", neben dem italienischen Restaurant, "haben viel mehr Platz und hier ballt sich alles. Also schön ist das nicht", sagt sie. "Wir sind eingeteilt worden. Auf dem Paradeplatz ist einfach mehr Platz für alle." Sie befürchtet, dass hier "die Laufkundschaft fehlt. Auf dem Paradeplatz kommen einfach mehr Personen vorbei". Ein Hinweisschild am Paradeplatz könnte Abhilfe schaffen, findet Sie.

Schmidt versteht nicht, warum die Bauarbeiten jetzt im Herbst beginnen. "Heute scheint vorne nichts zu passieren, da hätten wir doch auch nochmal auf den Paradeplatz gekonnt." Die Stadträte haben jüngst darüber nachgedacht, die Standgebühr für die Händler zu reduzieren, sollten sie Umsatzeinbußen am neuen Standort haben. Für Schmidt ist das keine gute Lösung. "Den Preis anhand der Meterzahl, den ein Stand braucht, festzulegen" statt nach Quadratmetern zu gehen schon eher. Und dann den Meterpreis etwas günstiger gestalten."

"Es gibt im Moment keine Ausweichplätze, die frei sind", stellt Joachim Albrecht aus Weilersbach (47) fest. Er sieht auf dem "Säumarkt" entschiedene Nachteile: "Der Platz ist zu klein und auch diese Sandoberfläche ist für Lebensmittel ungeeignet." Aus lebensmittelrechtlicher Sicht sei das problematisch.

Überleben die Markthändler die Baustellenzeit?

Er befürchtet, dass nach den zwei Jahren, wenn der Paradeplatz wieder eröffnet wird, einige der Marktstandbetreiber abgesprungen sind. "Ob alle Händler zwei Jahre in dieser Besetzung so durchhalten muss sich erst noch zeigen."

Die Standgebühren findet Albrecht im bayernweiten Vergleich zu hoch "und für Forchheimer Verhältnisse sowieso". Seiner Meinung nach könne man die Gebühren am Nürnberger Hauptmarkt erheben, aber nicht in Forchheim. Im Frühjahr hat die Stadt die Gebühren erhöht, hat dies nach einem Aufschrei aber wieder zurückgenommen.

"Das Geld aber haben wir nicht zurückbekommen", so Albrecht. Das werde aber mit dem nächsten Gebührenbescheid verrechnet. "Zumindest der Stadtrat hat sich für uns eingesetzt", wirft der Vater von Albrecht ein. Das fanden beide gut.

"Die Innenstadt wird zunehmend ruhiger"

Auch Albrecht macht sich um die Laufkundschaft Sorgen. Wobei das nicht nur den Marktplatz betreffe. "Die Innenstadt wird auch zunehmend ruhiger."

"Die Standgebühren sind wirklich zu teuer", findet Händler Peter Allin und blickt auf andere Städte. "Die meisten senken ihre Standgebühren, oder lassen diese komplett wegfallen." Einbußen durch den neuen Standort befürchtet er nicht. "Das geht alles schon irgendwie", sagt er. "Die Stadt muss nur klären, wo wir unsere Autos hinstellen können."

Schlechter, seitdem der Rewe-Markt geschlossen hat

"Es ist halt sehr beengend hier", findet Anna Hack (67), "und die Kundenfrequenz ist, auf den ersten Tag bezogen, nicht so gut wie am Paradeplatz". Sie hofft auf Besserung. Es ist nicht das erste Mal, dass Händler in den vergangenen Jahren auf den Marktplatz ausgewichen sind. Wie war die Situation dann? "Manche Tage war es schlechter, manche Tage besser", sagt Hack. "Man kann aber nicht genau sagen, woran das liegt, ob es wirklich wegen dem Platzwechsel ist", so Hack. Seit der Rewe-Markt im August geschlossen hat, "ist es sowieso schlechter geworden".

Anna Hack wünscht sich, dass "der Paradeplatz so schnell wie möglich fertig wird", und dass er gut für den Markt geeignet ist. Zum Beispiel, dass es "Park- und Anfahrtsmöglichkeiten zu den Ständen gibt und der Platz ohne Treppen und nicht mit zu vielen Bäumen" gebaut wird. Sie befürchtet eine Verschlechterung, da "die planenden Leute am Schreibtisch das schwer einschätzen können". Außerdem wünscht sie sich mehr Bürgernähe vom Oberbürgermeister. "Kurz grüßen, wenn man vorbei kommt, wäre schön."

Seit Freitag (22. Oktober) ist der Marktplatz tatsächlich der Platz für den Markt in Forchheim. Die Händler, die sonst ihre Waren auf dem Paradeplatz anbieten, sind ein paar Meter weiter neu zu Gast auf dem Marktplatz. Und das in den nächsten zwei Jahren; mindestens aber so lange, bis der Paradeplatz umgebaut ist. Die Händler bieten deshalb nun am Marktplatz täglich ihre Waren an. Alle 14 Tage findet am Freitag dort auch der Forchheimer Bauernmarkt statt. Der nächste am 5. November.

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