Uraltes Haus wird aus Dornröschenschlaf geweckt

16.11.2014, 07:00 Uhr
Uraltes Haus wird aus Dornröschenschlaf geweckt

© Foto: Harald Hofmann

Vor fünf Jahren wurde das sogenannte „Gundelhaus“ – Forchheimer Straße 18 und leicht erkenntlich an aufgeklebten Veranstaltungsplakaten – von dem Dormitzer Ehepaar Wolfgang und Stefanie Bezold erworben. Bislang wurde von den Eigentümern eine gründliche Bestandsaufnahme vorgenommen und, was baurechtlich genehmigungsfrei und auch sinnvoll war, an der Gebäuderückseite ein Schlachthaus-Anbau aus dem 20. Jahrhundert abgerissen.

Durch die Maßnahme wurde nicht nur Freifläche geschaffen, sondern auch vom Hirtengraben aus die mächtigen Sandsteinquader der Stadtmauer freigelegt. Das Gundelhaus war vormals sozusagen an den Mauerring „angeklebt” worden.

Laden und Dentallabor

Bei den Sanierungsarbeiten geht es nun in die zweite Runde. Der Neunkirchener Bauausschuss unter Vorsitz des Dritten Bürgermeisters Andreas Pfister genehmigte in dieser Woche einen Bauantrag der Gebäudeeigentümer. Die Planung sieht vor, das denkmalgeschützte Haus so umzugestalten, dass darin ein Ladengeschäft aus dem Lebensmittelbereich, ein Dentallabor und eine Wohneinheit untergebracht werden.

Wolfgang Bezold betreibt an seinem jetzigen Wohnort Dormitz ein kleines Dentallabor, dies würde er ins renovierte Gundelhaus verlagern. Auch eine Eigennutzung der geplanten Wohnung sei ins Auge gefasst, erklärte er auf Anfrage.

Die Zustimmung der Kommune zum Bauantrag wurde von den Marktgemeinderäten unter der Voraussetzung erteilt, dass sechs Stellplätze errichtet werden. Dieses vorübergehende Problem sei inzwischen gelöst, versichert der Bauherr.

In der bayerischen Denkmalliste wird das zweistöckige Gebäude mit zusätzlichem Satteldach-Geschoss als Ackerbürgerhaus erwähnt und ins frühe 19. Jahrhundert datiert. Der verstorbene Heimatforscher Wilhelm Held listete jedoch in seiner 1977 verfassten Ortsgeschichte – von den früheren Marktbüchereileitern Peter und Hanni Bail als Buch herausgebracht – namentlich elf Vorbesitzer seit dem Jahr 1655 auf.

Roß verwurstet

In dem Anwesen wirkten unter anderem Krämer, Schneider und Metzger. Im Bildband von Karl-Heinz Schlee, „Neunkirchen wie es früher einmal war“, ist eine Aufnahme von 1920 enthalten, die den damaligen Metzger und Pferdehändler Fritz Müller mit Familie vor dem Anwesen zeigt. Laut Bildtext soll er „manches im Ersten Weltkrieg kampferprobte Roß“ verwurstet haben. Später nutzte auch die Metzgerei Gundel vorübergehend das Haus.

Noch ältere Spuren

Neubesitzer Wolfgang Bezold ist mit der langen und ereignisreichen Vorgeschichte des historischen Hauses vertraut und hat im Gebäude sogar noch ältere Spuren entdeckt: eine Zwischendecke, die sich aufs Jahr 1545 zurückdatieren lässt – damit wäre das Haus deutlich älter als in der bayerischen Denkmalliste angegeben.

Bezold ist auch bekannt, dass sich hinter dem Außenverputz der Frontfassade altes Fachwerk verbirgt, das wieder freigelegt werden soll. Der Plan wird schon bald in die Tat umgesetzt.

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