Verhandlung gibt Einblick in Forchheims Drogen-Szene

12.3.2020, 18:53 Uhr

Es ist ein ständiges Kommen und Gehen: Immer wieder sind unbekannte Männer auf Kurzbesuch bei Markus D. (Name geändert). Der Vermieter wundert sich über das „Männlein-Laufen“, wie es ein Polizeibeamter schilderte. Mitten in Forchheim betreibt der harmlos wirkende Anlagenmechaniker einen schwunghaften Handel mit Marihuana und Haschisch. Von einem „stadtbekannten Drogendealer“ sprach ein Zeuge.

Dafür spricht aus Sicht der Polizei auch, dass er in einem Bierkrug einige hundert Euro „in typischer Stückelung“ aufbewahrt habe. Als Code für die Kundschaft steht ein Fahrrad vor dem Eingang des Mehrfamilienhauses, dessen Lenkerstellung darauf hinweist, ob gerade wieder frische Ware eingetroffen ist. Seinen „Stoff“ bekommt D. von einem Freund zwei Straßen weiter.

Als im Mai 2019 ein mit der Post versandtes Paket voller Betäubungsmittel abhanden kommt, gerät der Einzelhändler unter Verdacht. „Woher hat der Spast all seine Spielsachen?“, fragt einer der Angeklagten einen Komplizen. Also bekommt Markus D. Besuch von den drei Angeklagten – die ihn würgen, ohrfeigen, mit Stühlen nach ihm werfen und ihn mit Kanthölzern einschüchtern. Dann drohen sie, ihm mit einem Küchenbeil die Finger abzuhacken, wenn er seinen Lieferanten nicht nennt. Denn irgendwie müssen die drei Angeklagten die Drogen wiederbeschaffen. Danach sind aus der heimgesuchten Wohnung 50 Gramm Haschisch spurlos verschwunden.

„Der Mann hatte Todesangst, er zitterte, weinte und fand kaum Worte“, so ein Ermittler. Er könne das nach zehn Jahren Erfahrung mit der Aufklärung von Raubdelikten in Erlangen einschätzen. Allerdings habe man bis heute nicht herausgefunden, ob es sich um Amphetamine gehandelt habe, die in der Szene als „Pep“ oder „Pepsi“ bezeichnet würden – oder um Kokain, das den Tarnnamen „Coca Cola“ hat. Auf der Fahrt zum Zwischenhändler heißt es dann: wenn er nicht mitmache, fahre man mit ihm in den Wald.

Der Mann neben ihm, ein früherer Fremdenlegionär, habe schon 83 Menschen umgebracht, wird ihm erzählt. Ein Angeklagter stand unter Druck, hatte er doch 8000 Euro in die Drogenlieferung investiert, wie ein Polizist berichtete. So bekommt nun auch der Zwischenhändler Ärger: Ihm wird gedroht, ihn „abzustechen“ und ihm Essstäbchen in die Augen zu rammen. Nur eine alarmierte Polizeistreife verhindert Schlimmeres.

Die Ermittlungen gestalteten sich schwierig, da die Angeklagten eine App verwendeten, die Nachrichten automatisch löscht. Dennoch „überlebte“ eine Nachricht, in der von „Abführmitteln“ die Rede war. Das deute darauf hin, dass man Crystal Meth aus Tschechien erst in den Körper und dann ins Bundesgebiet eingeführt hat. „Sie hatten wohl Schwierigkeiten, die Päckchen wieder herauszubekommen.“ Noch ist nicht klar, ob der Schlägertrupp im Auftrag gehandelt hat. Hinweise auf Hintermänner gaben WhatsApp-Chats, Sprachnachrichten und Zeugenaussagen, die zu einem Rockerclub führten, der in Ebermannstadt kurzzeitig bestanden hatte. Der Soldat firmierte als eine Art Waffenverwalter und Bodyguard des Club-Präsidenten, der andere sollte einfaches „Member“ werden. Die Zweiradgang stand unter dem Verdacht „einen Rauschgiftring aufziehen zu wollen“.

Schon bei der Eröffnung des Rockerclubs im August 2019 hatte die Polizei im Rahmen von Verkehrskontrollen bei dessen „Gästen“ allerlei Interessantes sichergestellt: verbotene Waffen und Drogen. Und als Beifang ging ein Österreicher ins Netz, der mit zwei Haftbefehlen gesucht wurde.