Wie sieht die Zukunft für die Stadt Forchheim aus?

20.5.2019, 19:08 Uhr
Wie sieht die Zukunft für die Stadt Forchheim aus?

© Illustration: planwerkstatt.Architekten

Das Forchheimer Bürgerforum (FBF) ist im 40-köpfigen Stadtrat mit zwei Mitgliedern vertreten. Die kleine Gruppierung hatte sich vor über zehn Jahren von den Freien Wählern abgespalten. Das FBF nimmt für sich in Anspruch, sein Abstimmungsverhalten je nach Thema auszurichten und für gute Argumente offen zu sein. Nun hat sich das FBF im Rahmen einer erweiterten Fraktionssitzung grundsätzliche Gedanken über die Entwicklung der Stadt gemacht. Titel: "Quo vadis — Wohin gehst du, Forchheim?" Dabei wird der Ist-Zustand beschrieben und am Ende die Bürger um Beteiligung gebeten. Wir machen uns das Diskussionspapier nicht zu eigen, dokumentieren es aber hier, weil es sehr grundsätzliche Fragen aufwirft:

"In Forchheim lässt sich eine rasante Entwicklung beobachten: Es ist abzusehen, dass sich die Stadt in kurzer Zeit nachhaltig verändern wird. Immer mehr Baukräne dominieren den Himmel. Überall sind Baustellen. Es werden fortlaufend neue Baugebiete erschlossen. Die Gewerbegebiete weiten sich aus, ein ganz Großer der Branche investiert zig Millionen an der Lände. Hier entstehen 20 Meter hohe und 250 Meter lange Gebäude. In wenigen Jahren hat die Bevölkerungszahl von 28 000 auf 32 000 Einwohner zugenommen.

Es gibt seit kurzem mehr Ein- als Auspendler. Forchheim ist zum Oberzentrum geworden. Der Tourismus wird angekurbelt. Sogar Kreuzfahrer sollen anlanden und in die Innenstadt gebracht werden. Städtische Großprojekte wie Sanierung Rathaus, Umgestaltung Paradeplatz, Kolpingshaus werden in Angriff genommen.

Das heißt, die Stadt nimmt atemberaubend Fahrt auf, was doch nur positiv sein kann oder gibt es dadurch auch negative Entwicklungen? Gibt es vielleicht Aspekte, die sogar Angst einflößen können?

Mehr Verkehr

Jeder kann feststellen, dass die Zahl der Autos zugenommen hat, dass der städtische Verkehr in den letzten Jahren erheblich mehr geworden ist. Entsprechend hat die Zahl der freien Parkplätze abgenommen. Das Leben hat sich teilweise aus der Innenstadt an den Stadtrand verlagert, wo sich Discounter, Cafés und Gaststätten angesiedelt haben. Dagegen scheint die Innenstadt weiter zu veröden.

Die Wohnraumnot hat zugenommen. Die gemeinnützigen Wohnungsunternehmen können die Nachfrage bei weitem nicht befriedigen. Überall wird der schon knappe Raum verdichtet. Bauträger treten auf den Plan, um jedes Fleckchen Land extensiv zu bebauen. Ein Fußballplatz wird mit bis zu sechs Stockwerken hohen Gebäuden zugepflastert, um über 300 Wohnungen zu errichten. Das Baulandmodell musste flexibilisiert werden mit der Konsequenz, dass Eigentümer mit sanfter Gewalt dazu gebracht werden, ihre Grundstücke nach den Vorgaben der Stadt in Bauland umzuwandeln.

Auch fehlen an die 200 bis 250 Kindergarten- beziehungsweise Kitaplätze. Die Stadt muss trotz erheblich gestiegener Steuer- und Abgabeneinkommen zunehmend Geld aufnehmen, um ihren gestiegenen Ansprüchen gerecht zu werden. Auch das eigene Personal muss vermehrt werden, um den Aufgaben nachzukommen. Züge rasen in immer kürzerem Takt und immer schneller mitten durch die Stadt, ohne dass wir sie nutzen können. Wir müssen die Autobahn und damit uns selbst einhausen, um den Fahrlärm erträglich zu gestalten, was trotzdem nicht gelingt.

Ist das der Preis, den wir für den Fortschritt zahlen müssen? Ist es ein Naturgesetz, dass wir immer größer werden und immer mehr haben wollen? Müssen wir dem Fortschritt immer atemloser hinterherhecheln? Brauchen wir überhaupt immer mehr Wachstum? Was ist denn unser Ziel? Wollen wir eine Einwohnerzahl von 35 000 oder 40 000 anpeilen? Wollen wir die noch verfügbaren Flächen bis zum letzten Quadratmeter bebauen? Wollen wir uns mächtigen Großkonzernen ausliefern?

Oder sollten wir stattdessen versuchen, unsere wirklichen Bedürfnisse zu entdecken und diese ernst zu nehmen? Reicht es uns nicht, wenn wir das bisher Geschaffte konsolidieren? Es soll hier nicht gegen Vollbeschäftigung, Wirtschaft, Wohlstand, Fortschritt gesprochen werden und es sollen keinesfalls apokalyptische rückwärtsgewandte Thesen verbreitet werden. Wir sind ja als FBF auch an der skizzierten Entwicklung beteiligt. Trotzdem scheint es in Anbetracht der rasanten Entwicklung, die ja eine Eigendynamik entwickelt und die die Stadt definitiv verändern wird, notwendig, einmal innezuhalten und zu reflektieren, was die eigentlichen Ziele des einzelnen Bürgers und der Gemeinschaft sind oder sein sollten."

Aus diesem Grund, heißt es in dem FBF-Papier weiter, soll eine "offene Diskussion" angestoßen werden. Ziel ist es, "Antworten von der Bürgerschaft zu bekommen unter dem Motto: Wie soll unsere Stadt in der Zukunft ausschauen?" Das FBF wird dazu eine Fragebogenaktion starten.

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