"Wir haben grundsätzlich kein Handynetz"

25.10.2017, 20:00 Uhr

© Fotos: Athina Tsimplostefanaki

Neulich in Forchheim: Man sitzt im Auto und telefoniert - natürlich auf dem Beifahrersitz. Es geht vorbei an den Kellern, durch die Waldstraße gen Serlbach. Kaum hat man das Ortsschild passiert, ist die Person am anderen Ende der mobilen Leitung nur noch in Bruchstücken verständlich, ein paar Wortfetzen, das obligatorische "Hallo? Hallo? Ich hör dich nicht mehr!"

Und spätestens am Gasthof Zu den Linden ist Schluss mit dem Gespräch. Auf dem Handybildschirm erscheint ein leeres, balkenloses Dreieck, daneben ein "G" oder ein "E". Das G steht für GPRS, der langsamste und älteste Netz-Standard, mit E wird EDGE abgekürzt, nur unwesentlich schneller als G. Willkommen in Serlbach, einem von vielen weißen Flecken auf der Netz-Landkarte Bayerns.

"Im ganzen Ort haben wir kein Mobilfunknetz", sagt ein Serlbacher, der sich mit dem Funkloch über dem 150- Seelen-Ort nordöstlich des Stadtgebietes abgefunden hat. Mit etwas Glück erwische man mal einen Empfangs-Balken auf dem Handy-Display, doch grundsätzlich sei mobiles Internet nicht verfügbar und selbst stationär breche die Online-Verbindung immer wieder zusammen. Unabhängig vom Anbieter. Ein Glasfaserkabel sei zwar im Zuge einer neuen Stromleitung in sein Haus verlegt worden, doch das ist nicht angeschlossen - wo kein Netz ist, nutzt eben das schönste Kabel nichts.

"Ich will mich aber nicht lauthals beschweren und darum auch lieber anonym bleiben", sagt der Serlbacher. Denn: "Was soll man schon machen? Wir sind ja nur ein kleines Dorf." Und früher sei es ja auch ohne Handy gegangen. Wenn die einzige Alternative ein unschöner Mobilfunkmast im Ort sei - "da hab ich doch lieber ein Funkloch."

Im Rathaus ist man sich des Problems bewusst, neben Serlbach gehöre beispielsweise auch Sigritzau zu den unterversorgten Gebieten, was Breitband- oder mobiles Internet angehe, sagt Viktor Naumann, Leiter des städtischen Referats für Wirtschaft und Stadtmarketing. "Hohe Funkmasten aufzustellen, um die Funklöcher zu füllen, ist nicht gerade ästhetisch - und in unserer Kulturlandschaft gäbe es dagegen viel Widerstand", so Naumann. Der Referatsleiter weiß auch um bereits verlegte Glasfaserkabel in unterversorgten Gebieten, die nicht angeschlossen sind.

Die Infrastruktur sei oft schon vorhanden, doch, so Neumann, "es ist ein wenig wie bei der Deutschen Bahn: "Die Schienen sind da und gehören der Bahn. Allerdings fahren darauf auch andere Unternehmen. Es kommt also darauf an, wer sie benutzt, wer eine Dienstleistung anbietet." Und große private Netzanbieter wie die Telekom oder Vodafone seien eben den Gesetzen des Marktes unterworfen. "Sie konzentrieren sich auf Gebiete, in denen es am lukrativsten ist, sprich die meisten Menschen und Kunden leben." Die Folge: ein "Markt-Versagen" in Orten abseits der städtischen Zentren.

Dagegen versucht der Freistaat beispielsweise mit dem von Markus Söder initiierten Förderprogramm für Bayern anzugehen: 1,5 Milliarden Euro für den Breitband-Ausbau, insbesondere im ländlichen Raum. "Daran nimmt auch die Stadt Forchheim teil", erklärt Naumann. "Und im Zusammenspiel mit dem Freistaat wollen wir so in den unterversorgten Gebieten eine zeitgemäße Breitband-Versorgung hinkriegen." Ein Markterkundungsverfahren hat die Stadt bereits hinter sich, derzeit gebe es ein Bieterverfahren. Bis Ende 2017 müssen die in Frage kommenden Netzanbieter ihre Kalkulation vorlegen.

Wann können die Serlbacher und Sigritzauer dann mit schnellem verfügbarem Netz rechnen? Viktor Naumann schätzt, dass das "2018, spätestens Anfang 2019" der Fall sein wird. Zwei weiße Flecken weniger.

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